Immer verlasse ich dich
abstoßend genug.«
»Ach, hör auf. Was ist daran denn
abstoßend?«
»Du findest es nicht abstoßend, dir Sex
mit Anne vorzustellen?« fragt sie.
»Nein. Willst du jetzt mit den
Tischkarten weitermachen oder nicht?« versuche ich sie abzulenken.
»Vergiß mal die Tischkarten. Das ist
wichtiger.«
»Es ist ganz und gar nicht wichtig.«
»Weißt du, es ist nicht zu fassen.
Zwölf Jahre sind wir zusammen. Du meinst, du kennst einen Menschen, und dann,
ganz plötzlich, ganz zufällig, kommt etwas heraus, und du merkst, daß du mit
einer Fremden zusammenlebst«, sagt Kip.
»Ich bin keine Fremde.«
»Dann erzähl mir von Anne.«
» Was soll ich dir denn von Anne
erzählen? Ich habe dir schon Vorjahren von ihr erzählt.«
»Ich will alles über diese neuen Gefühle wissen.«
»Ich habe keine neuen Gefühle. Du
machst aus einer Mücke einen Elefanten, Kip.«
»Du sagtest, du denkst an Sex mit ihr.«
»Du hast gefragt, ob ich jemals an den
Sex mit Anne denke, und ich sagte, hin und wieder, und das ist die Wahrheit.
Gelegentlich geht mir durch den Sinn, daß Anne und ich einst Sex miteinander
hatten. Ich sehne mich nicht nach der guten alten Zeit zurück, sozusagen, und ich
will sie auch nicht wieder auffrischen. Es ist lediglich, daß ich mich hin und
wieder daran erinnere, wenn ich sie sehe, und mehr ist an der ganzen Sache
nicht dran.«
»Anne ist sehr attraktiv. Manchmal ist
sie überaus attraktiv... manchmal sieht sie wunderschön aus«, erklärt Kip.
»Manchmal.«
»Sind das die Momente, in denen dir
diese Gedanken durch den Kopf gehen?«
»O bitte. Entweder machen wir die Tischordnung zu Ende oder ich gehe unter die
Dusche. Was möchtest du lieber?«
»Du hast Angst vor diesem Gespräch,
nicht wahr?«
»Mich langweilt dieses Gespräch«, sage
ich.
»Von mir gelangweilt an unserem
zwölften Jahrestag. Tja, früher oder später mußte es ja so kommen, warum nicht
heute? Und was ist an heute überhaupt so besonders? Was hat es schon zu
bedeuten, wenn man es ganz genau nimmt?«
»Es bedeutet, daß wir durch Dick und
Dünn zusammengehalten haben, schon vor langer Zeit die verflixte
Zweieinhalbjahresgrenze überschritten haben. Daß wir nie der berüchtigten
Mommy-Baby-Falle auf den Leim gegangen sind. Daß du vor sechs Jahren aufgehört
hast, deinen Namen auf deine Besitztümer zu schreiben. Daß wir uns nach wie vor
regelmäßig lieben. Und daß es niemandem gelungen ist, uns auseinanderzubringen.
Das bedeutet es, und das ist schon verdammt viel.«
Sie starrt mich an, preßt die Lippen
aufeinander. Und dann läßt dieses Lächeln ihre Augen aufleuchten, und sie fängt
an zu lachen. Es ist ansteckend, und wenig später SVLADBW wir buchstäblich (im
Computer-Slang bedeutet das, Sich Vor Lachen Auf Dem Boden Wälzen).
Als wir uns schließlich wieder fangen,
sagt Kip: »Mein Gott, haben wir ein Glück.«
»Und wie.«
Wir küssen uns. Zärtlich.
»Denk mal an Rick und William. Wie wird
es weitergehen?« fragt Kip.
»Das werden wir sehen, wenn William aus
dem Entzug raus ist.«
»Und Tom und Sam«, sagt sie leise.
»Ich weiß.«
Der Gedanke ist ernüchternd, und eine
Zeitlang liegen wir still auf dem Fußboden.
Dann sage ich: »Was ist mit den
Tischkarten?«
Sie wirft sie in die Luft, und sie
flattern hinunter wie träge Schmetterlinge.
»Sollen sich die Schlampen doch selbst
ihren Platz suchen«, sagt sie. »Ich habe Wichtigeres zu tun.«
Sie schaut mir in die Augen, ich habe
das Gefühl, daß sie mich noch nie zuvor so angesehen hat.
»Ich auch«, sage ich. »Bedeutend Wichtigeres.«
Krimis im ECON
Taschenbuch Verlag
Giuliana Broggi Beckmann
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512 Seiten, TB
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Je stiller die Nacht
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Partyservice für eine Tote
320 Seiten, TB 25003-5
Süß ist der Tod
368 Seiten, TB 25029-9
Der Müsli-Mord
336 Seiten, TB 25047-7 (erscheint im März
1994)
Carole Nelson Douglas
Neun Leben sind nicht genug
312 Seiten, TB 25007-8
Valerie Frankel
Der schwarze
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