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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Michel, ins Bett zu gehen.
    Nein, das sollte sich ja keiner einbilden!
    "Ich werde mich hier neben Alfred auf den Fußboden legen", sagte Michel. Und dabei blieb es.
    Er stöberte eine alte Matratze für sich auf und eine Pferdedecke, mehr brauchte er nicht. Aber er konnte nicht schlafen. Er lag wach da und sah, wie die Glut im Ofen fahl wurde, und hörte, wie Alfreds Wecker tickte, aber er hörte auch, wie hastig Alfred atmete und wie er manchmal vor sich hin wimmerte. Wohl fiel Michel ab und zu in einen kurzen Schlaf, aber er wachte jedesmal mit einem heftigen Ruck wieder auf. Die Sorge um Alfred drückte ihm das Herz ab, und wie die Nacht so verging, fühlte er immer mehr, wie falsch alles war und wie es bald zu spät sein würde, auf ewig zu spät.
    Und dann, als es vier Uhr morgens war, wußte Michel, was er tun mußte. Er mußte Alfred nach Mariannelund bringen, und wenn sie beide, er und Alfred, dabei draufgehen sollten.
    Du sollst da nicht in deinem Bett liegen und sterben, Alfred, nein, das sollst du nicht!
    Er sagte es nicht laut, er dachte es nur. Aber er dachte es mit Nachdruck. Und er fing sofort an zu handeln. Er mußte wegkommen, bevor jemand erwachte und ihn daran hinderte.
    Eine Stunde hatte er noch Zeit, bevor Lina zum Melken aufstehen mußte, und in dieser Stunde mußte alles geschehen.
    Keiner weiß, wie Michel es anstellte und wie er während dieser Stunde schuftete. Der Korbschlitten mußte aus dem

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    Wagenschuppen, Lukas mußte aus dem Stall und angeschirrt werden, und Alfred mußte aus dem Bett und hinaus in den Schlitten. Das letzte war das schwerste. Der arme Alfred schwankte und stützte sich schwer auf Michel. Und als es ihm endlich gelungen war, sich bis zum Schlitten zu schleppen, da stürzte er kopfüber hinein zwischen die Schaffelle und blieb liegen, als sei er bereits tot.
    Michel deckte ihn so zu, daß nur noch die Nasenspitze hervorsah.
    Dann setzte er sich auf den Kutschbock, zog an den Zügeln und forderte Lukas auf loszutraben. Aber Lukas wandte den Kopf und sah Michel mißtrauisch an. Das war ja ein Wahnsinn
    ohnegleichen, in diesen Schnee hinauszufahren! Verstand Michel das nicht?
    Jetzt bin ich es, der bestimmt", sagte Michel, "und nachher bist du es, Lukas, auf den es ankommt!"
    In der Küche wurde bereits Licht gemacht, Lina war
    aufgestanden. In letzter Minute glitt Michel mit Lukas und dem Schlitten durch das Katthult-Tor und bog in Schnee und Wind auf den Weg ein.
    Hui, da war der Schneesturm über ihm! Der Schnee fegte ihm um die Ohren und verklebte ihm die Augen so, daß er nichts mehr sah, und er wollte doch wenigstens den Weg sehen. Er wischte sich mit dem Wollhandschuh übers Gesicht, aber er sah noch immer keinen Weg, obgleich er zwei brennende Wagenlaternen am Schlitten hatte. Es gab keinen Weg. Es gab nur Schnee. Aber Lukas war oft in Mariannelund gewesen. Vielleicht wußte er tief innen in seinem Pferdegedächtnis, wie der Weg ungefähr verlief.
    Und zäh und ausdauernd war Lukas, er war wirklich ein Pferd, mit dem man sich in den Schnee wagen konnte! Sie kamen Stück um Stück vorwärts. Jedesmal, wenn der Schlitten sich festfuhr, gab es einen heftigen Stoß. Dann mußte Michel herunter und mit der Schneeschaufel nachhelfen. Er war stark wie ein kleiner Ochse, und in dieser Nacht schaufelte er so viel Schnee, daß er es niemals wieder vergaß.
    "Man wird stark, wenn man muß", erklärte er Lukas.

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    Gewiß, Michel war stark, und die erste halbe Meile ging es recht gut, aber dann wurde es schwer, ja, dann wurde es richtig scheußlich für Michel. Er war jetzt müde, die Schaufel kam ihm immer schwerer vor, er schaffte es nicht länger, richtig mit ihr umzugehen. Er fror, er hatte Schnee in den Stiefeln, seine Zehen waren steif, die Finger schmerzten vor Kälte, die Ohren auch, obwohl er einen Wollschal um die Mütze gebunden hatte, damit die Ohren nicht weggeblasen würden. Alles zusammen war wirklich scheußlich, und Michel verlor allmählich den Mut. Sollte sein Vater recht behalten? Er hatte gesagt: "Es geht nicht, Michel, du weißt selbst, daß es nicht geht!" Lukas wurde auch langsamer.
    Es fiel ihm immer schwerer, den Schlitten loszubekommen, wenn er sich festgefahren hatte. Und schließlich geschah das, wovor Michel sich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Plötzlich versank der Schlitten, und Michel wußte, daß sie jetzt im Graben steckten. Ja, sie waren im Graben, und da saßen sie nun. Es half nichts, daß Lukas zog und zerrte und Michel zupackte

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