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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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Buch auf und las: »Und Jakob diente um Rahel sieben Jahre, und es kam ihm vor, als wären es einzelne Tage, so lieb hatte er sie.«
    »Ich tue dasselbe!«, rief Jaime kämpferisch. »Mir wird jedes Jahr um Anavera wie eine einzelne Stunde sein.« Dann fiel ihm ein, wie die Geschichte weiterging. Laban hatte Jakob statt Rahel, die er liebte, Lea, die Ältere, gegeben, die er nicht lieben konnte. Noch einmal sieben Jahre hatte Jakob ihm dienen müssen, ehe er Rahel bekam.
    Was wollte der Vater seiner Liebsten ihm sagen – dasselbe, was Anavera ihm gesagt hatte, dass nämlich Josefa ein Recht auf ihn hatte und dass sie nicht bei ihm bleiben konnte, wenn Josefa ihn nicht freigab? Er starrte auf den Boden, auf das rötliche Holz des Parketts und wagte nicht sich zu rühren.
    »Sie haben mir um meine erste Tochter schlecht gedient«, traf ihn die dunkle Stimme wie ein Hieb in den Nacken. »Werden Sie mir um die zweite besser dienen? Sind Sie sicher, dass Sie das wollen?«
    »Ja!«, rief er gegen das Hämmern seines Herzens, denn es war das Einzige, dessen er sich ohne die leiseste Spur eines Zweifels sicher war. »Ja, ich bin sicher, Señor Gobernador.«
    »Dann stehen Sie bitte jetzt auf. Ich muss zu einer Fiesta.«
    »Aber Sie haben doch all diese Termine!«
    »Sie sind mein einziger Termin«, erwiderte Anaveras Vater ungerührt, erhob sich und nahm seinen Mantel vom Garderobenständer. »Ich gehe jetzt auf diese Fiesta, und morgen früh fahre ich nach Hause. Und Sie werden vermutlich Anavera sehen wollen. Wo sie ist, weiß ich allerdings nicht. Falls ich sie auf der Fiesta treffe, schicke ich sie zu Ihnen, einverstanden?«
    »Sie schicken sie zu mir?«
    »Stehen Sie auf«, sagte Anaveras Vater noch einmal. »Sie haben das jetzt lange genug geübt, und falls meine Meinung dazu von Belang ist, haben Sie sich sehr ordentlich geschlagen. Gehen Sie zu Anavera. Sie hat gestern Nacht eine traurige Nachricht erhalten und wird froh sein, wenn sie Sie bei sich hat. Außerdem werden Sie sich von ihr verabschieden wollen. Sie fährt morgen mit meiner Frau und mir nach Querétaro.«
    Das durfte nicht sein! Er konnte nicht Anavera von ihm trennen – schon die drei Tage, seit sie aus Valladolid gekommen waren, hatte Jaime kaum ertragen. Er stand nicht auf, sondern beschwor ihren Vater, der vor ihm stand, noch immer auf Knien: »Darf ich Sie begleiten – nach Querétaro? Ich verspreche, ich nehme einen anderen Zug, ich wohne auf meinem eigenen Land und falle Ihnen nicht zur Last.«
    »Sie fallen mir gewiss nicht zur Last, denn Sie kommen gar nicht mit«, erwiderte der andere ungerührt. »Bedauerlicherweise können Sie ja hier nicht weg.«
    »Ich gebe meinen Posten bei der Zensurbehörde auf.«
    »Das hoffe ich, weil Ihnen dafür keine Zeit bleiben wird. Ich komme nämlich nicht mehr zurück. Diese Stadt wächst mir über den Kopf, ich will mit meinen morschen Knochen noch einmal ein Pferd zureiten, und meine Frau möchte gern noch einen Winter in Europa verbringen.«
    »Aber was wird aus Ihrer Arbeit hier?«
    »Ich habe ja Sie«, beschied ihn Anaveras Vater und setzte seinen Hut auf. »Sieben Jahre – vergessen Sie es nicht. Sie übernehmen meinen Vorsitz im Komitee für das Entwässerungsprojekt.«
    Wie von der Sehne geschnellt sprang Jaime auf die Füße und vertrat ihm den Weg. »Sie übergeben mir Ihr Entwässerungsprojekt? Dieses Projekt, für das Sie so gekämpft und weiß Gott wie viel auf sich genommen haben – das vertrauen Sie mir an?«
    Noch einmal lächelte Anaveras Vater mit einer Spur von Bosheit, die ihm prächtig stand. »Ich traue Ihnen so weit, wie ich Sie werfen kann«, sagte er. »Und ich bin ein alter Mann, mit meiner Wurfkraft ist es nicht mehr weit her. Aber im Dunstkreis dieser Regierung wird mir ständig erzählt, heutzutage sei jeder käuflich. Also habe ich Sie gekauft. Nächstes Jahr im März soll das Projekt abgeschlossen sein. Setzen Sie auch nur den geringsten Teil daran in den Sand, vergessen Sie meine Tochter. Wenn dagegen das System steht und wie vorgesehen in der Lage ist, die Bezirke des Ostens auch während der Regenzeit trocken zu halten …« Er ließ den Satz in der Luft hängen und suchte Jaimes Blick.
    Jaimes Herz schlug ihm bis in den Hals. Nächstes Jahr im März, schlug es ohne Unterbrechung. Nächstes Jahr im März. Der Vater seiner Liebsten schickte ihn nicht in die Wüste. Stattdessen gab er ihm etwas, das ihm freiwillig noch nie ein Mann gegeben hatte – eine

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