Im Sturm des Lebens
wurden, dachte Sophia wütend, dann wäre René Foxx es. Groß, kurvenreich und äußerst blond. Das Valentino-Kleid umschmeichelte einen wunderbar geformten Körper und sah unaufdringlich und elegant aus.
Sie hatte die Haare hochgesteckt, um ihr hübsches Gesicht mit dem vollen, sinnlichen Mund – Collagen, dachte Sophia gehässig – und den grünen Katzenaugen zur Geltung zu bringen.
Passend zu Valentino hatte sie Diamanten gewählt, die auf ihrer makellosen Haut funkelten und glitzerten.
Wie viel mochten diese Klunkern ihren Vater wohl gekostet haben?, fragte sich Sophia.
»Hallo.« Sophia nahm noch einen Schluck von ihrem Vermouth, um die Bitterkeit aus ihrem Mund zu spülen. »René, nicht wahr?«
»Ja, schon seit fast zwei Jahren. Und immer noch Sophia?«
»Ja, seit sechsundzwanzig Jahren.«
Tony räusperte sich. Nichts war seiner Meinung nach gefährlicher als zwei Frauen, die sich angifteten. Der Mann zwischen ihnen war immer in einer schlechten Position.
»René, Sophia ist gerade aus New York gekommen.«
»Tatsächlich?« René ergriff Tonys Glas und trank einen Schluck. »Deshalb siehst du so reisegeschädigt aus! Wir wollen gerade auf eine Party gehen. Du kannst uns gern begleiten«, fügte sie hinzu und hakte sich bei Tony ein. »Ich habe bestimmt noch etwas in meinem Schrank, das dir stehen würde.«
Wenn sie sich mit René auseinander setzen wollte, dann würde das bestimmt nicht in der Wohnung ihres Vaters und nach einem so langen Flug geschehen. Den Zeitpunkt und den Ort wollte Sophia schon selbst bestimmen.
»Das ist ganz reizend, aber ich möchte nicht gern etwas anziehen, das mir viel zu groß ist. Und«, fügte sie mit zuckersüßer Stimme hinzu, »außerdem bin ich auf dem Weg in den Norden. Familienangelegenheit.« Sie stellte ihr Glas ab. »Ich wünsche euch einen schönen Abend.«
Als sie zur Tür ging, eilte Tony ihr nach und tätschelte ihr beruhigend die Schulter. »Warum kommst
du nicht mit, Sophia? Du bist auch so passend angezogen. Du bist wunderschön.«
»Nein, danke.« Sie drehte sich um und sah ihn an. Er blickte sie um Entschuldigung heischend an. Sie war diesen Gesichtsausdruck zu sehr gewöhnt, als dass er noch auf sie gewirkt hätte. »Ich bin nicht zum Feiern aufgelegt.«
Er fuhr zusammen, als sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug.
»Was wollte sie?«, fragte René.
»Sie ist nur mal so vorbeigekommen, wie ich schon gesagt habe.«
»Deine Tochter tut nie etwas ohne Grund.«
Er zuckte mit den Schultern. »Sie hat vielleicht gedacht, wir könnten morgen früh zusammen nach Norden fahren. Teresa hat eine Einladung herumgeschickt.«
René kniff die Augen zusammen. »Davon hast du mir ja gar nichts erzählt.«
»Ich habe auch keine bekommen.« Er ließ das Thema fallen und dachte stattdessen an die Party, und wie sehr er und René bei ihrer Ankunft auffallen würden. »Du siehst fabelhaft aus, René. Es ist eine Schande, dieses Kleid zu verstecken, selbst unter einem Nerz. Soll ich deine Stola holen?«
»Was heißt das, du hast keine bekommen?« René stellte das leere Glas heftig auf einem Tisch ab. »Deine Stellung bei Giambelli ist doch viel wichtiger als die deiner Tochter!« René wollte gern, dass das so blieb. »Wenn die alte Frau die Familie zusammenruft, dann gehst du hin. Wir fahren morgen früh.«
»Wir? Aber ...«
»Das ist eine perfekte Gelegenheit, um deinen Standpunkt zu vertreten, Tony, und Pilar endlich zu
sagen, dass du die Scheidung willst. Wir gehen heute Abend früh nach Hause, damit wir morgen einen klaren Kopf haben.« Sie trat zu ihm und strich ihm mit den Fingern über die Wange.
Tony, das wusste sie, konnte man am besten mit einer geschickten Mischung aus eindeutigen Forderungen und körperlichen Belohnungen manipulieren.
»Und wenn wir heute Abend wieder hier sind, zeige ich dir, was dich erwartet, wenn wir erst einmal verheiratet sind.« Sie lehnte sich an ihn und biss neckend in seine Unterlippe. »Du kannst alles tun, was du willst.«
»Lass uns einfach gar nicht erst auf die Party gehen.«
Sie lachte und entwand sich ihm. »Sie ist aber wichtig. Und du hast Zeit, dir schon einmal auszudenken, was du von mir willst. Hol mir meinen Zobel, ja, Liebling?«
Heute Abend ist mir nach Zobel, dachte René, während Tony ihrer Bitte nachkam.
Heute Abend fühlte sie sich reich.
2
I m Tal und auf den Hügeln, die es umgaben, lag eine dünne Schneedecke. Die Weinstöcke, die wie Soldaten aufgereiht dastanden, reckten ihre kahlen
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