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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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daß ein Sturz in einem dieser Abgründe enden müßte. Doch Teon, der hinter mir ging, griff nach meinem Arm und bewahrte mich vor dem Abstürzen.
    „Nur noch ein kleines Stück, Fräulein, und der Kaufmann wird für die Nacht eine Rast einlegen.“
    Schlaf! Ich hatte überhaupt nicht gewagt, an so etwas zu denken. Wegen der Zeremonie am vorhergehenden Abend in der Konklave der Akademer hatte ich eine Schlafperiode versäumt, und ich sehnte mich nach einem Nickerchen. Aber ich kannte auch die Warnungen, niemals in den Kältezonen des Gebirges einzuschlafen. Es war lebensgefährlich! Zu erfahren, daß der Kaufmann, ein erfahrener Bergsteiger, regelmäßige Schlafpausen eingeplant hatte, beruhigte mich und schenkte mir die Kraft, ein paar weitere Schritte zu machen … und danach noch einige mehr.
    Nach einer Weile mußte ich erkennen, daß der Sklave unter „bald“ etwas ganz anderes verstehen mußte als ich. „Ein Stückchen weiter“ hieß bis zum Scheitel des Passes. Als Baltsar schließlich das Zeichen zum Anhalten gab, sank ich einfach in den Schnee, doch Teon ließ nicht zu, daß ich meine schwerverdiente Rast auskosten konnte.
    „Hier entlang“, sagte er und zog mich am Arm hoch. Halb führte, halb trug er mich in eine Felsnische, wo ein anderer Sklave weiches Altmoos auf dem Boden verteilte.
    Baltsar schob seinen Kopf um die Felskante. „Du schläfst hier, Heao.“ Er zwinkerte mir zu. „Das Moos ist vom vergangenen Jahr, aber es ist viel besser als der Schnee.“
    Ich erkannte, daß dieser Ort ein regelmäßiger Rastplatz des Kaufmanns sein mußte, und offen gesagt war es mir völlig gleichgültig, daß das Moos nicht mehr frisch war. Ich ließ mich darauf niedersinken, dachte kurz daran, daß der Kaufmann jetzt sicherlich im Schnee lag, schlief aber ein, ehe die Sorge um ihn meine Müdigkeit vertrieb.
    Nachdem ich mich durch den Schlaf etwas erfrischt hatte, änderte sich der Charakter der Wanderung. Wahrscheinlich war es auch nur die lustige Art, in der wir auf der anderen Seite des Passes ins Tal hinabstiegen, die meine Stimmung aufbesserte. Der Schnee war tief und der Hang sehr breit. Anstatt wie zivilisierte Wesen abwärts zu gehen, rutschten wir wie Kinder bei einem Winterpicknick auf unseren Gesäßen bergab und legten dabei in verhältnismäßig kurzer Zeit große Entfernungen zurück. Die Sklaven mußten auf ihre Lasten und die empfindlichen Waren achten, so daß ihr Abstieg weitaus kontrollierter erfolgte als meiner. Allerdings bewegten sie sich mit ihrer Erfahrung weitaus schneller vorwärts als ich mit meiner Begeisterung. Baltsar, der sich von meiner Ausgelassenheit anstecken ließ, überholte mich, trieb mich zu immer schnellerem Tempo an und forderte mich heraus, ihn einzuholen und zu fangen.
    Das tat ich. Mitten auf einem langen Gleitstück erwischte ich ihn, als er anhielt, um einige Schritte seitwärts zu machen, und wir rollten ein großes Stück weiter, bis wir endlich anhalten konnten. Die Sklaven hatten bereits das Ende des Schneefelds erreicht, als Baltsar sich aus meinem Griff löste, davonsprang und mit einem triumphierenden Heulen den Abhang hinuntersauste. Ich folgte und überholte ihn mit einem Schrei der Begeisterung, als er seine Fahrt abbremste. Ich kam vor Baltsar bei den wartenden Sklaven an. Berauscht von meinem Sieg glitt ich an den Sklaven vorbei und stürzte mich in das nächste Steilstück. Es war noch steiler, und ich sauste noch schneller hinab.
    „Heao, warte!“ hörte ich Baltsar rufen.
    Ich lachte und vertraute darauf, daß ich sie auf diesem Abhang allesamt abhängen würde. Schnee stob um mich herum, als ich in langen Sprüngen dem Tal entgegenstrebte, und mein Herz klopfte wie wild, weil mich das Tempo so erregte, und die besorgten Rufe Baltsars wurden von mir nicht beachtet, außer daß sie Öl in das Feuer meiner Eitelkeit gössen. Der Weg war frei, Schnee erstreckte sich vor mir so weit ich blicken konnte, und das Geräusch meines Körpers, der durch die weiße Pracht glitt, vermischte sich mit meinen begeisterten Schreien. Ich konnte hören, wie Baltsar sich vergeblich bemühte, mich einzuholen.
    Plötzlich prallte etwas von hinten gegen mich, bremste meine schnelle Fahrt und drückte mich tief in den Schnee. Mein Angreifer war Teon. „Das ist nicht fair“, klagte ich lachend. Der Sklave jedoch lachte nicht. Sein Gesicht war blaß, und seine Lippen bildeten einen schmalen Strich. Dann erreichte Baltsar uns und stoppte seine Gleitfahrt mit einem

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