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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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angegriffen.« Ungehalten richtete sich sein Vater auf. »Ich habe mich verteidigt. Ich habe zugestochen und ihn in die Brust getroffen.«
    Mike betrachtete seinen Vater argwöhnisch, als sähe er ihn gerade zum ersten Mal. »Aber du hast Edgefields Messer gestohlen und dem Mann absichtlich die Schuld in die Schuhe geschoben.« Warum sollte er so etwas tun?
    Grant wich seinem Blick aus. »Der Kerl ist ein Spinner. Ich wollte dem Dorf einen Gefallen tun.«
    Was bedeutet, dass er es geplant hatte.
Ein entsetzliches Gefühl drohenden Unheils nagte an Mikes Brust. »Warum ist Len am Sonntag nicht gekommen?«
    Die Wangen seines Vaters röteten sich, er blähte die Nüstern. Es gefiel ihm nicht, sich für seine Taten rechtfertigen zu müssen. Mike war das egal.
    »Ich habe ihn angerufen«, gab Grant zu. »Habe ihm gesagt, du wärst krank und er solle am Montag kommen.«
    Sein Vater hatte dafür gesorgt, dass er mit Len allein war, und dann hatte er ihn umgebracht. »Gütiger Jesus, Paps! Weißt du, was du da getan hast?«
    Sein Vater zuckte die Schultern. »Ich habe meine Familie beschützt. Wie ich es gelernt habe.«
    »Ich hatte das im Griff!«, schrie Mike.
    »Nein, von meinem Standpunkt aus gesehen hattest du das nicht.«
    Mike trat auf seinen Vater zu, packte ihn am Hemd und schüttelte ihn. »Scheiße, du hast einen Menschen umgebracht! Jetzt wird jeder Bulle auf der ganzen Insel hinter dir her sein. Wie konntest du das nur tun?«
    Gift und Galle lösten sich in Luft auf, und auf einmal sah sein Vater sehr alt aus. Mike fiel auf, dass er dem Mann wahrscheinlich wehtat, weil er ihn so hart anfasste. Langsam löste er seinen Griff. »Oh Gott. Was sollen wir nur tun?«
    »Er hat nichts getaugt. Du weißt, dass er nichts getaugt hat.« Grant kratzte sich das schüttere Haar und räusperte sich. »Ich dachte, das Geld könnte sich als nützlich erweisen, wenn dieser Mistkerl Dryzek dich wieder unter Druck setzt. Es könnte dir einen Fluchtweg ermöglichen.«
    »Er hat dich und Ma bedroht.« Sein Vater hatte skrupellos und kaltblütig einen Menschen ermordet. Um ihn, Mike, zu beschützen. Er schüttelte den Kopf. Der bleierne Himmel lastete schwer auf ihm. »Solange der Kerl noch frei herumläuft, gehe ich nirgendwohin. Und das Geld ist womöglich nicht mal echt.«
    »Ach, Scheiße!«
    Der Mann, den er sein ganzes Leben lang als guten, aufrechten Bürger gekannt hatte, hatte ein Menschenleben auf dem Gewissen, und es schien ihm kaum etwas auszumachen. Das Geräusch eines Motors erklang, und beide beeilten sich, die Nische zu verschließen. Als sie aufsahen, stellten sie erleichtert fest, dass es Mikes Mutter war, die mit ihrem Wagen vorfuhr. Händeringend stieg sie aus.
    »Sie hat es herausgefunden.« Angst lag in ihren Augen, Erregung in ihren Bewegungen.
    Mike sprang vom Boot, lief zu ihr und packte sie an den Schultern. »Was ist los, Ma? Was ist passiert?«
    »Sie hat es herausgefunden.« Aber sie sah nicht Mike an, sondern seinen Vater, und der war bleich geworden. »Sie ist im Kofferraum.«
    Sein Vater nickte ruhig, als wüsste er, wovon sie sprach.
    Mit offenem Mund stand Mike da. »Scheiße, was ist hier los? Wer ist im Kofferraum?«
    »Sprich nicht so, wenn deine Mutter in der Nähe ist«, fauchte sein Vater. Und dann öffnete er surrealerweise den Kofferraum, und darin lag, verrenkt und bewusstlos, Holly Rudd, die Polizistin.
    Alles in Mike brüllte vor Entsetzen. Gestern Abend hatte er sich dagegen entschieden, Dryzek von Holly zu erzählen, weil er nicht dafür verantwortlich sein wollte, dass einer Frau wehgetan wurde. Und heute lag sie im Kofferraum seiner Mutter. Er kniff sich kräftig, aber nichts geschah. Er sah seine Mutter an. »Was hast du getan?«
    Seine Mutter und sein Vater sahen sich an, nicht ihn. Zwischen ihnen fand irgendeine stumme Kommunikation statt, an der er nicht beteiligt war.
    »Bring deine Mutter ins Haus. Es hat ein Missverständnis gegeben, um das ich mich kümmern werde. Ich bringe alles wieder ins Lot.«
    Seine Mutter zitterte so heftig, dass ihre Knie nachgeben wollten. Mike fing sie an der Taille auf und half ihr um den Wagen herum und die Verandastufen hinauf. Als er sich umdrehte, fuhr sein Vater bereits davon. Dann sah er seine Mutter an, deren Wangen tränenverschmiert waren. Er erstarrte und schluckte eine entsetzliche Angst hinunter, die in ihm aufstieg. »Was hat er damit gemeint, er würde sich darum kümmern?«
    Als er sie losließ, versuchte sie noch, seine Hände zu

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