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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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nicht.“
    „Nicht wenn ihr es wirklich wollt“, murmelte ich und dachte an die Gelegenheiten, bei denen wir besonders steiles und unwegsames Gelände hatten umgehen müssen, weil Baltsar und Chel fürchteten, bei den Kletterpartien einen Sklaven zu verlieren. Und klettern mußten wir, nach einer vollen Schlafperiode für mich und einer halben für Teon, aus einem Flußtal mit Steilwänden hinaus auf eine bewaldete Hochebene.
    Das Laubwerk im Tal hatte ich als ziemlich dicht angesehen. Bestimmt war es dichter als alles, was ich bisher angetroffen hatte. Auf der Hochfläche jedoch waren die Bäume höher als einige Schwanzlängen, und die Äste waren so ausladend, daß sie richtige ineinander verflochtene Schirme bildeten. Der Untergrund war mit einer säuerlich riechenden Schicht verfaulender Vegetation bedeckt, in der nur sehr wenige Pflanzen gediehen, so daß wir unter den Bäumen sehr gut vorwärts kamen. Gelegentlich trafen wir auf eine freie Stelle, die mit dichtem Unterholz bewachsen war und die wir umgingen. Bald schon hörten wir donner-ähnlichen Lärm, und obwohl sich erste Wolken am Himmel sammelten, wußte ich, daß dies kein richtiger Donner war. Teon bemerkte, wie ich die Ohren spitze.
    „Sie sind es“, informierte er mich. „Sie bringen Bäume zum Umstürzen.“ Er betrachtete einen der Bäume, dessen Stamm dicker war als die Schulter eines Sklaven, und schauderte.
    „Laß uns weitergehen“, bat ich und versuchte im hinteren Teil meines Gehirns die Frage zu verdrängen, wie Bäume von dieser Dicke umstürzen konnten, ohne daß sie dabei starben.
    Teon nickte und setzte sich wieder in Bewegung, doch nun waren seine Schritte langsamer als vorher, und er versuchte mit ängstlichen Blicken den Halbdämmer unter den dichten Astschirmen zu durchdringen.
    Ohne Vorwarnung jagte ein schreiender Gott über die Baumspitzen hinweg. Sein plötzliches Auftauchen erschreckte uns derart, daß wir in die Knie sanken. Trotz des fürchterlichen Lärms wagte ich es hochzuschauen und sah ein silbriges Blitzen und einen dampfenden Schweif, ehe er verschwand. Zitternd kam ich wieder auf die Beine. Teon starrte mich aus großen, angsterfüllten Augen an und wartete auf meine Reaktion. Ich glättete meinen Nackenpelz und hob meinen Schwanz, den ich zwischen die Beine geklemmt hatte. „Das war … wunderbar“, sagte ich und hoffte dabei, daß das Beben in meiner Stimme nicht zu hören war und mich verriet. Meine Neugier trieb mich weiter, jedoch war ich mir darüber im klaren, daß ich ebenfalls stehenbleiben würde, wenn Teon zu ängstlich wäre, um den Weg fortzusetzen.
    Er atmete heftig. „Er hat uns anscheinend nicht bemerkt.“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich sind wir zu unbedeutend.“ Mir gefiel die Vorstellung, den Göttern fremd zu sein. Es stimmte mit meinen bisherigen Überlegungen überein.
    „Wie viele Spinnen haben wir während unseres bisherigen Lebens zertreten, ohne uns dessen bewußt zu sein?“ fragte Teon mehr sich selbst. Doch dann drang er mit erhobenem Kopf und geballten Fäusten weiter vor und verschwand zwischen den Bäumen.
    Schließlich deutete Teon an, daß wir den Göttern so nahe gekommen waren wie er kurz vorher. Er zog sich auf einen der unteren Äste eines Baumes und kletterte dann nach oben. Ich benutzte die rauhe Borke als Kletterhilfe für meine Hände und Füße und schlang außerdem meinen Schwanz um Äste in der Nähe, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann erreichten wir unseren Aussichtspunkt. Teon brauchte es mir gar nicht zu erklären. Ich konnte die Götter ganz deutlich erkennen.
    Eine große Fläche Land war frei von Bäumen; ich wußte sofort, daß dies keine natürliche Lichtung sein konnte. Entwurzelte Bäume und nackte Stämme waren entlang einer Seite der Lichtung derart aufgestapelt, daß sie einen alles überragenden Schutzwall bildeten. Auf der nackten, rauhen Erde ruhten mächtige metallische Blasen und Würfel, die hell glänzten, obwohl das Licht des Gottesfeuers teilweise von Wolken abgeschirmt wurde. Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob diese metallenen Gebilde die Götter selbst waren, denn selbst aus dieser Entfernung boten sie einen wunderschönen Anblick. Dann gewahrte ich auf der Lichtung winzige Schatten.
    „Seht Ihr?“ flüsterte Teon. „Sie haben gerade Wirbelsäulen und sind schwanzlos.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Wir sind noch nicht nah genug“, sagte ich., »Aber manchmal höre ich …“ Ich verstummte und

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