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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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hineinkommen?«
    Ningali schüttelte lächelnd den Kopf. Duncans zwölfjährige Halbschwester ließ sich nur selten zum Sprechen bewegen; anfangs hatte Moira sogar geglaubt, das Mädchen sei stumm. Inzwischen jedoch hatte Ningali so viele englische Worte aufgeschnappt, dass sie einem Gespräch gut folgen konnte und hier und da auch selbst etwas sagte.
    Dampf und der Geruch nach Kohl erfüllten die Hütte, als Moira die Tür öffnete. Sie wedelte die Schwaden fort. Das brodelnde Gemisch im Topf hatte inzwischen eine un­ansehnliche Färbung angenommen, der größte Teil des ­Wassers war verdampft. Moira goss weiteres Wasser nach und rührte.
    Â»Mo-Ra!« Ningalis Stimme, so selten gehört, drang in die Hütte. »Komm!«
    Mit dem Kochlöffel in der Hand eilte Moira hinaus. Von dort, wo der kleine Fluss ihr Grundstück von dem des Nac hbarn trennte, näherte sich ein Reiter. Besorgt drehte sie sich zu Ningali.
    Â»Schnell, du musst verschwinden! Niemand darf dich hier sehen!«
    Es tat Moira weh, das Mädchen verjagen zu müssen, aber es geschah zu seinem eigenen Schutz. Da es in letzter Zeit wiederholt zu Überfällen von Eingeborenen auf weiße Si edler gekommen war, hatte der Gouverneur verfügt, dass jeder Eingeborene, der sich Parramatta näherte, erschossen werden dürfe. Ningalis Dingo war diesem Wahnsinn bereits zum Opfer gefallen.
    Aber Ningali dachte nicht daran, zu verschwinden. Gelas sen steckte sie sich eine getrocknete Beere in den Mund und kaute.
    Â»Ningali, bitte!«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Dan-Kin«, sagte es dann mit breitem Grinsen und wies auf den Reiter.
    Ningali hatte recht: Es war tatsächlich Duncan, der da näher kam. Moiras Herz tat einen Satz vor Freude.
    Duncan hatte seit frühester Kindheit mit Pferden zu tun gehabt. Aber noch nie hatte sie ihn reiten gesehen. Er saß auf dem Pferd, als sei er mit ihm verwachsen. Moira konnte ihre Blicke nicht von seiner hochgewachsenen, schlanken Gestalt lassen. Und von dem Pferd – einer kräftigen, braun-weiß gescheckten Stute, wie sie erkannte, als er es vor ihr zum Stehen brachte.
    Â»Du bringst ein Pferd mit?«, jubelte sie. »Woher?«
    Duncan sprang ab. Seine dunkelbraunen Haare waren vom Ritt zerzaust, seine grünen Augen leuchteten. »Von Dr. Wentworth. Hallo, Ningali.«
    Â»Er hat dir ein Pferd geschenkt?«
    Â»Nicht geschenkt, das hätte ich nicht angenommen! Es ist als Bezahlung gedacht, für meine Arbeit der letzten Wochen.« Er strich der Stute über die Mähne. »Sie heißt Artemis und ist ein wenig störrisch … Ich habe mir schon überlegt, ob ich sie umnennen sollte. In Moira …« Geschickt wich er dem Kochlöffel aus, den Moira nach ihm warf.
    Ohne sich darum zu kümmern, dass seine Schwester feixend danebenstand, wollte er Moira an sich ziehen. Normalerweise genoss sie diese viel zu seltenen Momente, wenn er auch in der Öffentlichkeit zeigte, dass sie zusammengehörten. Aber jetzt wand sie sich aus seinen Armen und griff nach dem Zügel. Statt eines Sattels lagen eine zusammengefaltete Decke und ein Schaffell auf dem breiten Pferderücken, und es gab auch keine Steigbügel.
    Duncan hielt ihren Arm fest. »Denk nicht einmal dar­an!«
    Â»Nur ein kurzes Stück! Ich habe so lange nicht mehr auf einem Pferd gesessen …« So lange hatte sie nicht mehr den Wind in ihren Haaren spüren können und das Gefühl des Tieres unter sich. Das Reiten hatte sie am meisten vermisst, seit sie Irland hatte verlassen müssen, mehr noch als ihre Familie.
    Duncan ließ ihren Arm nicht los. »Moira, ich weiß, wie sehr du es dir wünschst, aber ich halte das für keine gute Idee.«
    Â»Du verbietest mir zu reiten?«
    Â»Ich würde dir nie etwas verbieten. Aber wir dürfen nich ts riskieren. Nur bis das Kind da ist.«
    Â»Andere Frauen in Umständen reiten auch!«
    Â»Andere Frauen in Umständen haben auch nicht erst letztes Jahr ein Kind verloren!«
    Damals, als Moiras Ehemann Dr. McIntyre ihre Liebschaft entdeckt hatte und sie beide überstürzt in die Wildnis geflohen waren. Die darauf folgenden tagelangen Entbehrungen sowie Hunger und Kälte hatten bei Moira eine Fehlgeburt ausgelöst und sie an den Rand des Todes gebracht. Nur Duncans Entschluss, sie zurück nach Toongabbie, zurück zu ihrem Ehemann zu

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