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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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hitzige Vereinigung wohl kaum zu nennen, aber sie war auch kein Liebesakt gewesen. Angst und Schock hatten sie blind gemacht, in ihrem Sinnesrausch hatte sie das Wichtigste vergessen: Betsey zu retten.
    Der Gang mündete in den riesigen Versammlungsraum, von unzähligen Kerzen und Fackeln erhellt, deren flackernder Schein bis in den dunklen Zugang reichte. Und dann entdeckte sie Benedicks dunkle Gestalt im Schatten, an die Felswand gepresst. Er war so gebannt von der Szene in der großen Höhle, dass er ihr Herannahen nicht bemerkte.
    Melisande verharrte und suchte Schutz hinter einem Felsvorsprung; sie musste sich mit der unliebsamen Tatsache abfinden, dass er wenigstens diesmal recht hatte und sie sich besser im Hintergrund halten sollte, um ihn nicht abzulenken. Die Situation war gefährlich genug, auch ohne ihre Einmischung.
    Sie wagte kaum zu atmen und wartete ab. Und dann schloss sie die Augen und betete.

35. KAPITEL
    B enedick stand reglos im Schatten. Die monotonen Gesänge in holprigem Latein ergaben keinen Sinn. Er konnte nur hoffen, dass seine Schwester und der Skorpion nicht mehr lange auf sich warten ließen. Die Schwarze Messe war in vollem Gange, er hatte keine Ahnung, ob er diesen unheimlichen Ort lebend verlassen würde, und Melisande musste gerettet werden. Die Zeit drängte, er konnte seine Ungeduld nur mühsam bezähmen.
    „Hat sich uns ein neuer Gast angeschlossen?“ Eine klare, seltsam vertraute Stimme übertönte den einschläfernden Singsang, und Benedick fluchte in sich hinein. Verdammter Mist! Die Zeit war reif. Er stieß sich von der Felswand ab und betrat mit energischen Schritten die weitläufige Höhle, dankbar, dass Melisande wenigstens in Sicherheit war.
    Der leiernde Gesang wurde nicht unterbrochen. Die Satansmönche knieten im Halbkreis in der Mitte des Raums, die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen, schienen in ihrer Trance nichts wahrzunehmen. Er schenkte diesen Wirrköpfen keinerlei Beachtung. Sein Blick richtete sich auf das Zentrum.
    Auf dem Altar lag das Mädchen mit geschlossenen Augen friedlich schlummernd in einem durchsichtigen weißen Hemd, von langen roten Haaren umwallt. Er konnte nur hoffen, dass der sogenannte Großmeister Betsey gleichfalls einen Schluck von dem Betäubungstrank eingeflößt hatte, den er sonst seinen Jüngern zu verabreichen pflegte.
    Der Mönch stand neben dem Altar, das Gesicht unter der Kapuze verborgen, einen reich verzierten, blitzenden Dolch in der Hand. Neben dem Kopf des schlafenden Kindes standen Silberschalen, vermutlich um sein Blut aufzufangen.
    „Ich habe dich erwartet“, erklärte der Unhold und trat hinter den Altar. Er bewegte sich hinkend, und es dauerte eine Weile, bis Benedick begriff: Dieses Scheusal gab vor, der junge Rohan zu sein im weiten Mönchsgewand und mit Kapuze, um seine vom Rauschgift benommenen Anhänger in dem Glauben zu wiegen, Brandon begehe die Bluttat. „Obwohl ich befürchte, du hast dieses aufdringliche Frauenzimmer befreit. Dabei dachte ich, du bist seiner längst überdrüssig.“
    Diese Begrüßungssalve prallte an Benedick ab. „Das halte ich für unwahrscheinlich“, entgegnete er gelassen, nicht im Geringsten bereit, sich provozieren zu lassen. „Aber davon verstehst du ohnehin nichts, habe ich recht?“
    „Von der Gefühlsduselei, die man Liebe nennt?“ Die Stimme des Großmeisters troff vor Hohn. „Diese lächerliche Peinlichkeit bleibt mir gottlob erspart. Und ich dachte, auch du stehst über diesen Albernheiten, lieber Bruder. Du könntest sie ja in den Bankettsaal bringen, ihr Wein zu trinken geben, und sie tut alles, was du von ihr verlangst. In der Zwischenzeit ist hier alles vorüber, und du musst es dir nicht einmal ansehen.“
    Benedick hatte plötzlich das unheimliche Gefühl, Melisande habe sich bereits aus ihren Fesseln befreit. Aber die Zeit drängte, er durfte sich nicht ablenken lassen. „Brandon wurde in der Opiumhöhle gefunden, in die du ihn verschleppt hast. Diese Vollidioten mögen dich für meinen Bruder halten, aber ich weiß es besser.“
    „Na und? Sie können dich nicht hören, verstehst du? Sie befinden sich in einem veränderten Bewusstseinszustand durch die hypnotische Wirkung der Essenzen, die ich ihrem Wein beigemischt habe. Ihr Geist befindet sich in höheren Sphären, und wenn sie wieder zu sich kommen, werden sie sich nur daran erinnern, was sie zu sehen geglaubt haben: Das Bild deines verkrüppelten Bruders, der einem unschuldigen Kind die Kehle

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