Immortal 3 - Schwarze Glut
versessen darauf bist, dich zu opfern, hättest du Culsu zerstören sollen, nicht Dougal! Culsu und Tain werden wiederkommen, stärker denn je. Und dann bist du nicht mehr hier, um gegen sie zu kämpfen!«
Kalen kniff die Lippen zusammen. »Ein simples Dankeschön würde mir völlig genügen.«
»Natürlich«, fl üsterte sie zerknirscht. Statt wütend wirkte 424
sie nur noch unglücklich. »Es ist bloß, weil ich den Gedanken nicht ertrage, was mit dir geschehen wird … meinetwegen.«
Kalen rief seinen Kristallspeer zu sich und strich mit der Hand über den langen Stiel. »Christine«, begann er sanft,
»ich wurde erschaffen, um ein Krieger zu sein. Siehst du diese Waffe? Ich habe sie bekommen, um sie für das Gute einzusetzen, um Leben zu schützen. Und wie viele Jahrhunderte auch vergangen sein mögen, seit ich meine Pfl icht antrat, mein Eid gilt. Mein Volk lebt nicht mehr, sehr wohl aber das, wofür jene Menschen standen, nämlich die menschliche Zivilisation an sich. Ich wusste, was es mich kosten würde, dein Leben zu retten, und ich scheue mich nicht, den Preis zu zahlen. Du bedeutest mir alles.«
Christines Schultern begannen zu beben. Tränen stahlen sich aus ihren geschlossenen Augen. Kalen legte einen Arm um sie und drückte sie fest an sich. Ihm war sehr wohl bewusst, dass es das letzte Mal sein würde, dass er sie umarmte.
»Schhh, Liebes!«
Mac fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar. »Es wird mir ein Vergnügen sein, wieder gegen diese Dämonenschlampe zu kämpfen! Und nächstes Mal kill’ ich sie für dich, Kalen.«
»Ich dachte, Lir hätte dich nach Annwyn gerufen.«
»Meinst du, das kratzt mich? Ich gehe nicht durch die Pforten, soll sich Niniane auf den Kopf stellen!« Er sah Christine an. »Ich komme mit dir, Süße. Ich will mit deinem Zirkel kämpfen.«
Christine nickte. »Der Hexenzirkel des Lichts wird sehr …«
Ihre Worte wurden von einem Windstoß abgeschnitten, der laut durch die Bäume rauschte. Kalen erstarrte, als die unglaubliche Energie im Steinzirkel ankam. Über dem Horizont 425
setzte gerade die Morgendämmerung ein, und nun erklang eine klare Frauenstimme aus dem Wald.
»Kalen, du hast ein Leben genommen.«
Kalen drehte sich zum Wald um. Was jetzt folgen würde, war ebenso fatal wie unausweichlich. »Ja, das habe ich.«
Uni trat aus dem Schutz der Eichen, umhüllt von strahlendem Licht. Sie war genauso groß, stolz und streng, wie Kalen sie in Erinnerung hatte. Ihr langes dunkles Haar war gefl ochten und eng um ihren Kopf gewickelt, was sie noch strenger wirken ließ. Ihr Oberkörper war in eine leuchtend weiße Tunika gewandet, und ihr schimmernder goldener Überwurf wurde an der Schulter von Sternenlicht gehalten. An ihren Füßen trug sie Sandalen aus Juwelen.
Kalens Mutter war atemberaubend und furchteinfl ößend, Licht und Zorn in einem. Sie kam näher und hob eine Hand. Christine und Mac standen wie vom Donner gerührt da, als Kalen ihr entgegenging. Er fi el vor ihr auf die Knie und legte ihr den Kristallspeer zu Füßen.
»Mutter«, begrüßte er sie und wagte nicht, sie anzusehen,
»ich habe gegen deinen Befehl verstoßen. Ich nahm den Speer und benutzte ihn im Zorn.«
Uni legte ihre Hand auf seinen Kopf. »Du hast mir gefehlt, mein Sohn.«
»So wie du mir.« Und nicht ohne Verwunderung stellte er fest, dass es stimmte. Siebenhundert Jahre lang hatte es ihm an Unis Segen gemangelt.
»Ich war nie weit weg, denn ich beobachtete dich all diese Jahrhunderte.«
Nun blickte er doch auf. »Hast du?«
»Ja, ich sah, wie du mit dir gerungen, deinen Stolz überwunden und dir ein neues Leben aufgebaut hast, in dem das 426
Töten keinen Raum mehr fand. Du wolltest den Funken des Lebens und der Schöpfung kennenlernen. Dein Mitgefühl wurde stärker, und dein zügelloses Temperament wurde von wahrer Weisheit gebändigt.«
»So weise bin ich nicht, Mutter. Ich habe viele Fehler gemacht.«
»Selbst Götter machen Fehler, mein Sohn. Steh auf, Kalen!«
Langsam erhob er sich. Als er schließlich aufrecht stand, hielt er plötzlich seinen Speer in der rechten Hand. Fragend sah er Uni an.
Sie neigte majestätisch den Kopf. »Vor siebenhundert Jahren warst du überheblich und stolz. Du hast zwar hart gekämpft, aber nicht verstanden, was du beschützt. Als du mit einer Niederlage konfrontiert wurdest, hast du den Menschen manipuliert, den du am meisten geliebt hast, und ihn dadurch zerstört.«
Kalen verneigte sich. »Alles, was du sagst, ist
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