Immer wieder samstags
entfallen. Na ja, im Grunde hatte nur ich keinen Gedanken daran verschwendet, er zog ihn ja vorher raus. Nichtsdestotrotz, was, wenn ich schwanger wäre? So unsicher diese "Verhütungsmethode" war, könnte es wahrscheinlich sein, ebenso die Möglichkeit, mir bei seinem regen Sexleben sonst was wegzuholen. Mich beruhigte lediglich die Tatsache, dass er sonst ein Kondom benutzte, was eine Krankheit fast ausschloss, da ich bei unserem ersten Mal noch Jungfrau gewesen war. Gott, mir wurde spontan noch schlechter, während diverse Horrorszenarien in meinem Kopf abliefen, was alles hätte passieren können. Wo blieb die Stimme der Vernunft, wenn er in meiner Nähe war?
Kurz vor einer Panikattacke redete ich mir erfolgreich ein, dass ja nichts geschehen war .
Außerdem, was hätte ich denn tun sollen? Ich liebte ihn über alles – mehr als mich selbst. Jedoch war mir auch klar, ich würde alles für ihn tun und mich ihm jederzeit fügen. Widersetzen kam, was ihn betraf, nicht in meinem Wortschatz vor.
Ich war keine starke, selbstbewusste, moderne Frau, die jemanden wie Tristan Wrangler Kontra gab. Ich war keine Christina Yeng aus "Grey’s Anatomy" oder eine Samantha aus "Sex and the City" oder gar eine Jess aus "New Girl". Stattdessen war ich Wachs in seinen Händen und gab mich ganz seiner Führung hin. Das war ich, nur ein Groupie, das es geschafft hatte, mit seinem Idol ins Bett zu gehen und es jederzeit wieder tun würde, dabei eben auch sämtliche Risiken in Kauf nahm, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn ich von etwas überzeugt war, dann mit ganzer Leidenschaft – bedingungs- und manchmal auch kopflos.
Doch davon sagte ich Vivian nichts, denn das würde sie nicht verstehen. Zudem konnte ich nicht zulassen, dass sie womöglich Tristan die Schuld gab, denn ich würde ihn immer schützen, egal wie sehr er mich demütigte.
Vivian saß mir schwer nachdenkend gegenüber und tippte mit ihrem kleinen Zeigefinger auf ihrer vollen Unterlippe rum, während sie an die Kabinentür hinter mir starrte. Irgendwann sprach sie weiter: »Das erklärt einiges«, und grinste dreckig. »Deswegen die Schultasche auf seinem Schoß.« Ich verstand nur Bahnhof, aber sie winkte ab. »Okay, Mia. Das macht die Dinge bei Weitem leichter. Wenn Tristan mit dir geschlafen hat – und das nicht nur einmal –, fährt er auf deinen Körper ab. Bei ihm ist das schon die halbe Miete, vielleicht sogar noch etwas mehr, und ein super Lockmittel. Du musst nur wissen, wie du dein Kapital nutzen kannst.«
Angewidert blickte ich an mir hinab. »Da gibt’s nichts zum Nutzen. Ich sehe scheiße aus.«
»Na, na, na«, tadelte sie mich sanft mit erhobenem Zeigefinger. »Du siehst so aus, wie du dich fühlst!«, warf die kleine achtzehnjährige Vivian mit Weisheiten um sich. »Du stylst dich nur absolut falsch. Und außerdem, nur weil du ein paar Kilos mehr drauf hast, heißt das nicht, dass du nicht auch hübsch sein kannst. Dein Gesicht ist beispielsweise bereits traumhaft schön. Und du bist ja keine Dampfwalze, oder so! Aus dir kann man richtig was machen – mit der passenden Hilfe!« Verschwörerisch grinste sie und rieb sich die Hände, während ich ganz rote Wangen bekam. Noch nie hatte mir jemand solch ein Kompliment gemacht. Sie hatte gesagt, dass sie mein Gesicht schön fand.
»Und du willst mir echt helfen?«, fragte ich unsicher.
Sie nickte und rümpfte die kleine sommersprossige Nase. »Das hätte ich schon viel früher tun sollen, ich wollte ...«
»Ist schon in Ordnung«, stoppte ich sie, bevor sie wieder in Selbstvorwürfen versank.
»Und du denkst wirklich, Tristan könnte in mir jemals mehr sehen als … die Looserin?« Ihre Antwort kam mit einem strahlenden Lächeln, welches locker einer Zahnpasta-Werbung standhalten konnte.
»Auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, dass aus euch mehr werden wird – etwas wirklich Besonderes. Wir werden Tristan Sexy dazu bringen, dass er dir zu Füßen liegt – noch vor dem Abschluss!«, versicherte sie aufrichtig. Aus ihrem Mund hörte es sich fast so an, als wäre das Unmögliche möglich.
Natürlich ließ ich mich darauf ein, denn Vivian war meine einzige Chance!
***
V ivian war eine Frau auf einer Mission. Am Dienstag besuchte sie mich das erste Mal, was meinen Eltern gar nicht passte und mir ordentlich Ärger einbrachte. Mit zwei Koffern voller Klamotten hatte sie es geschafft, in den zweiten Stock zu gelangen und mich damit völlig zu überrumpeln. Ich war zwischen Entsetzen und Hoffnung
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