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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der
Zubringerstraße zum Schloss, hatten das Dorfende passiert, hatten das Schild
mit dem Hinweis, im Schloss sei zurzeit keine Besichtigung möglich, gesehen und
tauchten ein in den Wald. Wenig später gelangten sie an den schmalen Weg, der
links abzweigt. Unter den Bäumen war das Licht schwächer geworden und die
tiefen Schatten nahmen zu. Trotzdem sah Tim sofort: Dort hinten, wo der Weg
einen Bogen machte, waren rechts und links Zweige geknickt, frisch geknickt.
    Er machte seine Freunde darauf
aufmerksam und sie folgten dem Weg.
    „Reifenspuren!“ Tim deutete zu
Boden.
    „Können alt sein“, meinte
Klößchen.
    Tim bückte sich und prüfte die
dunkle Erde, in die sich das Reifenprofil gedrückt hatte.
    „Sind sie aber nicht. Sind
frische Spuren. Die Erde ist noch feucht und weich. Nicht drauf treten, ja! Ich
weiß zwar nicht, mit welchen Pirellis so ein SXX ausgerüstet ist. Aber wenn die
Polizei hiervon Gipsabdrücke macht und von Reifenspuren auf Heymwachts
Grundstück — dann ließe sich feststellen, ob der SXX hier gefahren ist.“

    „Und was würde das nützen?“,
fragte Karl.
    „Außerdem hören die Spuren dort
auf.“ Klößchen hatte das Ende der Eingrabungen entdeckt. Dahinter war der
erdige Boden so spurenfrei wie ein frisch geharktes Beet.
    Die Jungs blieben stehen.
    Eindeutig!, dachte Tim. Hier
hat ein Wagen geparkt. Die Spuren sind tiefer. Könnte natürlich auch der
Dienstwagen eines Waidmanns gewesen sein; eines Sonntagsjägers, der seiner
abartigen Lust nachgeht und am Wild herumschießt — oder eines Holzgerechtsamen,
der im Schloss-Wäldchen Bäume fällen darf. Oder es war der SXX.
    „Wenn er’s war“, überlegte
Karl. „Warum stand er dann hier und wo ist er jetzt?“
    „Weil man das Versteck erst für
gut hielt“, meinte Klößchen, „und dann merkte, dass es doch nicht gut ist.“
    „Also haben wir es mit blöden
Kidnappern zu tun.“ Karl schüttelte den Kopf.
    „Vielleicht eine
Zwischenstation“, sagte Tim. „Erst mal runter von der Straße und warten bis die
Luft rein ist — dann ins eigentliche Versteck.“
    „Was heißt: bis die Luft rein
ist?“, fragte Karl.
    Tim hob die Schultern. „Nehmen
wir an, beim vorgesehenen Versteck war jemand, der nicht dazugehört. Der musste
erst weggelockt oder weggeschickt werden. Solange war der Wagen hier geparkt.
Vielleicht sogar mit den Mädchen. Die kann man einschüchtern oder gar betäuben.
Die beiden...“
    Er sprach nicht weiter, denn in
den dichten Sträuchern hinter der Biegung knackten Zweige. Tim legte rasch den
Finger auf die Lippen. Stille. Alle blickten gespannt zu dem Gebüsch aus
Hartriegel, Haselstrauch und Schwarzem Holunder. Dort teilten sich jetzt die
Zweige und ein Mann trat hervor.

10. Tim
rettet die Kreuzotter
     
    Tim blieb die Luft weg. Was er
sah, lähmte auch Karl und Klößchen für mindestens zwei, drei Sekunden. Der
TKKG-Häuptling wusste nicht, was schlimmer war: das hämische Grinsen auf dem
Gesicht des Mannes oder seine Absicht, die so deutlich war, als würde er sie
schriftlich vorlegen und dann laut verlesen.
    Der Kerl trug derbe
Lederhandschuhe. In einer Hand hielt er eine lebende Kreuzotter. Sie wand sich
und peitschte mit dem Schwanz. Vergebens. Denn sie wurde fest gepackt hinterm
Kopf.
    In der anderen Faust hatte der
Typ ein überlanges Fahrtenmesser, fast schon eine Machete: Der Griff vermutlich
aus Hirschhorn, die Klinge nachgeschliffen und nun scharf wie ein
Samurai-Dolch, der ja bekanntlich Kürbisse teilt wie Stangenbutter.
    Der Mann sah die Jungs, grinste
weiterhin und holte mit seinem Käsedolch aus zum tödlichen Streich.
    „Nein!“, brüllte Tim und
stürzte vorwärts, wobei er Reifenspuren zertrampelte, was jetzt jedoch
nachrangig war.

    Verblüfft hielt der Mann inne.
Tim stoppte vor ihm, so nah, dass er der Otter ins Auge sehen konnte.
    „Lassen Sie die Schlange los!“,
fuhr er ihn an. „Unterstehen Sie sich, die zu töten! Das ist eine Kreuzotter.
Steht unter Artenschutz. Und überhaupt! Hier werden keine Tiere gemeuchelt.“
    Der Mann senkte das Messer,
ließ aber die Schlange nicht los. Er trug Freizeitkluft, mochte um die 40 sein,
hatte dunkles, kurz geschnittenes Haar und konnte auf den ersten Blick als
sympathisch durchgehen. Aber seine Augen gefielen Tim nicht. Sie starrten wie
Speerspitzen, stechend und kalt.
    „Ich wäre fast auf sie
getreten“, sagte er. „Sie hat versucht, mich zu beißen.“
    „Na und? Kein Grund sie
umzubringen. Lassen Sie sie jetzt los

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