Immer eine Frau auf Eis
abzuwarten, ob irgend
etwas geschah. Und siehe da, ich erschien. Nachdem sie erfahren
hatte, wer ich war, beauftragte sie mich, ihren verschwundenen Ehemann zu
suchen. Ich selber schlug vor, mit jemandem aus seinem Büro zu sprechen, so daß
es ihr ein leichtes war, das Treffen mit Murray zu arrangieren. Beide wußten,
daß ich den wahren Grund meines Erscheinens in Northport verschwiegen hatte, denn um Charlies Frau an den heimatlichen Herd
zurückzubringen, wäre ich etwas zu spät dran gewesen. Als ich dann Murray
gegenüber die Vermutung äußerte, Randolph sei bereits tot, wollten sie sich
Gewißheit verschaffen, ob ich vielleicht sogar wußte, wo die Leiche war. Dabei
kam das Pärchen auf einen besonderen Dreh. Ich hatte den Namen Peter Pell
erwähnt. Warum sollte man mich also nicht glauben machen, er sei Karens
Komplice? Pell würde mich vielleicht auf Karens Spur und damit auch an die
Leiche bringen, was um so naheliegender war, als Karen zur Beseitigung des Toten einen Helfer gehabt
haben mußte. Jane beorderte mich daher wieder nach Northport und spielte mir, um meine Sinne zu trüben, die Sexbombenrolle vor. Als dann
verabredungsgemäß ihr Liebhaber anrief, um sich als Randolph auszugeben, sorgte
sie dafür, daß ich an den Apparat ging. Beim zweiten Anruf meldete sie sich
selbst und berichtete mir anschließend, daß sich Randolph auch mit seinem Büro
in Verbindung gesetzt habe. Zum Abschied bekam ich dann noch die
Krawattennadel, deren Monogramm mich endgültig davon überzeugen sollte, daß
Pell im Haus gewesen war. Wußte ich nun, daß Randolph tot war, mußte ich auch
wissen, daß sich jemand anders für ihn ausgegeben hatte. Und was lag näher, als
den Schauspieler Pell zu verdächtigen? Leider ist Pell jedoch so eitel, daß er
lieber sterben würde, als so eine Talmi-Nadel zu tragen, und auch Janes
plötzliche Verwandlung von der besorgten, liebenden Gattin zur verführerischen,
männermordenden Sirene überzeugte mich nicht. Ich wurde im Gegenteil stutzig
und brachte sie mit Ansel in Verbindung. Jetzt war
nur noch zu klären, wer die Leiche aus dem Hause geschafft und versteckt hatte.
An Charlie hatte ich, bis ich seine Freunde kennenlernte, nicht ernsthaft
gedacht — aber dann wurde mir einiges klar .«
»Sie phantasieren, Boyd«, sagte Ansel entschieden. »Das sind doch reine
Hirngespinste, die Sie mit keinem Wort beweisen können .«
»Immerhin dürften diese
Hirngespinste die Polizei interessieren, lieber Freund«, versicherte ich ihm.
»Und dabei werden einige unangenehme Fragen auftauchen, zum Beispiel, wo Sie Dienstag vormittag waren .«
»Ich halte das nicht mehr aus«,
stöhnte Jane leise. »Ich...« Sie faßte sich an die Stirn, seufzte und sank mir
entgegen.
Es war einer jener vertrackten
Momente, da der Reflex den Verstand übertölpelt. Als sie vornüberkippte,
streckte ich instinktiv die Arme aus, um sie aufzufangen, und schon hatte sie
mir geschickt die Pistole aus der Hand geschlagen. Dann richtete sie sich auf,
stieß sich von mir ab und trat mit triumphierendem Blick schnell beiseite, so
daß ich mich meiner eigenen Pistole in Ansels Hand
gegenübersah.
»Sie sind ein schlauer Bursche,
Boyd«, sagte Ansel beherrscht. »Schade, daß Ihre
Karriere ein so jähes Ende findet. Aber Sie sind selber schuld .«
»Einen Augenblick!«
Ansels Augen weiteten sich, dann trat
er, die Pistole weiter auf meine Brust gerichtet, einen Schritt zurück und
wandte vorsichtig den Kopf. Lechner hatte sich erhoben, auch er hielt eine
Waffe in der Hand.
»Ich stehe durchaus auf Ihrer
Seite, Ansel «, erklärte er ruhig. »Aber die Sache
müssen wir uns ein bißchen genauer überlegen .«
»Wirklich ?« grunzte Ansel .
»Es steht zuviel auf dem Spiel«, sagte Lechner leidenschaftslos. »Sie und Mrs. Randolph erwartet eine Mordanklage. Charlie, Rodney und ich haben uns durch die
Beseitigung des Toten der Beihilfe schuldig gemacht. Wenn wir nicht mit größter
Überlegung vorgehen, können wir alle eine Menge verlieren .«
»Don hat völlig recht«, mischte
sich Martin ein. »Findest du nicht auch, Charlie ?«
»Bitte!« Charlie kniff wieder
die Augen zu. »Tut, was ihr für nötig haltet, und sagt mir Bescheid, wenn es
vorbei ist. Du weißt, wie sehr ich jede Art von Gewalt...«
»Also gut«, unterbrach ihn Ansel . »Wir müssen eben vorsichtig sein. Hat jemand einen
Vorschlag zu machen ?«
»Halten wir uns doch erst
einmal an Ihren ursprünglichen Plan«, erwiderte Lechner. »Danach
Weitere Kostenlose Bücher