Immer dieser Knasterbax
sah seinen Bewacher von der Seite an, „sein sich ein Schutzmann
erlaubt, zu nehmen ein Bad, wenn Sonne scheint so heiß auf den Uniform?“
Siebenschütz lehnte das Fahrrad
an einen Baum und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
„Im Dienst darf ein Schutzmann
nicht mal an ein Bad denken“, antwortete er grimmig.
„Hm“, brummte Knasterbax, „aber
armes, unschuldiges Räuber darf doch schwimmen in Teich?“
„Das könnte dir so passen“,
knurrte Siebenschütz, „damit du mir davonschwimmst, was? Nein, das kann ich
leider nicht zulassen.“
„Hast du kein Herz in deine
Brust?“ fragte der Räuber. „Fühlst du nicht Dankbarkeit für gutes Frühstück?
Willst du lassen rösten armes Knasterbax wie Bratkartoffel?“
„Ich kann es nicht erlauben,
Knasterbax, leider!“ sagte Siebenschütz mit Nachdruck. „Wie soll ich dich
überwachen, wenn du weit draußen im See schwimmst und ich hier am Ufer stehe?
Kannst du mir das vielleicht verraten?“
„Du nix stehst hier an die
Ufer, du schwimmst mit für Überwachung!“ schlug der Räuber vor.
Von der Seite hatte
Siebenschütz die Sache noch gar nicht betrachtet. Das war in der Tat eine gute
Möglichkeit, ein unerlaubtes kühles Bad zu nehmen.
„Wenn du mir versprichst, keine
Dummheiten zu machen“, sagte er nach kurzem Nachdenken zögernd, „will ich es
dir gestatten. Aber nur eine Viertelstunde!“
„Das ist vollkommen genug“,
entgegnete Knasterbax. „Nur mußt du mir machen ab Handschellen.“
Siebenschütz legte seinen Helm
in den Sand, um sich besser am Kopf kratzen zu können. Weil der Räuber aber ein
so ehrliches Gesicht machte, holte er den Schlüssel aus der Tasche und schloß
die Handschellen auf. Sofort begann Knasterbax sich auszuziehen.
Der Schutzmann durfte nun nicht
zögern und mußte genauso schnell seine Kleider ablegen. Es dauerte keine
Minute, da hüpften die beiden in den Teich. Ohne Uniform und Räuberzeug waren
sie nicht mehr zu unterscheiden, zumal die Schnurrbärte im Wasser ihre Form
verloren und wie Sauerkraut in den Gesichtern hingen.
Knasterbax schwamm mal auf dem
Rücken, mal auf der Seite. Er schnaufte und plantschte wie ein übermütiges
Nilpferd. An Flucht schien er überhaupt nicht zu denken. Siebenschütz behielt
in fest im Auge. Er war ein guter Schwimmer und würde den Räuber bestimmt
einholen, wenn er zu fliehen versuchte. Aber der trieb so viel Unsinn im
Wasser, daß der Schutzmann ihn richtig ein bißchen liebgewann. Er ist doch
eigentlich ein armer Kerl, dachte er, stiehlt, weil er Hunger hat, und gibt mir
was zu essen ab. Und jetzt spielt er wie ein großes Kind. Schade, daß er so
tief gesunken ist! Vielleicht hätte etwas Tüchtiges aus ihm werden können.
Als der Schutzmann das dachte,
schlug das arme, tiefgesunkene große Kind plötzlich mit den Armen um sich,
sprudelte Wasser aus Mund und Nase und ging unter. Ging einfach unter und kam
nicht wieder hoch! Erschrocken starrte der Schutzmann auf die Blasen, die an
die Wasseroberfläche stiegen.
„Knasterbax“, rief er, „was ist
los? Kann ich dir helfen? Komm doch wieder hoch!“
Aber der Räuber tauchte nicht
auf.
Da wurde Siebenschütz von
großer Angst erfaßt. Auf keinen Fall durfte Knasterbax ertrinken! Auf gar
keinen Fall! Und er holte tief Luft und tauchte, um nach dem verunglückten Räuber
zu suchen und ihn zu retten, wenn das noch möglich war. Er tauchte und tauchte,
durchwühlte den Schlamm des Teiches wie eine Ente, die gründelt, und fand doch
den Räuber nicht. Nach zwanzig Minuten schwamm er erschöpft und traurig ans
Ufer zurück, legte sich ins Gras und war verzweifelt. Er machte sich bittere
Vorwürfe. Ich bin schuld an seinem Tod, dachte er. Wenn ich ihm das Bad nicht
erlaubt hätte, wäre er jetzt noch am Leben. So ein netter Kerl war er, ein
Räuber, ja, aber ein Räuber mit Herz.
Der Schutzmann wischte sich mit
dem Handrücken die Tränen ab und stand auf, um seine Uniform anzuziehen. Sie
war jedoch nicht da! Sie lag nicht hinter noch vor dem Busch. Das Räuberzeug
des armen ertrunkenen Knasterbax, ja, das lag da, aber von seiner Kleidung war
nicht mal ein Knopf zu sehen. Siebenschütz ging ein paar Schritte weiter, um
einen anderen Busch zu durchsuchen.
Plötzlich rief jemand hinter
ihm: „Hände hoch, Knasterbax!“
Erschrocken fuhr er herum. Und
da sah er seine Uniform wieder. Greifbar nahe, kaum drei Schritte entfernt,
stand sie vor ihm! Jawohl, sie stand! Aber nicht allein. Das wäre
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