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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Fußmärsche zu unternehmen.
    Nachdem die Badewanne entfernt worden war und die Zofe sich zurückgezogen hatte, machte Melisande es sich im Sessel des Gästezimmers bequem, trank Tee, ließ sich das köstliche Gebäck schmecken und genoss es, allein zu sein. Vor ihr auf dem Tisch lag Emmas Nachricht, aus der sie nicht schlau geworden war. Ein paar hingeworfene Sätze der Entschuldigung mit der Zusage, später alles zu erklären. Melisande hätte aufspringen und nach Hause fahren müssen. Stattdessen goss sie sich eine zweite Tasse Tee ein.
    Irgendwann hörte sie schwere Schritte auf der Treppe. Sie konnten nur zu einem Mann gehören – Rochdale hinkte, die Diener nahmen stets die Hintertreppe, auch wenn sie eilig herbeigerufen wurden. Sie wusste, wer es war, und straffte die Schultern. Die Tür wurde aufgerissen und Benedick stand mit finster umwölkter Stirn auf der Schwelle. Über und über mit Staub bedeckt, mit Straßendreck und Lehm bespritzt. Er roch nach feuchter Nachtluft, Pferd und Schweiß. Er roch nach Gewürzen und Haut und allem, wonach sie sich sehnte. Sie blieb sitzen und wartete.
    „Keine Kinder“, stieß er unvermutet hervor.
    Melisande blinzelte. „Wie bitte?“
    „Ich ziehe es nur in Erwägung, weil du wahrscheinlich keine Kinder bekommen kannst. Keine Kinder. Hast du mich verstanden?“
    Sie hatte verstanden. Die Worte der Countess klangen ihr noch im Ohr. Sie könnte es ihm leichter machen, ihm behilflich sein. Aber diesmal kannte sie kein Erbarmen. „Was ziehst du in Erwägung?“, fragte sie kühl.
    Er fuhr sich mit der Hand durchs zerzauste Haar, aus dem Sand und Staub auf seinen schmutzigen Gehrock rieselten. „Heirat. Die einzig vernünftige Lösung.“
    „Vernünftig? Wohl kaum. Du brauchst einen Erben. Und den kann ich dir nicht bieten. Ich sagte dir bereits, es wäre wesentlich vernünftiger, wenn ich deine Mätresse werde.“
    „Völlig ausgeschlossen! Du wirst mich heiraten, zum Teufel mit einem Erben! Ich habe zwei Brüder und einen Neffen, auf die der Titel übertragen werden kann. Ein Erbe ist mir nicht wichtig.“
    „Was dann?“
    Lange sagte er nichts. Und dann stürmte er los, so plötzlich, dass sie erschrak, durchquerte das Zimmer in drei Sätzen, sank vor ihr auf die Knie und zog sie heftig an sich, obwohl seine kraftvollen Arme zitterten. „Du heiratest mich“, knurrte er und barg sein Gesicht an ihrer Schulter, „weil ich dich liebe, verdammt noch mal! Gegen jede Vernunft, gegen meinen Willen liebe ich dich, bete dich an, jedes Fleckchen deiner rosigen Haut, jedes Wort von dir, alles, was du in deinem störrischen Eigensinn tust. Ich habe versucht, dich mir aus dem Herzen zu reißen, dich zu verstoßen. Und zu allem Überfluss kann ich auch noch mit dir lachen. Ich liebe dich und bin es leid, dagegen anzukämpfen.“
    „Aber wenn ich dich nicht liebe?“
    Er hob den Kopf. Und sie musste über sein verdutztes Gesicht lachen. „Keine Sorge. Ich liebe dich“, sagte sie zärtlich. „Ich dachte nur, ich spanne dich ein wenig auf die Folter.“
    Und dann küsste er sie leidenschaftlich und fordernd, tauchte seine Zunge in ihren Mund, erhitzte ihr Blut und ihr Verlangen. Er ließ die Hände durch ihr Haar gleiten, das ihr wie ein feuchter Vorhang über die Schultern fiel, löste den Kuss, barg sein Gesicht in ihrer seidigen Fülle und raunte: „Ich bin so schmutzig. Ich stinke nach Dreck und Pferd und Schweiß, und du duftest so sauber und süß …“
    „Wir können hinterher gemeinsam in die Badewanne steigen“, flüsterte sie und nestelte an den Knöpfen seiner Weste.

EPILOG
    E s war eine stürmische Nacht in Somerset. Benedick, Viscount Rohan, wurde von starken Armen ins Sofa in der Bibliothek gedrückt, während sein Vater noch ein Glas guten schottischen Whisky einschenkte, das er seinem Schwiegersohn reichte, besser bekannt als der Skorpion. Einen Mann, den er nur tolerierte, weil seine Tochter ihn abgöttisch liebte, und den er nun argwöhnisch beäugte. „Whisky ist das Einzige, was dagegen hilft“, erklärte er düster.
    „In der Tat“, pflichtete Lucien ihm bei. „Diese Erfahrung habe ich mehrmals gemacht. Trink, Mann!“, sagte er aufmunternd an Benedick gerichtet. „Du hast es bald überstanden.“
    Der Sturm heulte wütend um die alten Mauern. Im Haus kauerte Benedick mit einem irren Blick heller Verzweiflung auf dem Sofa, er sah keine Möglichkeit, an seinem Vater und Lucien vorbei aus dem Zimmer zu fliehen. Aber er wusste, bei Tagesanbruch

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