Im Tod vereint - Divided in Death (18)
geleistet. Das war für ihn bestimmt ein Riesenkick.«
»Nur, dass der Kick nicht angehalten hat.«
»Nein, plötzlich stand er ganz alleine da. Wie heißt es doch immer in den Spionagethrillern? Er hatte sich mit diesen Taten selber kaltgestellt.«
Zu ihrer Überraschung holte Roarke zwei Teller aus der Küche und stellte sie auf dem Couchtisch ab. »Frühstück?«, fragte sie.
»Genau.«
Nachdenklich legte sie eine Hand auf ihren Magen. »Ich könnte was vertragen.« Sie nahm vor ihrem Teller mit kross gebratenem Schinken und frischem Rührei Platz. »Er ist also kaltgestellt. Eine seiner Vorgesetzten hat er selber umgebracht und der andere macht Jagd auf ihn. Man hat ihn benutzt, verraten und in die Falle gelockt. Die Bullen glauben nicht an Ewing als die Täterin und ermitteln eifrig weiter, obwohl man ihm versichert hatte, dass es dazu niemals käme. Da niemand mehr da ist, der ihm sagt, was er machen oder denken soll, nimmt er sein Schicksal selber in die Hand. Er bringt zwei weitere Menschen um, weil er meint, dass er sich dadurch schützen und seine Spuren noch besser verwischen kann. Doch diese beiden Morde sind nicht nur völlig unnötig, sondern grundverkehrt, weil sie die Polizei erst darauf bringen, dass er noch am Leben ist. Was hättest du getan?«
»Wenn ich an seiner Stelle wäre?« Nachdenklich verteilte
er ein wenig Marmelade auf einer goldfarbenen Scheibe Toast. »Ich wäre möglichst tief untergetaucht. Hätte einen Teil der Gelder von meinen Konten abgehoben, mich in mein Versteck zurückgezogen und in aller Ruhe überlegt, wie ich Sparrow entweder liquidieren oder als Verräter bloßstellen kann. Ich hätte abgewartet und beobachtet. Ein, zwei Jahre, vielleicht länger, und dann hätte ich den Typen auf die eine oder andere Art erwischt.«
»Er wird bestimmt nicht warten. Weil er seinen Wunsch nach Rache nicht so lange unterdrücken und auch nicht so klar und nüchtern überlegen kann. Er muss sich an allen rächen, von denen er betrogen worden ist. Gleichzeitig hat er Angst, wie ein kleiner Junge, der von seinen Eltern allein daheim zurückgelassen worden ist. Er ist noch immer in New York, irgendwo, wo er sich sicher fühlt. Und er plant bereits den nächsten Akt.«
Sie konnte ihn beinahe vor sich sehen, wie er durch sein Versteck lief und fieberhaft an seinen Racheplänen bastelte. »Noch größer, noch brutaler, noch verwegener als beim letzten Mal. Er hat sich mit jedem Mord weiter von seinem eigentlichen Ziel entfernt. Und hat die Morde immer weniger durchdacht, weshalb das Risiko für Außenstehende von Mal zu Mal größer geworden ist. Es ist ihm vollkommen egal, wer durch sein Vorgehen zu Schaden kommt. Ihm geht es einzig und alleine darum, dass er sich selbst beweisen kann.«
»Du denkst, dass er versuchen wird, Reva zu erwischen.«
»Früher oder später. Sie hat nicht kooperiert. Sie sitzt nicht hinter Gittern, weint um ihren toten Ehemann
und beteuert vergeblich ihre Unschuld. Aber wir werden ihm nicht die Chance geben, sie aus dem Verkehr zu ziehen.«
Sie nahm den Toast, den Roarke ihr hinhielt, und biss herzhaft hinein. »Wir werden ihm nämlich das Handwerk legen, bevor er auch nur eine neue Zielperson ins Auge fassen kann. Als Erstes wird er sicher noch einmal bei Sparrow sein Glück versuchen wollen. Ich hätte nichts dagegen, diesen Widerling als Köder zu benutzen, aber der Gedanke, Bissel im Krankenhaus zu stellen und dadurch jede Menge Zivilpersonen in Gefahr zu bringen, gefällt mir nicht. Wir müssen ihn vorher finden und in seinem Versteck verhaften, wo die Gefahr für Dritte am geringsten ist. Wo würdest du dich hier in New York verstecken, wenn alle Welt dich sucht?«
Es tat ihm einfach gut, neben ihr zu sitzen, mit ihr gemeinsam eine Mahlzeit einzunehmen und sich mit ihr über den Job zu unterhalten, der ihr Lebensinhalt war. Es war genauso tröstlich und beruhigend, als wenn er mit ihr schlief. Als er sie lächelnd ansah, lächelte sie sanft zurück.
»Soll ich wie ich selbst denken oder wie er?«
»Wie du selbst.«
»In einer kleinen Wohnung in einer Mittelklasse-Gegend, in der niemand auf den anderen achtet. Oder, besser noch, irgendwo am Stadtrand, von wo aus ich problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln überall hingelangen kann.«
»Warum nicht in einem eigenen Haus?«
»Das wäre ein zu großer Aufwand. Ich müsste zu viele Papiere unterschreiben, die man zu mir zurückverfolgen
könnte, ich müsste einen Teil von meinem Kapital dafür
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