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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Nachtlager, das sie ihm gewährt hatte,
bedankt, hatte sie noch einmal getröstet, weil ihr armer Hund nun tot war, und
war in aller Morgenfrühe losgestiefelt, um den dummen Knasterbax doch noch zu
finden.
    Die Frau hat gar nicht so
unrecht, dachte er. Knasterbax läuft ja tatsächlich nur vor meiner Uniform weg.
Wenn ich Lumpenzeug anhätte so wie er, würde er bestimmt alle Angst verlieren
und mit sich reden lassen. Ich könnte mir ja noch ein Pflaster aufs Auge
kleben, dann sehe ich sicher aus wie ein Landstreicher. Nicht mal meine Mutter
würde mich so erkennen.
    Unter diesen Gedanken wanderte
er den Heideweg entlang, den der Räuber am Abend zuvor gegangen war. Aber,
überlegte er weiter, die Sache ist nicht ganz ungefährlich. Und er erinnerte
sich daran, was er hatte durchstehen müssen, als Knasterbax ihm seine Uniform
gestohlen und ihn gezwungen hatte, das Räuberzeug anzuziehen. Damals hatte er
frieren, hungern und vor den Äxten halbwilder Holzfäller davonrennen müssen.
Und eine lange Nacht war er im Gefängnis von Hammerwede eingesperrt gewesen. Nein, ungefährlich war es nicht, den Vagabund zu spielen.
Doch das durfte ihn nicht abschrecken, er mußte einfach alles versuchen, mit
Knasterbax zu einem Gespräch zu kommen. Und wenn das nur in der Verkleidung als
Landstreicher möglich war, mußte er das Wagnis eingehen. Es lag ihm nämlich
daran, aus dem Räuber Knasterbax einen ordentlichen Bürger zu machen, der eine
regelmäßige Arbeit verrichtete, eine Wohnung hatte und in einem sauberen Bett
schlief.
    Knasterbax ist ein anständiger
Kerl, dachte er, sonst hätte er nicht den Sparkassenüberfall verhindert, und
darum verdient er, daß man sich um ihn bemüht. Wenn er nur nicht so mißtrauisch
gegen die Polizei wäre! Er müßte doch endlich begreifen, daß er, Siebenschütz,
ihm etwas bringen und nicht nehmen wollte!
    Der Ort, den der in Gedanken versunkene
Polizist bald erreichte, schlief noch. Nur ein Bäcker junge und eine
Zeitungsfrau waren schon auf den Beinen und gingen von Haus zu Haus. Ein
einzelner Schlag der Kirchturmuhr verriet Siebenschütz, daß es halb sieben war.
Er gähnte, schüttelte sich fröstelnd und marschierte mit weithin widerhallenden
Schritten die Hauptstraße entlang.
    Erstaunt wich er dem rotweißen
Absperrgitter aus, das man vor einem großen Kaufhaus aufgestellt hatte, um ein
Loch auf dem Gehweg auszubessern, und das den Leuten den Zugang zur Tür und den
vielen Schaufenstern verwehrte. Neugierig blickte er im Weitergehen von der
Fahrstraße her in die Schaufenster hinein. Da sah er zu seiner maßlosen
Verblüffung in dem Schlafzimmer, das in einem der Schaufenster stand, jemanden
aus dem Bett steigen, jemanden, der wohl noch nicht oft in einem Bett
geschlafen hatte, denn er war vollständig angekleidet, trug eine Uniform auf
dem Körper und Stiefel an den Füßen. Verdutzt trat Siebenschütz näher an die
Absperrung heran, um den merkwürdigen Frühaufsteher hinter der Scheibe besser
beobachten zu können. Das soll bestimmt wieder so ein Reklamequatsch sein,
dachte er und lächelte. Vielleicht wollte man damit zeigen, daß der Anzug, den
der komische Mensch da trug, selbst dann nicht knitterte und kraus wurde, wenn
jemand eine Nacht damit im Bett gelegen hatte. Die Leute machten ja heutzutage
die verrücktesten Sachen, nur um ihre Ware besser verkaufen zu können.
    Der Mann im
Schaufensterschlafzimmer wandte ihm den Rücken zu. Er reckte sich, machte zwei
unbeholfene Kniebeugen und setzte einen Hut auf, der auf dem Fußboden gelegen
hatte. Gleichzeitig drehte er sich um und blinzelte in die rote Sonne, die
soeben auf der anderen Straßenseite über die Dächer kletterte.
    „Das ist doch nicht möglich!“
rief Siebenschütz. „Knasterbax!! Was hat der denn da zu suchen?“
    Er zwängte sich unter der
Absperrung hindurch, trat an das Schaufenster heran und trommelte mit beiden
Fäusten an die Scheibe.

     
    „He, Knasterbax“, rief er
dabei, „komm heraus, ich muß mit dir reden! Ich habe gute Nachrichten für
dich.“
    Aber der Räuber konnte ihn
nicht verstehen, dafür war die Scheibe viel zu dick. Er grinste seinen
Verfolger nur an, drehte ihm eine lange Nase, zeigte auf seine schicke
Fahrstuhlführeruniform und verschwand im Innern des Kaufhauses.
    „So ein Esel!“ schimpfte
Siebenschütz. „Hat er denn nicht gehört, was ich gesagt habe? Er macht es mir
wirklich sehr schwer, ihm von seinem Geld zu erzählen. Na ja, aber entkommen
kann er mir diesmal nicht.

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