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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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zum Nutzen der Gemeinschaft zu wirken, doch nun hat die Gemeinschaft nicht mehr das Recht, selbst zu entscheiden, was nützlich ist und was nicht. Diese Entscheidung trifft jetzt die Hüterin!“
    „Außer wenn der König anwesend ist“, erinnerte Baltsar mich. „Ich finde, die meisten Entscheidungen bei Disputen zwischen Akadem und dem Tempel sind sehr genau durchdacht.“
    Ich nickte. „Aber er ist in jedem Sommer immer nur für ein paar Monate hier.“ Ich betrachtete Baltsar aufmerksam. „Es wird davon geredet, daß Akadem ihm jedes Jahr ins Tiefland folgen soll, so daß wir seine Überlegungen stets kennen und berücksichtigen können.“
    „Dann wären wir ja die meiste Zeit des Jahres voneinander getrennt.“ Baltsar reagierte voller Betroffenheit.
    „Noch ist überhaupt nichts entschieden“, schränkte ich hastig ein. „Tarana könnte ja durchaus beschließen, uns zu folgen, und dann hätten wir so gut wie nichts gewonnen, außer vielleicht daß wir noch genauer beobachtet werden. Meinst du, sie würde uns folgen?“
    „Keine Ahnung. Der Tafelland-Tempel ist immer noch der schönste im gesamten Königreich, und offenbar auch der älteste. Dort die höchstrangige Hüterin zu sein, verschafft ihr ein erhebliches Ansehen im Volk. Und viele Leute glauben auch, daß der Tempel im Besitz alter Geheimnisse ist, zu denen die Hüterinnen Zugang haben, wenn ich mir auch nicht so sicher bin, ob sie neben ihrem Einfluß auf den König diese Aura des Mystizismus auch noch braucht. Trotzdem scheint ihr einziges Lebensziel darin zu bestehen, die Träume zu formen, und sie scheint zu spüren, daß sie das nur schaffen kann, wenn sie Akadem unter ihre vollkommene Kontrolle bringt.“
    „Das sollte niemals geschehen. Akadems Geschichte ist von dem Ideal der Freiheit bestimmt.“
    „Es könnte schlimmer sein, Heao. Du könntest auch einem König dienen, der dumm ist oder noch mehr vom Schicksal gequält als unserer. Ich glaube kaum, daß man ihn um seine Position beneiden kann, sich zwischen dem Nutzen für das Reich und der Verdammung seiner eigenen Seele zu entscheiden. Ich will mit ihm wirklich nicht tauschen.“
    „Ich glaube nicht, aber ich muß immer wieder daran denken, wie das Leben wohl wäre, gäbe es Tarana nicht. Du würdest wahrscheinlich deine Waren im Fjord mit Hilfe einer Feuermaschine hochhieven, anstatt Sklaven einsetzen zu müssen.“
    Baltsar schüttelte den Kopf. „Neerings verrückte Erfindung verbrauchte zuviel Kohlen, selbst wenn der Tempel die Maschine nicht verboten hätte.“
    „Auch du bist schon von ihren Lügen beeinflußt, Baltsar, es braucht Zeit und eine Vielzahl von Experimenten, neue Ausrüstungsteile zu vervollkommnen. Diese gedankenlosen Verbote sind schrecklich unfair.“
    Baltsar schien sich unbehaglich zu fühlen. „Für Akadem gibt es noch viele Wege, auf denen weitergeforscht und experimentiert werden kann. Kaufleute und Fischer brauchen bessere Boote. Schilfboote sind zu vergänglich, und außerdem gehen sie bei Sturm unter, weil sie zuviel Wasser aufnehmen. Warum könnt ihr nicht etwas Besseres entwerfen?“
    „Das Problem scheint allein beim Konstruktionsmaterial zu liegen“, meinte ich und verstummte dann, denn er versuchte mich anzustacheln und gleichzeitig das Thema zu wechseln. Ich schüttelte meinen Schwanz, um ihn wissen zu lassen, daß seine List keinen Erfolg haben würde. „Man hat uns erlaubt, die Nahrungsanforderungen der Sklaven zu studieren und diese Berichte an interessierte Bürger weiterzuverkaufen. Man hat uns ermutigt, ihre Schlafgewohnheiten zu studieren, ihre eingegrenzten Sehfähigkeiten und sogar ihre Zuchtfähigkeiten. Warum nicht auch ihre intellektuellen und ihre emotionalen Fähigkeiten?“
    Baltsar schwieg, denn er wußte, daß es auf meine Frage keine einleuchtende Antwort geben konnte. „Nun“, meinte er und fuhr mir mit seinen Krallen zärtlich durch den Pelz. „Ich muß noch in einige Geschäfte. Die Sklaven werden bald wach, und vor Anbruch der Nacht muß noch eine Menge erledigt werden.“
    Ich nickte geistesabwesend. In jeder Dezizwienacht versammelten Baltsar und andere Kaufleute und Inhaber der erleseneren Warenhäuser der Stadt sich, um ihre Expeditionen ins Tiefland oder in andere Bergstädte zu organisieren, wo sie mit Tafellandprodukten Handel trieben. Baltsars Exporte und Importe richteten sich nach Angebot und Nachfrage und zum wesentlichen Teil auch nach seiner Beurteilung, welche neuen Waren eingeführt werden sollten,

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