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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Räuberjagd. Sagen wir, zwei
Gläser mit Fleisch und ein großes Brot sollen sein genug. Pack alles ein in
Tasche, und du sollst sehen, ich fange böses Räuber ganz schnell.“
    Die Frau nickte. Sie opferte
gern Fleisch und Brot, um die Gurken zurückzubekommen. Bereitwillig holte sie
eine Tasche und stellte das Gewünschte hinein. Obenauf legte sie noch einige
frische Äpfel und Birnen. Dann entließ sie den tüchtigen Polizisten, in der
Hoffnung, ihn bald mit dem Räuber zusammen wiederzusehen. Knasterbax lief so schnell
er konnte in den Wald, aber nicht, um den Polizisten zu fangen, sondern um auf
einem Baumstumpf ein köstliches Mahl zu halten. Hungrig schlang er das Fleisch
in sich hinein und aß das knusperfrische Brot dazu. Er spürte, wie er mit jedem
Bissen kräftiger wurde, wie ihm der Mut zurückkam. Als Nachtisch verspeiste er
zwei Äpfel und drei Birnen. Dann legte er sich auf das Moos und ruhte sich aus.
    „Wieso nimmt dummes
Siebenschütz Essiggurken und läßt Fleisch stehen?“ fragte er sich. „Ist sich
doch großes Esel! Werd ich mir merken die Haus und kommen zurück als böses
Räuber Knasterbax. Aber jetzt muß ich fangen das Schutzmann in Räuberzeug.“
    Er stand auf, steckte die
letzten Birnen und Äpfel in die Uniformtaschen, klemmte das übriggebliebene
Brot unter den Arm und begann die Suche nach dem Gurkendieb.

 
    Der Polizeibeamte, bei dem
Knasterbax behauptet hatte, ein Räuber und nicht der berühmte Polizist
Siebenschütz zu sein, sorgte dafür, daß die Sache in die Zeitung kam und
überall bekannt wurde.
    „Wir haben eine Pflicht an dem
tapferen Schutzmann zu erfüllen“, schrieb ein Reporter. „Der Mann hat im Dienst
sein Leben eingesetzt und dabei möglicherweise den Verstand verloren. Er
verdient es, daß wir ihm helfen!“
    Da trafen von allen Seiten
Spenden ein. Die Leute schickten Pralinen, Pullover, Hausschuhe und lange
Unterhosen, und die Reichen bares Geld. Die Polizisten aber, die gerade keinen
Dienst hatten, schwärmten nach allen Richtungen aus, um ihn zu suchen. Aber
weil sie da suchten, wo er zuletzt gesehen worden war, fanden sie ihn nicht. Da
machte einer den Vorschlag, auch mal den Wald zu durchkämmen, denn wenn ein
Schutzmann nicht mehr ganz richtig wäre im Kopf, könnte er wohl dahin gegangen
sein.
    So geschah es, daß zwanzig
wackere Polizisten im Gänsemarsch hintereinander die Stadt verließen und auf
dem einsamen Feldweg dem Wald zustrebten.
    Unterdessen saß Siebenschütz,
der davon nichts ahnte, auf einem dicken Stein unter einer Tanne und machte ein
saures Gesicht. Warum hatte er sich in der Aufregung nur so vergriffen und die
Gurken genommen statt des Fleisches! Zwölf von den grünen Dingern hatte er
gegessen, mehr konnte er nicht herunterwürgen, denn sein Magen war empört über
die saure Kost. Er bullerte und knurrte ärgerlich und verlangte nach Brot und
Fleisch.
    So sauer wie die Gurken war
auch die Stimmung des Polizisten. „Es ist eine Schande“, preßte er zwischen den
Zähnen hervor, „daß ein ehrlicher Schutzmann wie ich sich von gestohlenen
sauren Gurken ernähren muß! Wenn wenigstens noch ein paar Salzgurken dabeigewesen wären! Aber eine war so sauer wie die andere.“
Und er stützte den Kopf in die Hände und schmiedete Rachepläne gegen den, der
schuld war an seinem elenden Leben. Wenn ich den Knasterbax in die Hände
bekomme, sann er grimmig, werde ich ihn zwischen den Fingern zerreiben wie
einen Kuchenkrümel. Und dann werde ich ihn ins Gefängnis bringen und selber
einsperren. Da mag er lügen und schreien, soviel er will, ich werde ihn nicht
wieder freilassen.
    Ihm wurde warm bei diesem
Gedanken. Aber plötzlich unterbrach er sich.
    „Es geht gar nicht“, murmelte
er, „ich kann ihn nicht einsperren. Dazu bin ich viel zu schwach. Er hat sicher
immer gut gegessen, der falsche Polizist, aber ich hungere seit Tagen! Ich habe
gar nicht die Kraft, ihn zu fangen und abzuführen. Er ist bestimmt viel stärker
als ich. Ja, ich muß fürchten, daß er mich packt und noch einmal ins Gefängnis
bringt, damit er Ruhe hat vor mir. Wenn er kommt, muß ich mich verstecken und
weglaufen. Ich habe keine andere Wahl.“
    Traurig stand er auf, seufzte
über sein Unglück und blickte sich nach allen Seiten um, ob Knasterbax nicht in
der Nähe wäre. Aber noch war die Luft rein.
    Da schlurfte er langsam den
Waldweg entlang. Die Gurken ließ er unter der Tanne stehen.
    Als er an den See kam, wo der
Räuber ihn so schändlich getäuscht

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