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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Kampfgas.
61 Fässer fielen an. Ich meine: 61 Fässer, die nicht ordnungsgemäß entsorgt
wurden.“
    Das Puddinggesicht des Baulöwen
begann, sich grau zu färben.
    Er dachte voraus, und die
Montecristo schmeckte plötzlich wie ein glimmender Rattenschwanz.
    Mit den nächsten Worten holte
Egon die Gedanken des Junior-Firmenchefs ein.
    „61 Fässer! Mit dem Inhalt
könnten Sie den europäischen Wohnungsbedarf auf annähernd null schalten. Sie
verstehen? Die Fässer rosten nun vor sich hin. In etwa zehn Jahren rosten sie
durch. Wir sind jetzt im elften. Es ist soweit. Muss ich Ihnen noch erklären,
wo ich die Fässer damals verbuddelt habe? Natürlich auf dem ehemaligen Ödland,
auf dem heute die Siedlung ,Waldsaum’ entsteht. Ich habe die Fässer ziemlich
tief vergraben. Aber das nützt nichts. Wenn Sie mich fragen: Wer dort einzieht,
ist sogut wie tot. Aber es würde kein leichter Tod sein.“
    Nach einer Weile hob
Selbmann-Kotz die Hand und wischte sich über die Stirn. „Sie lügen.“
    „Kommen Sie doch nicht mit
solchen Albernheiten.“
    „Sie lügen. Sie wollen mich
bluffen.“
    Egon stöhnte. „Lassen Sie
Bodenproben nehmen. Vor Baubeginn wäre das ratsam gewesen. Jetzt wird Ihnen
keine Versicherung helfen. 20 Millionen sind futsch, sind buchstäblich in den
Sand gesetzt. Es sei denn...“
    Selbmann-Kotz atmete hörbar.
„Ja?“
    „Es sei denn, Sie stopfen mir
den Mund.“
    Der Juniorchef rieb sich die
Schläfen. „Man kann über alles reden, nicht wahr? Ich sage immer: Wenn man
miteinander redet, dann... geht alles irgendwie weiter.“
    „Könnten meine Worte sein.“
    „Wieviel?“
    „Ein Zwanzigstel.“
    „Wovon?“
    „Von den Gesamtkosten.“
    „Das wäre ja... eine Million.“
    „Ich wusste: Sie können
rechnen.“
    „Und Sie meinen, ich gebe Ihnen
das Geld einfach so?“
    „Von mir aus auch
Ratenzahlungen.“
    „Ich bin immer noch überzeugt,
dass Sie lügen.“
    „Wenn Sie nicht wollen, bin ich
nachher bei den Medien: bei der Zeitung, beim Hörfunksender, bei den hiesigen
TV-Kanälen. Was meinen Sie, was die von Ihnen übrig lassen! Davon wird nicht
mal Ihr Dackel satt.“
    „Ich habe keinen Dackel. Ich
mag Hunde nicht.“
    „Also?“, fragte Egon und
spürte, wie seine vorgetäuschte Power nachließ. Er wurde matt. Bald würde er
stottern oder anfangen, mit den Händen zu zittern.
    „Ich werde mich um alles
kümmern“, meinte Selbmann-Kotz, der Egons Nachlassen zu spüren schien.
„Natürlich riskiere ich nichts. Eine amtliche Untersuchung kommt nicht in
Frage. Das wollen wir doch beide verhindern, nicht wahr? Ihnen wäre auch nicht
geholfen, wenn ich auf die Nase falle. Ich muss also jemanden finden, der
zuverlässig Bodenproben untersucht und keine Fragen stellt.“
    „Klar. Sehe ich ein.“
    „Das dauert.“
    Egon machte schmale Augen. „Sie
wollen Zeit gewinnen, wie?“
    „Was würde das nützen? Nein!
Ich will lediglich nachprüfen, ob Sie die Wahrheit sagen.“
    „Wieviel Zeit brauchen Sie?“
    „Kommen Sie in drei Wochen
wieder.“
    „Das ist mir zu lange. In zwei
Wochen bin ich hier.“
    „Also gut. Und dann werden wir
sehen, Herr Vaut...“
    „Voigt.“
    „Natürlich! Entschuldigung! Dann
werden wir also sehen. Entweder wir werden handelseinig. Oder ich lasse Sie
rausschmeißen.“

7. Gabys Beinahe-Verhängnis
     
    Gaby schlief länger als sonst
an diesem Samstagmorgen. Sie hatte gestern Halsweh gehabt und sich grippig
gefühlt. Aber als sie jetzt in ihrem Mädchenzimmer erwachte, war das Unwohlsein
verschwunden und mit dem ersten Gähnen kamen auch schon die ersten Gedanken: an
Tim, an die Jungs, an das Treffen nachher, an das Diner heute Abend im
,Finkmeier’ für die Eltern — das Diner, zu dem Hermann Sauerlich eingeladen
hatte — und an den geplanten Kinobesuch, was Tims Vorschlag war.
    Mit der Glotze, dachte Pfote,
kann man unseren Obermotz nicht reizen, aber ins Kino geht er gern — wenn das
Programm sich lohnt.
    Sie strampelte die Federdecke
weg und schwang dann die Beine aus dem Bett — vorsichtig, natürlich, um nicht
versehentlich auf Oskar zu treten, der nur allzu gern auf dem Bettvorleger
liegt.
    Aber dort war er nicht.
    Erst jetzt fiel Gaby auf, dass
er auch nicht zu hören war. Kein Grunzen, kein Schnarchen. Nur Stille. Und vorn
in der Etagenwohnung Geklirr aus der Küche.
    Gaby zog die Vorhänge auf. Ein
grauer Wintertag.
    Hat ihn Mami schon
rausgelassen?, überlegte Pfote und schlüpfte in die gefütterten Pantöffelchen,
um alsdann in

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