Immortal 3 - Schwarze Glut
unbeschreiblich hart werden, ihn zu verlassen, wenn sie erst einmal dort war.
Wieder malte Kalen, während Christine schlief.
Diesmal benutzte er Aquarellfarben, Christines bevorzugtes Medium. Sie lag zusammengerollt auf dem Bett, ein dickes Federkissen in den Armen. Über der Bettdecke war gerade noch ihre schöne keltische Knotentätowierung auf der rechten Schulter zu sehen. Doch in dieser Pose malte er sie nicht. Nein, er fertigte ein Bild von ihr aus der Erinnerung an, und zwar in einer Stellung, bei der sich ihre Wangen gewiss wieder entzückend röten würden. Auf seinem Bild war sie nackt, hatte die Beine weit gespreizt, und ihre Brüste waren zu sehen. Dunkles Haar fiel ihr über die makellosen Schultern, eine Hand ruhte auf ihrem Innenschenkel, als wäre sie im Begriff, all ihren Mut zusammenzunehmen und sich vor ihm zu befriedigen. Ihre andere Hand lag auf der oberen Wölbung ihrer einen Brust. Ihr Gesichtsausdruck war jener, mit dem Kalen inzwischen so wohlvertraut war: Liebe gemischt mit einer tiefen Verwundbarkeit.
Ach, sie war so wunderschön! Und das Bild war … superb.
Während sein Pinsel über das Papier huschte, wurde sein Glied hart. Die Erinnerung an Christine während ihrer Liebesspiele erregte ihn ebenso sehr wie das erhebende Gefühl, ein solches Kunstwerk zu schaffen.
Er konnte sie nicht verlieren, und er würde es auch nicht!
Obgleich er sie erst seit kurzem kannte, war ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellbar. Wenn er in ihr versank, wenn er sie streichelte, bis sie vor Wonne verging, und ihrer beider Magie um sie aufflimmerte, fühlte er sich ganz. Nach siebenhundert Jahren, in denen er sich weniger als menschlich gefühlt hatte, war Christine erschienen und hatte ihm sein Ich wiedergegeben. Ihr Licht drang in den finstersten Winkel seiner Seele vor, brachte Vergebung, wo zuvor nichts als Schuld gewesen war. Er hatte ihr das Schlimmste erzählt, und sie wandte sich nicht von ihm ab.
Dank ihrer Musenmagie begriff er endlich, was Uni ihn lehren wollte: Liebe. Liebe war das Leben selbst, die Essenz der Schöpfung, die Inspiration aller Kunst. In all den Jahrhunderten, die er seinen Speer geschärft hatte, hatte er den wahren Wert dessen, was er beschützte, den Wert des menschlichen Lebens, gar nicht erkannt. Jetzt tat er es.
Für dieses Geschenk würde er Christine auf ewig ehren. Er würde sie nach Annwyn mitnehmen und sie Niniane und Lir als seine Frau präsentieren. Lir würde ihr eine unsterbliche Seele schenken, und sie bekämen Kinder, viele Kinder. Christine und er würden ein unendliches Leben fernab von Tod und allem Bösen führen.
Und Christine wäre glücklich.
Dafür wollte er sorgen.
Kapitel 17
» K alen! Hilf mir!«
Es war Christine, die schrie. Götter! Kalen rannte in die Richtung, aus der ihr Schrei kam. Um ihn herum war ein solch fauliger, strenger Gestank, dass er beinahe würgte.
»Kalen!«
Nun war das Rufen hinter ihm. Das war unmöglich. Er drehte sich um, sein Kriegerinstinkt war hellwach. Noch fester umklammerte er Unis Kristallspeer. Aber das konnte nicht sein! Seit siebenhundert Jahren hatte er die Waffe nicht mehr in der Hand gehalten.
Seine Füße bewegten sich auf unebenem Grund. Er war in einer fauligen Hölle. Schatten formten sich und nahmen klarere Konturen an. Plötzlich erschien Christine vor ihm. Sie lag auf einem Felsen, an Händen und Füßen gefesselt. Über sie gebeugt und mit einer blitzenden Klinge in der Hand, war Culsu.
»Nein!« Das durfte nicht sein – nicht noch einmal!
»Du liebst diese Frau.« Culsus kalte, tote Augen ließen ihn erstarren. »Dafür werde ich sie töten.«
»Nein! Das lasse ich nicht zu!«
Culsu hob die Klinge ein Stück. »Dann töte mich, Unsterblicher!«
Als Kalen zögerte, lachte sie. »Du kannst nicht, stimmt’s? Du würdest keine Ewigkeit Nichts gegen ihr Leben eintauschen.«
»Ich würde«, flüsterte Kalen, nur kam es eine Sekunde zu spät.
Lachend rammte Culsu ihre Klinge nach unten. Kalen wollte hinrennen, konnte sich jedoch nicht rühren. Dunkelheit legte sich über seine Augen, und der Boden unter seinen Füßen verschwand.
Christine schrie …
Die Traumszene zerbarst. Kalen rang nach Luft. Ein Alptraum. Es war bloß ein Alptraum gewesen. Aber … verstört bemerkte er, dass er nicht mehr in seinem Bett lag, nicht einmal mehr in seinem Schlafzimmer war.
Er lag an einem dunklen, feuchten Ort, ausgestreckt auf einem schleimigen Felsen. Der Geruch von
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