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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Schiffskörpers, die Rufe und Schreie, der durchdringende Ton, als jemand auf ein metallenes Rundstück schlug. Für ein paar Atemzüge überkam sie Angst. Dann erinnerte sie sich an das, was die Großmutter ihr einst beigebracht hatte, und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe.
    Scho-i, wo bist du ?
    Sie kauerte ganz still hinter dem Beiboot, atmete ruhiger, richtete ihre Gedanken auf das, was sie tun wollte.
    Der Junge war wahrscheinlich irgendwo im Bauch des Schiffes. Sie musste hinunter. Ganz in ihrer Nähe führte eine Öffnung ins Schiffsinnere; Ningali sah sich kurz um und huschte dann über die Planken und die hölzernen Stufen hinab.
    Dann hörte sie es. Leise, weit entfernt: das Schreien eines kleinen Kindes. Sie folgte dem Gebrüll, das lauter wurde, je tiefer sie hinabstieg. Hier unten war es heiß und stickig.
    Da hörte sie plötzlich Schritte, und bevor sie sich umdre hen und fliehen konnte, kam ihr aus der Tiefe des Schiffs ein großer, bärtiger Mann entgegen. Als er Ningali erblickte, fuhr er sie an, in einer Sprache, die klang, als würde sie schrecklich im Hals kratzen und von der Ningali kein einziges Wort verstand. Er ruderte mit den Armen, als wollte er ihr bedeuten, sie solle wieder nach oben gehen. Offenbar hielt er sie für einen der jungen Burschen, die sie dort gesehen hatte.
    Ningali senkte den Kopf und lief die Stufen wieder hinauf ins Freie. Dort versteckte sie sich hinter einem Stapel mit Tauen, bis sie sicher war, dass der Mann ihr nicht gefolgt war. Dann stieg sie erneut in die Tiefe.
    Die Stufen endeten in einem Gang, von dem eine Reihe von Türen abgingen. Alle sahen gleich aus, doch hinter der ersten drang kindliches Weinen hervor. Nun verstummte das Schreien. Ningali stand ganz still. War jemand bei dem Jungen? Für ein paar Herzschläge hielt sie die Luft an. Dan n s etzte das Schreien wieder ein. Sie lauschte, aber außer Scho- i konnte sie niemanden hören.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür. Schwach fiel Tageslicht von den Stufen in den Raum. Sie erblickte ein paar Kisten, ein Schlaflager – und Mo-Ras kleinen Jungen, der darauf mit ein paar Bändern festgebunden lag und sich mit zornrotem Kopf die Lunge aus dem Leib schrie. Als er Ningali sah, ging sein Gebrüll in ein leises Jammern über.
    Schnell schlüpfte sie hinein und schloss die Tür wieder hinter sich. Jetzt war es hier drinnen fast so finster wie in der Nacht; keine Öffnung ließ Tageslicht herein, und nur durch einen kleinen Spalt unter der Tür drang ein schwacher heller Schimmer. Ningali fühlte sich sofort unbehaglich.
    Sie stimmte ein leises Wiegenlied an, das die Großmutter sie gelehrt hatte, tastete nach dem kleinen Körper und streichelte ihn. Scho-i hörte auf zu jammern. Vorsichtig löste sie die Bänder, dann hob sie ihn hoch. Als sie ihn an sich presste, spürte sie die starke Verbindung, die sie zu dem kleinen Jungen hatte, und den Gleichklang ihrer Herzen. Er war Dan-Kins Sohn. Sie hatte ihm ins Leben geholfen. Sie würd e nicht zulassen, dass man ihn fortbrachte.
    Für einen Moment stand sie ganz still, das Kind auf dem Arm. In der Dunkelheit vernahm sie das dumpfe Geräusch des Wassers, das von außen gegen die Schiffswand schlug, und das Gefühl der Beklemmung verstärkte sich. Kein Wun der, dass Scho-i sich hier fürchtete.
    Jetzt mussten sie nur noch so schnell wie möglich zurück nach oben und in die Freiheit.
    Sie wollte gerade gehen, als sich die Tür öffnete.
    *
    Moira zitterte am ganzen Körper. Vor Verzweiflung, aber auch vor Wut. Dort, auf dem Schiff, war Joey, so nah und doch so fern! Der alte Bock hatte ihr den Jungen zum zweiten Mal entrissen – und diesmal sah es ganz so aus, als würde er damit durchkommen.
    Mittlerweile hatten sich weitere Passanten am Hafen versammelt, darunter auch Mr Howe, der Drucker. Die Nach richt, dass Dr. McIntyre Moiras Kind entführt hatte, pflan zte sich schnell unter den Schaulustigen fort. Alle Versuche, jemanden dazu zu bringen, das Schiff aufzuhalten, waren im Sande verlaufen. Niemand fühlte sich dafür zuständig, und der Hafenmeister war nicht aufzutreiben. Auch Moira s verzweifelter Vorschlag, dorthin zu reiten, wo der Fluss ins Meer mündete und der Lotse wieder von Bord gehen würde , erwies sich als nicht durchführbar: Laut Mr Howes Aussage wohnten die Lotsen am South Head in einer kleinen Hütte, zu der

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