Im Sturm des Lebens
mehrere Male, sich zu bessern.
Aber dann lernte er wieder eine neue Frau kennen, weich und duftend oder erotisch und verführerisch. Was sollte ein Mann da machen?
Schließlich hatte die Schwäche ihn seine Ehe gekostet, zwar nicht in rechtlicher, jedoch in technischer Hinsicht. Er und Pilar lebten nun seit sieben Jahren getrennt. Keiner von ihnen hatte bislang die Scheidung angestrebt. Pilar nicht, das wusste Tony, weil sie ihn liebte. Und er nicht, weil er den Ärger
fürchtete und weil er ahnte, dass es Teresa ernsthaft missfallen würde.
Seiner Meinung nach war es so für alle das Beste. Pilar wohnte lieber auf dem Land, er in der Stadt. Sie hatten eine höfliche, sogar relativ freundliche Beziehung zueinander. Und er behielt seinen Posten als Präsident der Verkaufsabteilung von Giambelli, Kalifornien.
Seit sieben Jahren verlief sein Leben in diesen ruhigen Bahnen. Doch jetzt hatte er Angst, dass er möglicherweise aus der Bahn geworfen werden könnte.
René bestand darauf, ihn zu heiraten. Wie eine seidene Dampfwalze strebte sie auf ihr Ziel zu und walzte alle Barrieren nieder. Nach Diskussionen mit ihr war Tony stets benommen und wie erschlagen.
Sie war äußerst eifersüchtig, dominant und fordernd und schmollte leicht.
Er war verrückt nach ihr.
Sie war zweiunddreißig, siebenundzwanzig Jahre jünger als Tony, eine Tatsache, die seinem Ego schmeichelte. Es störte ihn nicht, dass sie an seinem Geld mindestens genauso interessiert war wie an ihm selbst. Im Gegenteil, er achtete sie dafür nur umso mehr. Allerdings machte er sich Gedanken darüber, ob er sie wohl verlieren würde, wenn er ihr gab, was sie wollte.
Es war wirklich verteufelt kompliziert. Um das Problem zu lösen, tat Tony, was er immer tat, wenn er in Schwierigkeiten steckte: Er ignorierte das Problem, so lange es ihm möglich war.
Jetzt blickte er aus dem Fenster und trank einen Schluck Vermouth, während er darauf wartete, dass René sich zum Ausgehen fertig machte. Und er dachte darüber nach, dass seine Zeit ablief.
Als es an der Tür läutete, runzelte er die Stirn. Sie erwarteten niemanden. Da der Majordomus seinen freien Abend hatte, ging er selbst zur Tür. Sein Stirnrunzeln verschwand, als er seine Tochter sah.
»Sophie, was für eine reizende Überraschung!«
»Hallo Dad.«
Sie stellte sich leicht auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen. Attraktiv wie immer, dachte sie. Gute Gene und ein hervorragender Schönheitschirurg konservierten ihn prächtig. Sie bemühte sich, den kurzen, vorwurfsvollen Stich zu unterdrücken und sich stattdessen auf das instinktive Gefühl der Zuneigung zu konzentrieren, die sie für ihn verspürte.
»Ich komme gerade aus New York und wollte dich rasch sehen, bevor ich zur Villa fahre.«
Sie musterte sein Gesicht – glatt, fast ohne Falten und mit völlig unbesorgtem Ausdruck. Seine dunklen Haare waren an den Schläfen attraktiv grau, die tiefblauen Augen blickten klar. Er hatte ein gut geschnittenes, energisches Kinn mit einem Grübchen in der Mitte. Als Kind hatte sie es immer mit dem Finger angestupst und ihn damit zum Lachen gebracht. Liebe und Ressentiment stritten sich wie immer in ihr, sobald sie ihn ansah.
»Ich sehe, du willst ausgehen«, sagte sie, als sie seinen Smoking bemerkte.
»Gleich.« Er ergriff ihre Hand und zog sie hinein. »Aber ich habe noch viel Zeit. Setz dich, Prinzessin, und erzähl mir, wie es dir geht. Was möchtest du trinken?«
Sie zog sein Glas zu sich heran, schnüffelte daran und erwiderte: »Das Gleiche wie du.«
Während er an den Barschrank trat, blickte sie sich
im Zimmer um. Ein teurer Schein, dachte sie. Nur Show und keine Substanz. Genau wie Vater selbst.
»Fährst du morgen hoch?«
»Wohin?«
Sie legte den Kopf schräg. »Zur Villa.«
»Nein, warum?«
Sie nahm das Glas entgegen. »Hast du keinen Anruf bekommen?«
»Weswegen?«
Widerstreitende Loyalitäten kämpften in ihr. Er hatte ihre Mutter betrogen, hatte sein Ehegelübde sorglos gebrochen, solange Sophia zurückdenken konnte, und schließlich hatte er sie beide verlassen, ohne ernsthaft einen Gedanken an sie zu verschwenden. Aber er gehörte immer noch zur Familie, und die Familie war in die Villa zusammengerufen worden.
»La Signora . Eins ihrer Gipfeltreffen mit Anwälten, hat man mir gesagt. Vielleicht willst du ja auch kommen.«
»Ach, nun, ich war ...«
Er brach ab, als René eintrat.
Wenn es ein Pin-up-Girl für Geliebte gäbe, die wie Trophäen gesammelt
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