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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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in meiner Brust rasselten und als Echo von den nackten Wänden ringsum widerhallten. Das Feuer im Herd prasselte und knatterte, und die Hitze wurde unerträglich. Ich stolperte und wäre sicherlich gestürzt, wenn nicht plötzlich Teon von irgendwoher aufgetaucht wäre und mich aufgefangen hätte.
    „Es ist schon gut“, sagte ich, aber es stimmte nicht. Er half mir, mich hinzusetzen. Ich wartete, konnte Baltsars Verrat an mir immer noch nicht fassen. Ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln und meinen zitternden Körper zu beruhigen. Ich weiß nicht, wie lange ich dasaß, bis schließlich Semas Geschrei das Vakuum in meinem Bewußtsein durchbrach, und als ich mich umwandte, sah ich Teon, der mich besorgt musterte.
    Er nahm Sema aus der Wiege und schmiegte sie an seine Brust. Er lächelte nicht, und seine runden Augen blickten ernst, jedoch war der Anblick, wie er mein Kind liebkoste, sehr hübsch und irgendwie aufmunternd. Ich lächelte. „Ich bin nicht geschlagen, Teon, ich lasse es ganz einfach nicht zu.“
    „Ich weiß“, meinte er und lächelte nun ebenfalls. „Aber der Schmerz muß schrecklich sein.“ Er blickte zur Tür, welche zu schließen Baltsar sich nicht die Mühe gemacht hatte. Ein leichter Regen wehte über die Schwelle, aber es gab keinen dicken, wertvollen Teppich mehr, der hätte naß werden können. „Wie kommt es, daß Ihr mich so schnell wieder anlächeln könnt? In welches Bewußtsein verbannt ihr Vorkommnisse wie diese?“ Er schaute mich fragend an.
    „Wenn ich mein Bewußtsein mit Grübeleien darüber belasten würde, was mir in diesem Winter alles zugestoßen ist, würde ich wohl verrückt. Der Teil meines Bewußtseins, mit dem ich nicht dauernd kommuniziere, wird sich schon um diese Dinge kümmern und sie verarbeiten.“
    Ich belog ihn mit einem ziemlich unbeteiligten Gesicht, und mein Sklave nahm die Lüge mit einem Achselzucken an. Er brauchte nicht zu wissen, wie wütend ich auf Baltsar war und wie hilflos ich mir vorkam. Gedankenströme gingen zwischen meinen beiden Gehirnen hin und her, befaßten sich mehr und mehr mit Verrat und Verlassen, Rache und Standhaftigkeit. Irgendwie stärkte das Bewußtsein, daß man mich schon wieder verraten hatte, meine Kraft zum Durchhalten. Und die Vorstellung von schlimmer Rache, die bisher noch von keinem meiner beiden Gehirne bedacht worden war, war ein berauschendes Gefühl.
    Meine Kraft stellte sich wieder ein. Mit Sema auf dem Arm erhob ich mich, durchquerte den Raum, um die Tür zu schließen. Allein am Geruch konnte ich den Wind, der mich umwehte, als Frühlingsboten identifizieren, jedoch verursachte er mir ein Frösteln. Schnell trat ich wieder an den Herd.

19

    Es schien, als wäre ich gestorben. Niemand redete mit mir oder nickte mir zu, wenn ich mich in den Straßen der Stadt zeigte. Tempelbesucher verstummten, wenn ich den Andachtsraum betrat. Dann ließ man mich mit den Statuen und Bildern allein. Klarheit stand aufrecht auf ihrem luftigen Thron und spendete mir keinen Trost. Ich befand mich in einem Zustand ständiger Unterkühltheit und trug immer noch dicke Winterkleidung, während die meisten Leute schon ihre kurzen Sommercapes und luftigen Gewänder hervorholten.
    Wenn ich zu Hause war, fachte Teon das Feuer mit Torfziegeln oder Kohle an, doch mein vor Kälte erstarrtes Gemüt war stärker als mein Herz, und ich schien wie von einem Eispanzer eingeschlossen zu sein.
    Ich hauchte auf meine Finger und betrachtete voller Unzufriedenheit die Karte, an der ich gerade arbeitete. Da niemand mich störte, hätte dies eine Periode großer Produktivität sein können. Jedoch waren die Zeichnungen, die ich auf die Albinohäute, die Teon zusammengenäht hatte, aufbrachte, unvollkommen. Ich drückte zu fest auf den Stift, und die Tinte verwischte. Die Randverzierungen, die den Rauhreifkristallen im Winter glichen, waren unregelmäßig breit, und sie konnten nicht erneuert werden. Meine Gedanken lenkten mich ab, und ich verdarb das Werk. Einsamkeit war eine schlimme Krankheit.
    „Jetzt lauft nicht wieder herum“, sagte Teon, als er sah, wie ich mich von meiner Arbeit erhob. Er nähte soeben weitere Häute zusammen. Er hatte bereits einen kleinen Stapel fertig.
    Ich begann meine ziellose Wanderung und war mir bewußt, daß er mich beobachtete.
    „Wenn Ihr schon nicht arbeitet, dann solltet Ihr Euch wenigstens pflegen und etwas für Euer Äußeres tun.“ Seine Worte stellten einen eindeutigen Tadel dar, jedoch war er bemüht, sie so

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