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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Lachs und einen edlen Pinot Blanc.

TEIL EINS
Der Rebschnitt
    Ein Mensch ist ein Bündel von Beziehungen,
ein Klumpen Wurzeln, und die Welt ist seine Blüte
und Frucht.
    RALPH WALDO EMERSON

1
    D ie Flasche Castello di Giambelli Cabernet Sauvignon, Jahrgang ’02, erreichte auf der Auktion einhundertfünfundzwanzigtausendfünfhundert amerikanische Dollar. Viel Geld, dachte Sophia, für Wein, der so mit Gefühl durchsetzt ist. Der Wein in dieser schönen alten Flasche war aus Trauben gemacht worden, die in dem Jahr geerntet worden waren, als Cesare Giambelli das Weingut Castello di Giambelli in den Hügeln nördlich von Venedig gegründet hatte.
    Damals konnte Castello beides bedeuten, einen Schwindel oder übergroßen Optimismus, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete. Cesares bescheidenes Haus und seine aus Stein gebaute Kellerei waren alles andere als schlossähnlich, aber seine Weinstöcke waren königlich, und er hatte ein Imperium mit ihnen begründet.
    Nach fast einem Jahrhundert war vermutlich auch ein hervorragender Cabernet Sauvignon nur noch als Salatsauce verwendbar und nicht mehr zum Trinken geeignet, aber es war nicht Sophias Aufgabe, sich mit dem Mann mit dem Geld zu streiten. Ihre Großmutter hatte Recht gehabt, wie immer. Für das Privileg, ein Stück Geschichte der Giambellis zu besitzen, würden sie bezahlen, und zwar reichlich.
    Obwohl sie wahrscheinlich beides sowieso nicht vergaß, notierte sich Sophia das letzte Gebot und
den Namen des Käufers, um ihrer Großmutter nach der Auktion eine Mitteilung zu schicken.
    Sie nahm an diesem exklusiven Jahrhundertereignis nicht nur als Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit teil, die die Werbung und den Katalog für die Auktion gestaltet und herausgebracht hatte, sondern auch als Vertreterin der Familie Giambelli.
    Und in dieser Eigenschaft saß sie still hinten im Raum und beobachtete den Verlauf der Auktion.
    Sophia hatte die Beine graziös übereinandergeschlagen. Den Rücken hielt sie gerade, wie sie es in der Klosterschule gelernt hatte. Sie trug ein schwarzes Nadelstreifenkostüm, von einem italienischen Designer maßgeschneidert, das sowohl geschäftsmäßig als auch äußerst weiblich wirkte. Genauso sah Sophia sich auch selbst.
    Ihr Gesicht war scharf geschnitten, ein blassgoldenes Dreieck, das beherrscht wurde von tief liegenden braunen Augen und einem großzügig geschnittenen Mund. Ihre Wangenknochen standen deutlich hervor, und sie hatte ein energisches Kinn. Immer schon hatte sie skrupellos ihr Gesicht als Waffe eingesetzt, wenn es ihr angebracht erschien.
    Vor einem Jahr hatte sie ihre taillenlangen Haare zu einem kurzen schwarzen Bob mit Stirnfransen abschneiden lassen. Es stand ihr gut. Sophia wusste genau, was ihr stand.
    Sie trug die alte Perlenkette, die ihre Großmutter ihr zu ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte, und ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck höflichen Interesses. Sie verglich diesen Gesichtsausdruck immer mit dem »Vorstandsblick« ihres Vaters.
    Als das nächste Objekt ausgestellt wurde, hellte
sich Sophias Miene auf, und sie verzog ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln.
    Es war eine Flasche Barolo, Jahrgang ’34, aus dem Fass, das ihr Urgroßvater zu Ehren der Geburt ihrer Großmutter Di Teresa genannt hatte. Auf dem Label der privaten Reserve prangte ein Bild von Teresa mit zehn Jahren, dem Jahr, in dem der Wein lange genug in dem Eichenfass gereift und auf Flaschen gezogen worden war.
    Jetzt, mit siebenundsechzig, war Teresa Giambelli eine Legende, und ihr Ruf als Winzerin übertraf sogar den ihres Großvaters.
    Dies war die erste Flasche dieses Labels, die jemals zum Verkauf angeboten wurde, und wie Sophia erwartet hatte, überschlugen sich die Angebote.
    Der Mann neben Sophia tippte auf seinen Katalog, in dem das Foto von dem Label abgebildet war. »Sie sehen ihr ähnlich.«
    Sophia rutschte ein wenig zur Seite und lächelte dem Mann zu. Er war ein distinguierter Herr um die sechzig. »Danke.«
    Marshall Evans, fiel ihr ein. Makler in der zweiten Generation. Vermögen 500. Sie war stolz darauf, die Namen und statistischen Daten der Weinkenner und -sammler mit tiefen Taschen und teurem Geschmack auswendig zu kennen.
    »Ich hatte gehofft, La Signora würde an der Auktion heute teilnehmen. Geht es ihr gut?«
    »Ja. Aber sie ist anderweitig beschäftigt.«
    Der Piepser in ihrer Tasche vibrierte. Leicht verärgert über die Unterbrechung ignorierte Sophia ihn, um weiterhin die Auktion

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