Im Tod vereint - Divided in Death (18)
beiden niemand etwas weiß.«
»Und dann ist alles schiefgelaufen und er brauchte diese Wohnung«, führte Peabody weiter aus. »Sie musste also nur deshalb sterben, weil sie wusste, dass es diese Wohnung gab.«
»Lieutenant.« Roarke tippte auf den Bildschirm des Computers, vor dem er zusammen mit dem elektronischen Ermittler saß. »LeBiss Unternehmensberatung. LeBiss ist ein Anagramm von Bissel.«
»Ja, er hat die Wohnung ganz bestimmt unter seinem
eigenen Namen angemietet. Etwas anderes hätte ihm sein Ego nie erlaubt.« Sie beugte sich über seine Schulter. »Wo liegt sie?«
Er gab einen Befehl und schon tauchte ein dreidimensionales, rotierendes Bild des Flatiron auf dem Bildschirm auf. »Direkt unter der Galerie. Er weiß bestimmt, wie er sich ohne Risiko zwischen den beiden Geschossen hin und her bewegen kann, falls er in sein Studio will.«
»Die Wohnung ist wahrscheinlich hundertprozentig schallgeschützt.«
»Natürlich.«
»Hat Sichtblenden vor den Fenstern und einen Überwachungsmonitor, auf dem man sehen kann, wer mit dem Fahrstuhl oder über die Treppe kommt. Aber die schaltet er sicher einfach aus, wenn er selber durch das Haus schleicht, so wie Sparrow am Abend der ersten beiden Morde. Und wenn er sieht, dass jemand kommt, haut er einfach ab.
Er arbeitet wahrscheinlich nachts«, sagte sie halb zu sich selbst. »Wahrscheinlich überwiegend nachts, wenn die Büros geschlossen und kaum noch Menschen im Gebäude sind. Die Bullen haben sich das Studio bereits angesehen und nichts darin gefunden, das sie hätte darauf schließen lassen, dass es für ihre Ermittlungen noch wichtig ist. Die Miete ist bezahlt, das Risiko, entdeckt zu werden, ist also minimal.«
»Er hat dieses Studio geliebt.« Reva trat neben Roarke und studierte ebenfalls das Bild. »Ich habe ihm mehrfach vorgeschlagen, sich bei uns zu Hause ein Studio einzurichten, aber davon wollte er nichts hören. Vielleicht hat es daran gelegen, dass er seine Freiheit nicht
verlieren wollte und auch nicht den Raum, in dem er ungestört mit anderen Frauen ins Bett gegangen ist, vor allem aber hat er dieses Studio einfach geliebt. Verdammt, weshalb habe ich daran nicht schon viel eher gedacht? Ich habe vollkommen vergessen, das Studio mit auf die Liste der Orte zu setzen, an denen er am liebsten ist.«
»Weshalb hätten Sie es auf die Liste setzen sollen? Ich habe es schließlich schon die ganze Zeit auf meiner eigenen Liste stehen.«
»Ja, aber das Studio hat ihm allein gehört, und wenn ich alle Sinne beisammengehabt hätte, wäre ich sofort darauf gekommen, dass er sich dort vielleicht versteckt. Er hat immer gesagt, dass ihn die Energie von New York City stimuliert, und dass er dieses Studio mitten in der hektischen Innenstadt genauso dringend braucht wie die ruhige Ungestörtheit unseres Privathauses in Queens. Weil ihm das eine Kraft und Schwung verleiht und er sich in dem anderen wunderbar entspannen kann.«
»Wir müssen sofort ins Flatiron«, erklärte Eve.
»Dallas«, fügte Reva noch hinzu. »Er hat nicht nur nachts gearbeitet, wenn er von einem Stück besessen war. Er konnte sich nicht mehr davon lösen, bis er es fertig hatte. Ich glaube, wenn ich nicht wirklich alles an ihm falsch beurteilt habe, wäre ihm das Risiko, entdeckt zu werden, in einem solchen Augenblick egal. Vielleicht würde dadurch seine Kreativität sogar noch gefördert.«
»Gut. Okay. Wir müssen also davon ausgehen, dass er sich in seinem Studio aufhält, und müssen genauso davon ausgehen, dass er bewaffnet und gefährlich ist.
Das Gebäude ist voller Zivilisten, deshalb müssen wir es räumen, bevor wir in das Studio gehen.«
Plötzlich zeigte auch Feeney, der während der gesamten bisherigen Teambesprechung weiter auf den Tasten von Chloes Computer herumgehämmert hatte, Interesse an dem Gespräch. »Du willst ein zweiundzwanziggeschossiges Gebäude räumen lassen?«
»Ja. Und zwar, ohne dass Bissel etwas davon merkt. Was heißt, dass wir als Erstes gucken müssen, ob er überhaupt zu Hause ist. Schließlich wollen wir das Haus nicht räumen, während er sich vielleicht gerade im Lebensmittelladen an der Ecke etwas zu essen holt. Lasst uns also überlegen, wie wir das am besten überprüfen und wie wir dann die Zivilisten aus dem Haus bekommen, ohne dass er etwas davon mitbekommt.«
Feeney blies die Backen auf, atmete zischend aus und sagte zu den anderen: »Sie ist mit ihren Wünschen wirklich immer unglaublich bescheiden. Aber noch eine Anmerkung am
Weitere Kostenlose Bücher