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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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Fäuste. Dieser Bastard schnitt ihr in die Haut, und ich konnte nur beten, dass zumindest ihr Gesicht noch unbeschadet war. Ich stellte mir ihre hellen Katzenaugen und das endlos breite Lächeln vor, das die Männer reihenweise in die Knie gehen ließ.
    Ich hörte ein leises Kratzgeräusch und dann das Krachen ihres Körpers, der zurück in sein Gefängnis direkt neben meiner Kiste fiel. Dann klappte der Deckel wieder zu, und das Schlurfen wurde leiser, als der Bastard endlich wieder ging. Innerhalb von wenigen Minuten hatte er seinen Job erledigt. Hatte uns wie Tieren im Labor Wasser in den Hals gekippt und Lola eins von seinen Markenzeichen in die Haut geritzt. Doch es sollte mich nicht überraschen, dass es derart schnell gegangen war. Sean war schließlich ständig unterwegs – er arbeitete stundenlang im Krankenhaus, dann spielte er Fußball oder Squash und ging anschließend noch beinahe jeden Abend aus.
    Ich klopfte mit meinen gefesselten Händen dreimal gegen das Holz, doch Lola machte nicht das leiseste Geräusch. Vielleicht war sie ja vor Schmerzen wie gelähmt.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit drang schließlich doch ein leises dreimaliges Antwortklopfen an mein Ohr. Sie wusste also, dass sie nicht alleine war. Ohne die verdammte Holzwand wären wir uns nah genug gewesen, um uns bei den Händen zu nehmen, dachte ich und versuchte immer noch, das alles zu verstehen. Vielleicht waren ja noch andere Frauen hier. Vielleicht waren in diesem Raum noch mehr überdimensionale Särge aufgereiht, und in jedem einzelnen lag eine Frau, die verzweifelt um ihr Leben rang.
    Zumindest meine Angst vor Enge hatte sich gelegt, denn inzwischen hatte ich entdeckt, dass es noch viel grässlichere Situationen gab. Es ist geradezu erstaunlich, wie erfolgreich eine Angst die andere bekämpft. Auch wenn ich bezweifle, dass die öffentliche Hand die Kosten einer solchen Radikalkur übernähme, täte anderen Klaustrophobikern eine gewisse Zeit in einer abgesperrten Kiste sicherlich genauso gut wie mir.
    Obwohl es vielleicht seltsam klingt, schlief ich plötzlich einfach ein. Mein Gehirn war so damit beschäftigt, weiterhin zu funktionieren, dass es nicht einmal die Energie für das Heraufbeschwören irgendwelcher schlimmen Träume fand. Stattdessen träumte ich von meinem allerschönsten Urlaub, als ich nach dem Abschluss meines Studiums mit Lola und Will in Griechenland gewesen war. In meinem Traum sprang ich vom Rand des Bootes, das wir für einen Tag gemietet hatten. Immer wieder tauchte ich erst unter und dann wieder auf, und jedes Mal, wenn ich zum Luftholen an die Wasseroberfläche kam, schien mir die Sonne ins Gesicht.
    Als ich meine Augen wieder aufschlug, war mein Körper während einiger Sekunden wunderbar entspannt, als hätte ich tatsächlich den ganzen Tag an irgendeinem Strand beim Sonnenbaden verbracht.
    Schließlich aber kehrte ich gedanklich in die grauenhafte Wirklichkeit zurück. Ich sehnte mich nach Alvarez, der inzwischen sicherlich vor lauter Angst um mich verging und mit der gewohnten tiefen Falte zwischen seinen Brauen durch die Gegend lief, doch als ich mein Hirn nach irgendetwas Tröstlichem durchforstete, tauchten dort nur irgendwelche Schnappschüsse aus meiner Jugend auf. Der erste war von meinem Vater, als ich zwölf gewesen war. Ich dachte, ich wäre als Erste nach Hause gekommen, hörte aber plötzlich aus der Küche ein kaum wahrnehmbares kratzendes Geräusch. Ich ging davon aus, dass es die Katze war, die hereinwollte, doch es war mein Vater, der in seinem Anzug und mit seinen blankpolierten Schuhen auf den schwarzweißen Fliesen lag. Er bewegte tonlos seine Lippen und hatte die Augen so weit aufgerissen, als wären irgendwelche wundersamen Ereignisse in seiner Gegenwart geschehen. Ich muss ein wohlerzogenes Kind gewesen sein, weil ich sofort den Notarzt rief, aber irgendetwas hielt mich davon ab, mich tröstend neben ihn zu knien. Ich beobachtete ihn von der Tür aus, bis der Krankenwagen kam. Die Gewohnheit hatte mich gelehrt, dass es besser war, zu meinem Vater auf Distanz zu bleiben.
    Der nächste Schnappschuss war von meiner Mutter, die sich in unserem Flurspiegel bewunderte. Ihr Leben war erheblich einfacher, seit mein Vater durch den Schlaganfall behindert war. Er hatte ihn dauerhaft verstummen lassen, und die Rente, die er vom Finanzamt ausbezahlt bekam, reichte für eine Pflegekraft im Haus und für regelmäßige Boutiquebesuche meiner Mutter. Mein Vater hatte gerade noch genügend Kraft, um

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