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Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal der träumenden Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Lobato
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Chance.
    Jaime würde das andere auch noch sagen. Nicht nur, weil er es Anavera versprochen hatte, sondern weil er es wollte. »Ich möchte Sie um Verzeihung bitten, Señor Gobernador.« Dass er einen solchen Satz aus seiner eigenen Kehle jemals hören könnte, war ihm bis eben unvorstellbar erschienen.
    »Das ist in Ordnung«, sagte Benito Alvarez schlicht. »Mit diesem pompösen Titel brauchen Sie sich übrigens nicht herumzuschlagen, auch wenn ich die Mühe zu schätzen weiß.« Er hielt ihm die Hand hin. »Auf Wiedersehen, Don Jaime. Mitnehmen kann ich Sie leider nicht, denn ich bin zu Fuß hier – meinen Wagen hat meine Tochter. Ich warne Sie. Meine Tochter ist ein wildes Mädchen, das Wagen stiehlt, Karten zinkt und sich einen schaumbefleckten Pegasos zum Reiten wünscht.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Aber die Warnung kommt zu spät.« Jaime nahm seine Hand und erwiderte den Druck. »Auf Wiedersehen, Don Benito.«

45
    A navera hatte noch nie ein Pferd so erbarmungslos angetrieben. Nirgendwo in dieser Stadt gibt es süße Äpfel, leistete sie dem Braunen im Stillen Abbitte, aber ich schicke dir eine ganze Kiste aus El Manzanal. Ob um der stumm versprochenen Äpfel willen oder weil er eine Seele von Pferd war, schlängelte sich der Braune durch den dichten Verkehr, der noch dadurch beengt wurde, dass vom Zócalo in zwei Richtungen Straßen für Arbeiten gesperrt waren. Eine Hochleitung wurde hier gelegt, an der demnächst eine Trambahn ohne Pferde entlanggeführt werden sollte. Aufschwung und Fortschritt hatte Porfirio Diaz den Mexikanern versprochen, und wer die Pfähle für die elektrische Beleuchtung sah, die im gesamten Westen hochgezogen wurden, der wusste, er meinte es ernst.
    Solange man nicht auf der Schattenseite jenes Fortschritts stand, musste man Don Porfirio wohl Beifall spenden.
    Als der tapfere Braune in scharfem Trab in die Calle Sebastian einbog, sah sie Jaime von der anderen Seite kommen. Zu Fuß, ohne Hut, in einem leichten hellgrauen Rock, in dem sie ihn lieber mochte als in Schwarz. Sie benahm sich wie eine, die nicht das Geringste von Pferden verstand, und obendrein gehörten Pferd und Wagen ihrem Vater. Dennoch hängte sie die Zügel über den Knauf, sprang ab und rannte ihm entgegen.
    Unterwegs hatte sie sich gefragt, wie sie ihm begegnen konnte. Mit all dem Leid, das Tomás erlebte, das Elena erlebte, das ohne Frage Josefa erlebte – welches Recht hatten sie, sich in den Armen zu liegen, ausgerechnet sie, die so viel von diesem Leid verursacht hatten? Während sie jetzt rannte, vergaß sie nichts davon. In die Arme schloss sie ihn trotzdem, sobald sie vor dem Tor von Josefas Vorgarten zusammentrafen. Sie zog ihn an sich und küsste ihn auf den Mund.
    Verdutzt hob er eine Braue. »Wofür war das? Ich habe dir doch noch gar nichts erzählt.«
    »Weißt du das wirklich nicht?«
    Er schüttelte den Kopf, und sie küsste ihn noch einmal. »Dafür, dass du hier bist.«
    Sie hatte ihm gesagt, dass sie, wenn er sich dem Gespräch mit ihrem Vater stellte, mit Josefa reden und es ihm ersparen würde. Sie wollte ihm dieses eine erleichtern, wollte ihm zeigen, dass sie seine Bemühungen schätzte und nicht von ihm verlangte, er solle von heute auf morgen ein anderer Mensch werden. Sie wollte keinen anderen Menschen. Nur einen, der sich auf sein Innerstes besann. Wenn sie sich irrte und der Mensch, den sie in ihm sah, nicht in ihm steckte, war sie selbst schuld und verdiente es nicht besser.
    Aber sie irrte sich ja nicht. Er war hierhergekommen, weil er sich nichts von ihr abnehmen ließ. Weil er für das, was er getan hatte, einstand.
    Um ihretwillen.
    Vor Glück wurde ihr ein wenig schwindlig, und als sie sah, was mit seinem Gesicht passierte, wurde es noch schlimmer. Wie faszinierend, einen weißen Menschen zu lieben – er konnte so tief erröten wie Josefa.
    Der Gedanke an Josefa brachte sie zurück in eine Welt, in der Glück und Leid so dicht verfilzt waren wie der Schweif eines Weidepferdes. »Ich spreche mit meiner Schwester«, sagte sie und gab ihm noch einen Kuss. »Dass du es tun wolltest, ist gut genug.«
    »Dios mio, Anavera – deines Vaters Pferd!«
    Er riss sich los, jagte die Straße hinunter und fing den Braunen, der von neuem in Trab gefallen war, kurz vor der Ecke ein. Mühsam wendete er das aufgebrachte Tier, führte es zu ihr zurück und pflockte es an.
    »Woher weißt du, dass das Pferd meinem Vater gehört?«, fragte Anavera zerknirscht.
    »Dein Vater hat mir

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