Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
dass Winslow und Ransom so aussahen, als passten sie gut zusammen. Harte Burschen, aber sie waren eingesprungen, als es nötig gewesen war.
Mit schnellen Schritten trabten die fünf den Weg zum Hof hinunter. Auf drei Seiten begrenzte ihn das herrschaftliche Haus, dessen graue Steinmauern sich hoch über das Kopfsteinpflaster auf dem Boden erhoben. Da die Akademie in den Bergen lag, wehte hier ein scharfer Wind, der einem bis in die Knochen drang.
Mehrere andere Jungen standen in einer unordentlichen Reihe vor einem hochgewachsenen, silberhaarigen Mann, dessen Blick so finster war, dass er Granit hätte zerbrechen können. Jack versteifte sich. Dieser Mann musste Colonel Stark, der Schulleiter der Akademie, sein. Der Oberst hatte ursprünglich auf dem Schlachtfeld Ruhm erlangt und danach als Gründer der berüchtigtesten Schule in ganz England.
Wider besseres Wissen versuchte Jack vorsichtig, den Geist des Colonels anzurühren. Nicht aus Neugierde, sondern um sich einen genaueren Eindruck von der Persönlichkeit des Mannes zu verschaffen. Um zu wissen, wie er es dem alten Haudegen recht machen und Bestrafungen vermeiden konnte.
Nichts. Jack versuchte es erneut, angestrengter diesmal, und empfing noch immer nichts. Mit einem komischen Gefühl im Magen erkannte er, dass Magie hier nichts bewirkte. Was ihn eigentlich nicht hätte überraschen dürfen. Denn genau das war ja der springende Punkt hier, nicht?
Der durchdringende Blick des Colonels glitt über die neuen Schüler. »Ihr fünf habt euch verspätet. Das war schon mal ein schlechter Anfang. Für euch gibt's kein Frühstück heute. Und jetzt stellt euch zu den anderen und seht zu, dass die Reihe gerade ist.«
Jack überlegte, ob er Stark erklären sollte, warum sie sich verspätet hatten, verwarf aber den Gedanken gleich wieder. Dieser Mann war nicht der Typ, der Entschuldigungen akzeptieren würde. Selbst wenn Jack sich verspätet hätte, um seiner Mutter das Leben zu retten, würde das hier keine Rolle spielen. Er seufzte, und sein Magen knurrte schon bei dem Gedanken, den Tag ohne ein Frühstück zu beginnen.
Die fünf Neuankömmlinge stellten sich zu den anderen Jungen. Jack platzierte sich an einem Ende der Reihe und hoffte, übersehen zu werden.
Starks Lippen verzogen sich verächtlich, als sein Blick erneut über die Reihe glitt. »Ihr alle wisst, warum ihr hier seid. Ihr seid die Söhne der bedeutendsten Familien Englands. Das feinste Blut des Landes fließt in euren Adern. Ihr seid dazu geboren, Offiziere, Diplomaten, Großgrundbesitzer und Kleriker zu werden. Das Einzige, was nicht aus euch werden wird, sind Zauberer. Scharlatane!«
Ein Schauder überfiel Jack, als er hörte, wie der alte Mann das letzte Wort ausspie. Der Begriff »Scharlatan« war alles andere als höflich, und obwohl sein Vater Magie verabscheute, hatte er seinen Kindern nicht erlaubt, das Wort zu benutzen. Da sich in Stonebridge jedoch alles um Verachtung für Magie drehte, dachte Jack, dass er sich besser schon einmal daran gewöhnte, den Begriff »Scharlatan« zu hören.
Starks kalter Blick glitt die Reihe entlang und blieb auf Jack haften. »Ihr alle seid wegen eines schändlichen Interesses für Magie hierher geschickt worden. Eurer Weigerung wegen, diesen Frevel zusammen mit anderen kindischen Dingen abzulegen. Eure Eltern wollen, dass dieser Schmutz aus euch herausgeprügelt wird. Und sie haben eine gute Wahl mit mir getroffen, denn ich scheitere nie.«
Überraschenderweise meldete Ransom sich zuerst zu Wort. »Was ist so falsch daran, Magie anzuwenden? Jeder Mensch hat wenigstens ein kleines bisschen Magie in sich. Es ist ... amüsant und kann sehr nützlich sein. Sogar die Kirche sagt, Magie sei keine Sünde, wenn sie nicht zu üblen Zwecken angewendet wird. Warum sollten wir sie also aufgeben müssen?«
Für einen Moment verschlug es Stark die Sprache, solche Ketzerei zu hören. Dann trat er vor, bis er ganz dicht vor Ransom stand. »Jeder Mensch hat auch Geschlechtsorgane, aber das bedeutet nicht, dass sie verherrlicht oder gar vor aller Welt entblößt werden müssen«, versetzte er. »Magie ist etwas für Frauen, für die Unterschichten und für Faulenzer, die lügen und betrügen, weil sie außerstande sind, aus eigener Kraft etwas zu schaffen. Für einen Gentleman ist die Anwendung von Magie etwa so, wie sich mit Handel zu befassen. Schlimmer noch.«
»Handel treiben ist rechtschaffene Arbeit«, murmelte jemand weiter unten in der Reihe.
Jack vermutete,
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