Im Zauber des Mondes
dieser kurzen, leidenschaftlichen Rede lief manch eine Träne über die Wangen der Zuschauer, und nach dem verbotenen gälischen Abschiedsgruß ging ein Brüllen durch die Menge. Irische Katholiken hinter dem Ring der Freiwilligen drängten nach vorn. Die schwere Artillerie, die am Rande des Parks zurückgeblieben war, verlagerte sich in Richtung auf den Galgen. Eine Gruppe bewaffneter Strohmänner tauchte wie aus dem Nichts auf und kämpfte mit den Freiwilligen. Schüsse fielen. Frauen schrien. Männer fluchten und stürmten den Galgen. Ein Kanonenschuß donnerte in der Ferne.
»Ein Aufstand! Es ist ein Aufstand«, schrie irgendjemand in der Menge. Connor zögerte nicht. Als die Wachen gerade nach ihm griffen, stieß er das Brett zur Seite, auf dem er für die Hinrichtung gestanden hatte, und sprang in die Dunkelheit darunter, wie Vater Patrick es ihm gesagt hatte. Er taumelte in einen offenen Leichenwagen, fühlte Hände, die nach ihm faßten und seinen Fall bremsten, als der Leichenwagen auch schon vorwärts schoß. Dann waren sie auf ihrem Weg durch die kämpfende Menge, die sich trotzdem für dieses Symbol des Todes teilte.
»In Gottes Namen, Mickeen, gib ihnen die Peitsche!« rief eine vertraute Stimme. Connor, der mit dem Gesicht nach unten in etwas gelandet war, was wahrscheinlich sein Sarg hätte werden sollen, drehte sich um und sah auf. Cormac, ganz in Schwarz, wie es sich für einen Leichenbestatter gehörte, grinste ihn an. Rory schlug ihm auf die Schulter. Liam, auf dem Kutschbock neben Mickeen, drehte sich zu ihm um.
»Verdammt, es tut gut, dich zu sehen, Conn!« rief er ihm zu, während Cormac an den Stricken säbelte, die seine Hände fesselten.
»Aye, wir haben Euch sicher weggebracht, Eure Lordschaft, jawohl, das haben wir, auch wenn eine verdammte Revolution dazu nötig war!« Mickeen wirkte aufgedreht, er peitschte die Pferde, trieb sie weg vom Phoenixpark und dem Galgen, der dort umsonst auf sein Opfer wartete.
»Laßt uns Caitlyn holen und hier verschwinden!« Connor grinste und legte einen Arm um Cormacs Schulter, als seine Brüder ihm halfen, aus dem, was beinahe sein Sarg geworden wäre, herauszuklettern.
47
In den Straßen, durch die sich die Kutsche kämpfte, in der Sir Edward sie gefangenhielt, herrschte Aufruhr. Gruppen von Freiwilligen kämpften gegen Strohmänner; Arbeiter zogen mit brennenden Fackeln und bewaffnet mit Sensen gegen ihre Gutsherren ins Feld. An manchen Stellen hatten sich Dragoner ihnen entgegengestellt, und es gab Tote und Verwundete auf beiden Seiten. Leichen lagen, wo sie gefallen waren; Blut, Tod und Rebellion lagen in der Luft. Die Verurteilung des schwarzen Rebellen hatte die Herzen der Iren berührt. Er war einer von ihnen, von allen geliebt. Es war diese Liebe und der
Status des schwarzen Rebellen als Symbol der Hoffnung einer unterdrückten Nation, worauf Vater Patrick seinen Plan aufgebaut hatte, als er die Saat des Aufstands in die dafür am empfänglichsten Ohren gestreut hatte. Die Arbeiter lehnten sich auf, Katholiken waren bereit zur Rache an ihren Unterdrückern. Und daß der schwarze Rebell trotz allem dem Galgen entkommen war, erfüllte sie mit Stolz, sobald die Nachricht rasch von Mund zu Mund ging.
Obwohl sie noch immer von dem Mittel, mit dem Sir Edward sie betäubt hatte, benommen war, entging ihr der Aufruhr in den Straßen nicht. Sir Edward fluchte und rief dem Kutscher zu, sie in Sicherheit zu bringen, aber heute gab es in Irland keinen sicheren Ort. Der Kutscher konnte nur weiterfahren, in der Hoffnung, daß man sie unbelästigt durchlassen würde.
Soweit Caitlyn das beurteilen konnte, mußte es auf Mittag zugehen. Obwohl der Kutscher mehrmals angehalten hatte, um die eine oder andere Gruppe passieren zu lassen, und mit einigen auch ein paar Worte gewechselt hatte, wußte sie noch nichts Näheres über Connors Schicksal. Sie fuhren nach Norden, in Richtung auf Donoughmore und Ballymara. Caitlyn nahm an, daß er sie in sein Haus auf Ballymara bringen wollte, und wenn sie bedachte, wie nah es an Donoughmore lag, hielt Caitlyn es nicht gerade für ein gutes Versteck. Aber Sir Edward dachte natürlich, Connor wäre tot und seine Brüder befänden sich auf der Flucht. Es war auch durchaus möglich, daß er recht hatte.
Von den Bewegungen der Kutsche wurde ihr allmählich schlecht, und sie lehnte sich mit geschlossenen Augen in ihrem Sitz zurück. Sir Edward hatte sie an Händen und Füßen gefesselt. Sie war einige Zeit bewußtlos gewesen
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