Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
das Wohlwollen der Bürger verlassen; was für Idioten.«
    »Wer? Die Planer oder die Bürger?«
    »Die Planer.«
    »Wie auch immer …« Der Gouverneur begann, das Interesse zu verlieren; sein Blick schweifte in Richtung Zeitungen.
    »Wie auch immer …«, sagte Lucas und beugte sich ein wenig vor. »Es geht mir um etwas anderes. Kennen Sie Alyssa Austin, die Frau von Hunter Austin? Oder besser gesagt Witwe?«
    »Ja.« Der Gouverneur schlüpfte in seine schwarzen Mokassins und streckte die Zehen darin. »Ich hab von der Sache mit ihrer Tochter gelesen. Schrecklich. Sie ist tot, stimmt’s?«
    »Mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit«, bestätigte Lucas. »Ein Neuer aus Sunfish Lake ermittelt in dem Fall, bisher ohne allzu großen Erfolg. Ich würde gern sagen können, dass der Gouverneur mich persönlich gebeten hat, tiefer zu schürfen, und ich ihm den Gefallen tun muss.«
    »Damit Sie weder den Neuen noch Rose Marie verärgern«, erwiderte der Gouverneur, wie immer schnell von Begriff.
    »Genau.«
    »Machen Sie mal; ich gebe Ihnen Rückendeckung. Diesen Sommer werde ich in Sunfish versuchen, Spendengelder für den Wahlkampf aufzutreiben. Ich kenne schätzungsweise die Hälfte der Leute da. Wär’ schön, wenn die Angelegenheit bis dahin geregelt wäre.«
    »Kein Problem«, versprach Lucas.
    »Lassen Sie durchsickern, dass Sie auf meine Anregung hin dort sind«, bat der Gouverneur. »Besonders wenn Sie den Mörder fassen.«
    Lucas nickte. »Ferragamo«, sagte er und stand auf. Die Audienz war beendet.

    »Ja. Darf ich Ihnen noch einen Modetipp geben?« Der Gouverneur nahm eine Zeitung in die Hand und warf einen Blick auf die erste Seite, bevor er sich dem Anzeigenteil zuwandte.
    »Modetipps interessieren mich immer«, antwortete Lucas. Das entsprach sogar der Wahrheit, auch wenn er sie nicht notwendigerweise befolgte. Allerdings besaß der Gouverneur erlesenen Geschmack.
    »Socken und Pyjama sollten stets eine lebhafte Farbe haben«, riet ihm der Gouverneur. »Jedoch nicht übertrieben.«
    Lucas überlegte kurz. »Stimmt. Das habe ich schon länger geahnt, aber nie ausgesprochen.«
    »Natürlich stimmt das.« Der Gouverneur sah auf seine Patek Philippe aus Gold. »Und jetzt verschwinden Sie.«
     
    In seinem Büro teilte Lucas Rose Maries Sekretärin den Wunsch des Gouverneurs mit und suchte dann Jim Benson auf, der, die Finger hinter dem Kopf verschränkt, vor einem Whiteboard mit jeder Menge Namen und Pfeilen saß. Als Lucas klopfte, drehte Benson sich zu ihm um.
    »Hallo, Lucas, was gibt’s?«
    »Ich war heute Morgen beim Gouverneur. Er erhofft sich ansehnliche Wahlkampfspenden in Sunfish Lake und hat mich deshalb gebeten, mich persönlich um den Austin-Fall zu kümmern.«
    Benson richtete sich auf. »Ich hab die Sache im Griff.«
    »Das glaube ich gern, aber die gute Austin und der Gouverneur sind befreundet, und sie gehört zu seinen wichtigsten Geldgeberinnen … Ist nicht persönlich gemeint.«
    »Ich hasse politische Entscheidungen«, sagte Benson. »Immer werden die Reichen bevorzugt behandelt.«
    »Pst«, machte Lucas. »Die Wände haben Ohren.«

     
    Benson die Akten zu entwinden war, als würde man ihm einen Zahn ziehen. Doch am Ende überließ er sie Lucas widerstrebend ein paar Stunden lang, damit dieser sich, wie er behauptete, informieren konnte, falls der Gouverneur Fragen stellte …
    Die vorläufigen Berichte kannte Lucas bereits. Nun brachte er eine Stunde damit zu, Bensons Unterlagen durchzugehen, und gab sie anschließend seiner Sekretärin mit der Bitte, sie zu fotokopieren und so schnell wie möglich an Benson zurückzuleiten. »Er soll glauben, ich hätte nur kurz einen Blick hineingeworfen. Erwähnen Sie nichts davon, dass Sie sie kopiert haben.«
    »Sie tricksen den Neuen aus, was?«, sagte Carol.
    Als sich am frühen Nachmittag der Regen verzog, lenkte Lucas seinen Porsche durch Pfützen nach Süden in Richtung Sunfish Lake.
    Die Twin Cities kennen keine wirklich exklusiven Vororte und somit keine gesellschaftlichen Barrieren. Wer das nötige Kleingeld besitzt oder eine Hypothek ergattert, kann dort leben, egal welcher Rasse er angehört oder woher er stammt. Sunfish Lake ist einer dieser Vororte.
    Die ersten fünfzehn Meter der Auffahrt zum Haus von Alyssa Austin waren mit Kies belegt, sozusagen als Statement: Wir sind reich, leben aber auf dem Land. Die folgenden neunzig waren asphaltiert, was wohl heißen sollte: Wir leben auf dem Land, sind aber nicht dumm.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher