Im Schatten des Ringes
Felice zu sein. Ihr gelang das Kunststück, gleich mit ihrem ersten Roman beachtliche Resonanz hervorzurufen. Gewiß, Cynthia Felice hat bislang noch keinen jener Preise gewonnen, die das eigentliche „Sesam öffne dich“ der SF-Welt darstellen. Aber es gelang ihr, einer im SF-Genre völlig unbekannten Autorin, sich auf Anhieb Respekt zu verschaffen. Vielleicht hat es ein bißchen damit zu tun, daß Cynthia Felice zwar im literarischen Bereich noch ein unbeschriebenes Blatt war, aber durchaus schon über einige Lebenserfahrung verfügte. Cynthia Felice wurde am 12. Oktober 1942 in Chicago geboren. 1971 zog sie nach Colorado Springs, wo sie auch heute noch lebt. Genauer gesagt: Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in einem Haus östlich der Stadt, das, landschaftlich schön gelegen, an einem Abhang erbaut wurde und einen großzügigen Blick auf die Ausläufer der Rocky Mountains erlaubt.
In jungen Jahren arbeitete Cynthia Felice als Verkaufsingenieur und Abteilungsleiterin in der elektronischen Industrie. Später betätigte sie sich als Projektleiterin in der Computerindustrie und ist heute als Inspektorin einer Firma tätig, deren Aktivitäten im Bereich der Mikroelektronik liegen.
Science Fiction schreibt Cynthia Felice zur Zeit nebenberuflich. Sie publizierte Erzählungen in dem Magazin Galileo sowie in den Anthrologienreihen Universe, Chrysalis – die deutsche Ausgabe dieser Reihe erscheint innerhalb der Playboy-SF-Reihe des Moewig Verlags – und in dem Buch Millennial Women. Eine Anzahl von Artikeln veröffentlichte sie in The Writer sowie in technischen Magazinen. Der hier vorliegende Roman Im Schatten des Ringes (Godsfire) ist ihr erster Roman und erschien 1978 in den USA. Ihm folgten inzwischen die Bücher The Sunbound (1981) und Wate Witch (gemeinsam verfaßt mit Connie Willis, 1972). Der Roman Eclipses soll ebenfalls noch 1982 erscheinen, und zwei weitere Romane – einer davon wieder in Zusammenarbeit mit Connie Willis – befinden sich derzeit in Vorbereitung.
Cynthia Felice hat das Handwerk des Schreibens 1976 im Clarion Writer’s Workshop erlernt und nahm an weiteren, den Milford Workshops, in den Jahren 1977, 1980 und 1981 teil. Sie war inzwischen selbst für die Western States Art Foundation bei der Veranstaltung von Autoren-Workshops tätig und unterrichtete auch an mehreren Colleges in Colorado als Gastdozentin bzw. Tutorin. Gemeinsam mit Edward Bryant, einem der interessantesten neuen amerikanischen Autoren – sein Buch Eine Stadt namens Cinnabar erscheint in Kürze in der Reihe Moewig Science Fiction –, gründete sie den Colorado Springs Writer’s Workshop, der sich insbesondere der Förderung solcher Autoren annimmt, die stilistisch und thematisch eher als Rebellen und Bilderstürmer zu bezeichnen sind. Cynthia Felice pflegt neben all ihrer Arbeit auch noch einige Hobbys: Bergsteigen, Amateurastronomie und Lesen, und gelegentlich beteiligt sie sich an Wildwasserfahrten auf einem Floß.
Der Roman Im Schatten des Ringes (Godsfire) wurde von der Kritik fast einhellig positiv besprochen. Dieser Blick auf die fremdartige Kultur von Katzenwesen, die sich versprengte Abkömmlinge irdischer Kolonisten als Sklaven halten – mitgeteilt durch eine Katzenfrau, die eindeutig die sympathiebesetzte Protagonistin des Romans ist –, erinnerte mehrere Kritiker an die frühe Ursula LeGuin. Es bleibt abzuwarten, ob Cynthia Felice das mit diesem Erstlingsroman gegebene Versprechen einlöst und einen Weg geht, der einem einer Ursula LeGuin – dem wohl wichtigsten weiblichen Autor der amerikanischen Science Fiction – vergleichbar ist.
Hans Joachim Alpers
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