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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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glücklich, mich nach einer Nacht der Trennung wiederzusehen.
    „Hättest du dir das jemals vorstellen können …?“ sagte er und wies auf den Himmel. „Die Geschwindigkeit, die Höhe … als wir so schnell flogen, hatte ich fast einen Orgasmus.“
    Ich lachte und gestand lächelnd, daß auch ich das Fliegen als sehr sinnlich empfand. Dann, als ich Joans ratloses Gesicht sah, fügte ich hinzu: „Wir sollten uns in Gesellschaft unserer Gastgeber nicht in der Menschensprache unterhalten.“
    „Du meinst die paramenschliche Sprache“, korrigierte Teon mich mit glänzenden Augen.
    „Das kommt auf den Blickwinkel an“, sagte ich unwirsch. Allmählich schien er hochmütig zu werden.
    Sergi bot mir ein Getränk an, und obwohl ich nicht besonders durstig war, nahm ich an, damit ich die Diskussion mit Teon nicht weiterführen mußte. Adriana wandte sich ab, als Sergi mir zutrank.
    „Hier“, sagte Joan zu ihr. „Nimm einen Schluck von mir.“
    Adriana schüttete den Kopf. „Ich habe keinen Durst.“
    „Speichel macht keine Falten“, sagte Joan, doch Adriana machte keine Anstalten, die Flasche zu nehmen, daher steckte er sie wieder weg. Nun wieder mürrisch, gab Joan Sergi ein Zeichen. „Komm, wir schauen nach dem Sender.“
    „Er arbeitet ordnungsgemäß“, meldete Adriana.
    „Er ist zehn Klicks daneben!“
    „Ruhig, Joan“, besänftigte Sergi und schob sich zwischen Joan und Adriana und erinnerte mich daran, wie er in gleicher Weise zwischen Adriana, Teon und mich getreten war. „Was hast du gefunden, Adriana?“
    Sie kreuzte die Arme vor der Brust. „Der Laser arbeitet bestens, jedoch ist die elektromagnetische Abschirmung nicht in Ordnung. Irgend etwas beeinträchtigt die Schirme, aber ich konnte nicht feststellen, was. Ich wollte nicht meine Laserklinge benutzen, weil es ganz danach aussieht, als könnte sich die äußere Haut ablösen.“
    „Kupferschirme?“ fragte Sergi.
    „Korrodiertes Kupfer“, erwiderte Adriana nickend.
    „Wahrscheinlich hat sich durch das Beben etwas gelöst, das dann zwischen die Schirme gefallen ist. Groß muß es nicht sein … eine Niete oder ein Stückchen Draht kann schon die Isolation zwischen den Schirmen unterbrechen.“
    „Das würde reichen“, gab Joan widerstrebend zu, „und dem ganzen mehr Saft geben.“ Er nickte Sergi zu. „Dann laß uns mal nachsehen.“
    Sie untersuchten die Ausrüstung in den kleinen Taschen an ihren Gürteln und schienen erleichtert festzustellen, daß sie alles bei sich hatten, um die Reparatur durchzuführen. Sie gingen auf den Turm aus Trägern zu, auf dessen Spitze der Peilsender ruhte. Zugang bot eine schlanke Leiter, die sich in den Himmel reckte und fast den Rand meines Sehfeldes erreichte. Joan und Sergi begannen den Aufstieg und kletterten schwerfällig Hand über Fuß.
    „Meinst du, sie hätten etwas dagegen, wenn ich sie begleite?“ fragte ich. Ich hatte nie zuvor einen Peilsender gesehen, noch nicht einmal einen Turm von der Art, wie ich ihn vor mir sah. Ich war begierig zu erfahren, in welcher Weise sie die Träger befestigt hatten. Ich sah nämlich nirgendwo Verbindungen aus geflochtenem Draht.
    „Dazu bist du nicht berechtigt“, entgegnete Adriana knapp.
    „Aber ich bin doch mit dir hinaufgestiegen“, mischte Teon sich verblüfft ein.
    Adriana tat so, als gäbe es für sie nichts Wichtigeres, als die beiden Kletterer zu beobachten, und sie antwortete gedankenversunken, als sie sich gleichzeitig von uns entfernte: „Es gibt Dinge, die ihr nicht versteht … Industriegeheimnisse, die Gefahr der Sabotage.“
    „Aber …“
    Ich berührte Teons Arm und strich ihm mit dem Schwanz über den Nacken, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich begreife das auch nicht, aber es hat keinen Sinn, uns mit ihr auf einen Streit einzulassen. Sergi und Joan sind sehr nett und umgänglich.“
    „Ich habe versucht ihr klarzumachen, daß du nicht so bist wie die anderen Katzen“, sagte Teon und benutzte dazu die menschliche Sprache. „Aber es war zwecklos. Dein … Anderssein beunruhigt sie.“
    Ich betrachtete Adriana, so aufrecht und sicher in ihrem Auftreten. Der Geruch nach saurem Moos strömte immer noch aus ihren Poren, obwohl sie so ausgeglichen und tapfer wirkte. Die Angehörigen meines eigenen Volkes produzieren keinen Angstgeruch, dennoch glaubte ich, unter ihnen ein ähnliches Verhalten beobachtet zu haben, vor allem bei Chel und Tarana, die jede Person fürchteten, die nicht zu ihrer gleichrangigen Gruppe gehörte. Ich

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