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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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erkannte. Und zwar am städtischen Kennzeichen.
    „Da! Der Audi! Kommissar Lützen
ist angekommen. Sobald wir was haben, nehmen wir Kontakt auf.“
    „Ist das sein Privatwagen?“,
fragte Karl. „Na, warum auch nicht. Das gibt Kilometergeld.“
    Hinter der Villa kam jetzt ein
Mann im grauen Overall hervor und schob einen elektrischen — aber
ausgeschalteten — Rasenmäher über asphaltierten Boden zu einem Geräteschuppen.
Offenbar hatte der Rasen auf der anderen Seite des Grundstücks — wo nicht die
Hühnerfutter-Fabrikation war, sondern privat — seinen Golfschnitt erhalten. Der
Mann fiel Tim auf, denn er war ungewöhnlich dürr und groß. Seine Haltung war
katastrophal: Rundrücken, hängende Schultern, Schlurfbeine mit Knickknien.
Dabei war der Typ höchstens 30 und qualmte einen Sargnagel im Mundwinkel.
Langes, rotblondes Haar war zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Mann und
Rasenmäher verschwanden im Schuppen.



11. 500 000!
Lösegeld!
     
    Konrad Vogt, Autodieb und
angehender Erpresser, saß auf der Bank am Waldrand, blickte scheinbar verträumt
zum Horizont und spielte an dem — ausgeschalteten — Handy herum. Er schwitzte
unter den Achseln. Er wusste, dass er jetzt einen Schritt tun würde, der seine
kriminelle Karriere um etliche Stufen anhob — auf die Ebene der
Kapitalverbrechen, die — wenn es schief geht — mit saftigen Gefängnisstrafen
belohnt werden, von zehn Jahren bis lebenslänglich.
    Konrads Blicke wieselten. Es
gab eine Menge zu sehen: die Heymwacht-Villa, den Garten, die parkenden
Fahrzeuge, das Licht hinter den Fenstern, vorn das Dorf. Drei Jungen kamen aus
dem Wäldchen, sohlten auf der Zubringerstraße in den Ort hinein, redeten eifrig
miteinander und schienen ebenfalls ein gewisses Interesse zu haben an
Hühnerfutter-Heymwachts Anwesen.
    Dort schob jetzt ein Typ den
Rasenmäher zum Geräteschuppen — ein Typ wie aus der Feder eines
Comic-Zeichners: lang, dürr, mit rotblondem Pferdeschwanz und knieweichem Gang.
    Heymwacht ist das nicht, dachte
Konrad. Ist vermutlich der Gärtner.
    Konrad rieb sich die Stirn.
Auch die war feucht. Spätsommer-Mücken wurden angelockt von seiner Ausdünstung.
Mehrmals musste er um sich schlagen. Dann übte er, die Stimme zu verstellen —
mit starrem Blick auf die etwa 150 Meter entfernte Villa. Eins der rückseitigen
Parterre-Fenster war weit geöffnet, der Raum dahinter dunkel.
    „Heheh, Mann!“, raunzte er
verstellt, was sein Üben abschloss. „Es geht um deine Töchter! Um deine
Töchter! Um kleine Mädchen. Wenn du sie opfern willst — na, bitte! Ich will ja
nur...“
    Ach, Schluss!, dachte er. Jetzt
packe ich’s.
    Das Handy wurde eingeschaltet.
Die Rufnummer hatte er dem Telefonbuch entnommen — in der einzigen Telefonzelle
auf dieser Seite des Dorfes. Jetzt galt es. Los!
    Er wählte. Entferntes Läuten.
Kam das aus dem Parterre-Zimmer mit dem geöffneten Fenster? Tatsächlich. Denn
jetzt flammte dort Licht auf. Ein Büro. Fritz Heymwacht stützte sich schwer auf
dem Schreibtisch ab und griff zum Hörer.
    „Heymwacht!“
    Konrad sah sein Opfer, sah den,
mit dem er telefonierte.
    Aber im selben Moment kam ein
zweiter Mann ins Büro, schloss sofort das Fenster und zog die Vorhänge zu.
    Ein Mitarbeiter? Konrad hatte
gesehen, dass es ein großer schlanker Typ war, Mitte dreißig und nicht wie ein
Dörfler gekleidet.
    „Hallo! Ist dort wer?“
    Heymwachts Stimme klang müde
und aufgeregt zugleich.
    „Ich habe deine Töchter“, sagte
Konrad so dumpf, dass es kaum noch verständlich war, „beide. Bettina und Lena.
Sie sind wohlauf. Sind gesund. Noch!!!“
    „Ja?!“ Heymwacht keuchte.
„Sie... Sie haben sie entführt. Ich weiß. Warum haben Sie das getan?“
    „Warum wohl, du Kapitalist!“
Verdammt! Jetzt hatte er in beinahe normaler Tonlage gesprochen. „Weil ich Geld
brauche. Viel Geld. Du hast es. Mir fehlt es. Deine Töchter gegen Geld. Alles
klar?“
    „Ich habe verstanden.“ Er
schwieg.
    Hörte der andere mit?
    „Eins sage ich dir gleich“,
drohte Konrad. „keine Polizei! Keine Bullen! Sonst müssen die Mädchen es
büßen.“
    „Ja! Verstanden. Ich halte mich
daran. Ich will nur, dass meine Töchter gesund bleiben. Und dass sie zurückkommen.“
    „Ich will 500 000!“
    „Ja.“
    „Morgen melde ich mich wieder.“
    „Warum erst morgen?“
    „Das geht dich einen Dreck an,
Heymwacht.“
    „Tina ist krank. Die Kleine ist
krank.“
    „Was? Den Eindruck macht sie
aber nicht. Sie hat zwar nah am Wasser gebaut,

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