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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Dezember, als Michel eine
    Heldentat-vollbrachte und alle seine Streiche
    vergeben und vergessen wurden.

    Weihnachten kam näher. Eines Abends saßen sie alle in der Katthult - Küche, und jeder hatte seine Beschäftigung. Die Mutter trat das Spinnrad, der Vater flickte Schuhe, Lina kämmte Wolle, Michel und Alfred schnitzten Zähne für den Holzrechen, und Klein-Ida spielte ein lustiges Fingerspiel auf Linas Rücken. Sie blieb hartnäckig dabei, wenn es Lina auch bei der Arbeit störte.
    "Aber es muß doch jemand sein, der kitzelig ist", sagte Klein-Ida, und da war ja Lina die richtige.
    Ida ließ ihre kleinen Finger langsam an Linas Rücken emporkriechen und sprach den Wortschwall, der dazugehörte:
    "Lieber Vater, liebste Mutter mein, füllt doch bitte Mehl und Salz mir ein, denn jetzt stecheich mein Weihnachtsschwein, und wenn ich steche, wird es Schrein."
    Wenn Ida zu dem "schrein" kam, bohrte sie Lina den Zeigefinger in die Rippen, und Lina schrie jedesmal auf und lachte zu Idas vollster Zufriedenheit.
    Michels Vater saß da und hörte das "jetzt steche ich mein Weihnachtsschwein". Das regte wohl seine Gedanken an, denn er sagte plötzlich etwas Entsetzliches.
    ,Ja, nun ist bald Weihnachten. Es ist also an der Zeit, Michel, daß du dein Schwein schlachtest."
    Michel fiel das Schnitzmesser aus der Hand. Er starrte seinen Vater an.
    "Knirpsschweinchen schlachten! Niemals!" sagte er. "Das ist doch mein Schwein, mein Nüchternheitsschwein - hast du das vergessen?"
    Das hatte Michels Vater bestimmt nicht vergessen. Aber er sagte, in ganz Smaland hätte noch niemand so über ein Schwein gesprochen, und so viel Bauer müßte Michel doch schon sein, um 175
    zu wissen, daß Schweine geschlachtet würden, wenn sie groß genug waren, dazu hatte man sie doch.
    "Weißt du das nicht?" fragte Michels Vater verwundert.
    Ja, das wußte Michel natürlich, und zuerst fiel ihm keine Antwort ein, doch dann kam er auf einen guten Gedanken.
    "Soviel Bauer bin ich aber, um zu wissen, daß einige Schweine am Leben bleiben dürfen, um Vaterschweine zu werden. Und genau das habe ich mir bei Knirpsschweinchen gedacht."
    Michel wußte, was du vielleicht nicht weißt, daß ein Vaterschwein ein Schwein ist, das der Vater von vielen kleinen Schweinchen werden soll. Dies sollte Knirpsschweinchens Rettung sein, dachte Michel, denn dumm war er nicht. Eine Sau für Knirpsschweinchen würde er'schon auf treiben, und wenn sie auch noch so klein wäre, erklärte er seinem Vater, und dann würden Knirpsschweinchen und seine Sau so viele Ferkelchen bekommen, daß es nur so um sie herum wimmelte.
    "Das hört sich gut an", sagte Michels Vater. "Aber es wird hier auf Katthult magere Weihnachten geben. Keinen Schinken und keine Blutklöße und nichts!"
    "Gebt doch Mehl und Salz mir bloß, möcht' ihn kochen, den Blutkloß", sagte Klein-Ida, aber Michel fauchte sie an:
    "Still, du mit deinem Blutkloßgekoche!"
    Er wußte ja, daß zu dem Kloß nicht nur Mehl und Salz, sondern auch Schweineblut gehörte.
    Aber nicht das Blut von Knirpsschweinchen! Nicht, solange noch Leben in Michel war, soviel war sicher!
    In der Küche herrschte eine Zeitlang Stille, eine düstere Stille.
    Plötzlich fluchte Alfred los. Er hatte sich mit dem scharfen Schnitzmesser in den Daumen geschnitten, und das Blut rann herunter.
    "Es wird nicht besser, wenn du fluchst", sagte der Vater streng.
    "Und ich will in meinem Haus keine Flüche hören."
    Die Mutter holte einen sauberen Leinenlappen, und sie wickelte ihn Alfred um den Daumen. Dann schnitzte Alfred weiter. Das war eine gute Winterarbeit, denn alle Rechen mußten, wo es nötig 176
    war, neue Zähne bekommen, sie sollten ja im Frühling in Ordnung sein.
    "Wie gesagt ... es wird ein mageres Weihnachtsfest hier auf Katthult", sagte Michels Vater und starrte düster vor sich hin.
    An diesem Abend lag Michel lange wach, und am nächsten Morgen schlug er sein Sparschwein entzwei und nahm von seinem Geld fünfunddreißig Kronen. Dann spannte er Lukas vor einen Schlitten und fuhr nach Bastefall. Da hatten sie reichlich Schweine, und er kam mit einem Prachtschwein zurück, das er zu Knirps-schweinchen in den Stall laufen ließ. Dann ging er zu seinem Vater.
    "So, jetzt sind zwei Schweine im Stall", sagte er. "Schlachte nun!
    Aber nimm nicht das falsche - das rate ich dir!"
    So eine Riesenwut, wie sie jetzt in Michel war, überkam ihn manchmal, und es kümmerte ihn nicht, daß es nun sein Vater war, mit dem er sprach. Es war für ihn

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