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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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Verschwinden. Diese blieben stets gleich, als stünde die Feuerkugel am Himmel unverrückbar fest und als drehe sich die Welt darunter hinweg.
    Bei meinen Wanderungen arrangierte ich meine Kapuze so, daß meine Ohren sich im Schatten befanden. Ich erlitt keine Verbrennungen, jedoch entwickelte sich zur Lichtzeit eine erdrückende Hitze. Bei einer solchen Gelegenheit drang ich einmal in eine schattige Schlucht ein, in der ein schnell strömender Bach floß, über glatte Steine und Felsbrocken sprudelte und dabei die Luft mit einem feuchten, kühlen Nebel erfüllte. Ich machte es mir in der Feuchtigkeit bequem, lauschte dem Plätschern des dahinfließenden Wassers und träumte, als ich meine Augen schloß, von meiner eigenen verregneten Heimat. Ich sah, wie die Augen des Königs sich überrascht weiteten, als er meine Zeichnungen sah, auf denen ich einen neuen Blickwinkel von der Himmelsbrücke lieferte und die ich mit Schatten so dargestellt hatte, daß die Helligkeit des Lichts deutlich wurde, die sie während der Nacht reflektierte. Dann sah ich mich an Baltsars Seite, ruhig, ausgeglichen, mich wohlfühlend …
    „Heao.“ Es war nicht die tiefe Stimme meines Helfers.
    „Teon!“ Das Rauschen des Baches hatte seine Annäherung übertönt. Meine Augen weiteten sich erschreckt und zugleich vor Freude. Grinsend hockte Teon sich neben mich. Die Haare auf seinen Armen und Beinen waren heller als sonst, und seine Haut hatte einen dunkleren Ton angenommen und wies Flecken auf. „Du bist verbrannt“, stellte ich fest und berührte die Wunden.
    „Nein“, entgegnete er. „Die Verbrennungen machen die Haut widerstandsfähiger, und sie wird nur …“ Er zuckte die Achseln. „Es läßt sich nicht übersetzen … dunkel. Es tut nicht weh.“
    „Warum bist du zurückgekommen, Teon?“
    „Um Euer Lachen zu sehen, Heao. Dort ist die Himmelsbrücke.“ Sein Daumen wies nach links, aber wir konnten den Bogen nicht erkennen, weil die Wand der Schlucht uns die Sicht versperrte. „Und die Sonne, das Gottesfeuer, ist auf der anderen Seite.“ Sein anderer Daumen wies nun nach rechts, doch auch das Gottesfeuer war nicht zu sehen, da wir im Schatten saßen.
    Ich lächelte. „Wäre nicht Taranas Unglück gewesen, dann hätte ich wohl kaum die Zeit gefunden, diesen wundervollen Anblick zu erleben.“
    Teons Brauen hoben sich fragend. „Tarana?“
    Ich erzählte ihm, was passiert war. Besonders beeindruckt war er von der Neuigkeit nicht.
    „Heao, macht Euch das helle Licht denn nichts aus?“
    „Nicht besonders viel“, erwiderte ich. „Offengesagt habe ich es sogar gern.“ Ich konnte nicht entscheiden, ob mein Geständnis ihm gefiel oder ihn störte.
    „Nun dann“, meinte er schließlich, „da Ihr Euch offenbar in der wahren Welt aufhalten könnt, bleibt hier. Dies ist ein Land des Überflusses, wo Wissen einen vom einfachen Sammler zum Bauern machen kann.“
    „Du verfügst über das notwendige Wissen, Teon.“
    „Gemeinsam könnten wir noch mehr erreichen, und Ihr könntet den wolkenlosen Himmel jeden Tag sehen.“ Er benutzte das Sklavenwort für Zwienacht, und ich ahnte, daß es zutraf.
    Anfangs hatte ich nicht mehr sehen wollen als die Himmelsbrücke und ihre Kante, und ich wollte wissen, ob das Gottesfeuer auf dem Boden lag oder am Himmel schwebte. Nun, da ich darüber Klarheit hatte, war ich immer noch unzufrieden, war mein Traum noch nicht erfüllt. Das Gottesfeuer stieg in der Frühe aus den Bergen auf und legte sich später irgendwo zur Ruhe. Welchen Weg beschrieb es während der Nacht, oder bewegte die Welt sich? Wenn der Winter anbrach, verschwand es dann ebenso wie in meiner Heimat? Würde es vom Himmel abstürzen? Ich konnte kein Pendel, keine Stütze, kein Seil erkennen. Sollte ich etwa sogar Flammenhüter sehen, wenn er kam, um es anzufachen? Kam es nur darauf an, wie lange ich noch in dieser Gegend blieb? Aber ich schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht bleiben, Teon. Die anderen brauchen mich.“
    „Wenn Ihr bleibt, schaffen sie den Rückweg nicht.“
    Ich nahm an, es war eine Frage. „Ja, und außerdem habe ich auch noch zu Hause wichtige Aufgaben.“ Ich drückte Teons Hand. „Und dann darf ich auch meinen Helfer nicht vergessen.“
    „Ihr liebt ihn“, stellte Teon fest. Dann erhob er sich, und unsere Hände berührten sich nicht länger. Sollte er die Art unserer Freundschaft immer noch mißverstehen? Sein Gesicht schien vor Schmerzen verzerrt zu sein. „Ich glaube, Ihr werdet zurückkommen,

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