Immortal 3 - Schwarze Glut
Gedanke tauchte in ihrem Kopf auf.
Er ist hier, Tochter.
Die Wasseroberfl äche veränderte sich. Schatten huschten darüber, die zu Silhouetten wurden und klarere Konturen annahmen. Bilder entstanden.
Christine beugte sich weiter vor und wagte weder zu blinzeln noch zu atmen. Sie erkannte ein fl üchtiges Bild von einer Klippe, steil und zerklüftet, einer breiten, felsigen Insel, die durch einen schmalen Streifen tosenden grauen Meeres von der Küste getrennt war.
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Eine märchenhafte Burg schmiegte sich an die Inselklippen, deren düstere graue Mauern mit den hohen Zinnen in einem großen Viereck um einen hohen Turm herum verliefen. Im Innern der Mauern waren mehrere Höfe, jeweils von niedrigeren Gebäudereihen zwischen dem Turm und den Außenmauern getrennt. Dichte dunkle Regenwolken lagen über der Szenerie. Christines Körper löste sich förmlich auf, während sie tiefer in ihre Trance glitt. Die Burg kam näher, und ihre Mauern verschwanden. Nun entstand ein neues Bild von einem höhlenartigen Raum, der einzig von einem großen züngelnden Feuer erhellt wurde. Christine bemerkte, dass sich auf einem Haufen aus Fellen und Kissen vor dem Feuer etwas bewegte. Ein Mann und eine Frau lagen da, ihre Leiber ineinander verschlungen. In der Nähe häuften sich mehrere Kleidungsstücke zu unordentlichen Bergen auf. Sie konnte Wollstoff mit Schottenmuster und schwarzes Leder erkennen. Die Liebenden waren nackt, der Mann eindeutig dominant und die Frau unter ihm ausgestreckt. Er war sehr dunkel, die Frau sehr hell, so dass sein dunkler Teint und die schwarzen Haare einen scharfen Kontrast zu der blassen Haut und dem roten Haar der Frau bildeten. Ihre Locken waren kurzgeschnitten und mit Gel um die spitzen Ohren gebändigt.
Sie war kein Mensch, begriff Christine erschrocken. Die wunderschöne Frau war eine Elfi n. Oder eine Sidhe, wie Christines schottische Großmutter die sinnlichen keltischen Kreaturen der Lebensmagie genannt hatte. Auf einmal überkam Christine ein Anfl ug von Eifersucht. Natürlich suchte sich ein Unsterblicher eine magische Geliebte! Welche Menschenfrau könnte schon einen Halbgott befriedigen?
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Sie wandte sich Kalen zu. Er sah wie ein Mann aus, bloß –
mehr irgendwie, und das auf eine Weise, die Christine den Atem raubte. Normalerweise konnte sie Auren nicht sehen. Sie fühlte Magie durch Berührung. In dieser Vision aber, vielleicht dank Uni, war Kalens Magie unübersehbar. Lebensenergie umwaberte ihn, mischte sich mit dem Feuerschein und tanzte auf seinen Muskeln. Weit oben hinten auf seinem rechten Schenkel war eine blaue Tätowierung in Form eines Pentagramms, umgeben von einem Kreis. Sie wusste, dass alle Unsterblichen diese Tätowierung hatten, wenngleich an unterschiedlichen Stellen. Kalen neigte den Kopf zu der üppigen Brust seiner Geliebten. Unweigerlich bekam Christine Komplexe, wenn sie diesen Busen sah, der Kalens Hände vollständig ausfüllte. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er sie um eine der rosigen Knospen schloss und sie in sich einsog. Seine Geliebte rekelte sich ihm entgegen, und das Vibrieren an ihrem Hals verriet, dass sie genüsslich schnurrte. Sie warf die Arme über den Kopf, den Mund leicht geöffnet. Christines Bauch krampfte sich plötzlich zusammen, und ihre Brust wurde so eng, dass sie kaum noch atmen konnte. Als es ihr endlich gelang, Luft zu holen, tat ihr prompt die Lunge weh.
Sie wollte diese Frau sein!
Ihre Trance ließ nach, von einer irrationalen Wut gestört. Verdammt! Diese absurde Lust war eine Begleiterscheinung der Magie, sonst nichts, denn sie begehrte Kalen schließlich nicht. Sie wollte nichts weiter als ihn fi nden und ihm von der ernsten Gefahr erzählen, die der Welt drohte. Sie wollte ihn lediglich bitten, dem Hexenzirkel im Kampf gegen das Böse zu helfen!
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Doch wenn sie sich nicht wenigstens so lange beherrschte, bis sie in ihrer Vision einen Hinweis erkannte, der sie zu ihm führte, dann wäre ihre Suche schon gescheitert, bevor sie richtig angefangen hatte. Sie holte tief Atem und beruhigte ihre aufwallenden Gefühle mit einem Runengesang. Uraz, Gebo, Isa.
Kraft, Aufopferung, Wagnis.
Sie durfte nicht versagen.
Jera, Eihwaz, Teiwaz.
Hoffnung, Glaube, Ehre.
Sie würde ihn fi nden.
Mannaz, Dagaz, Inguz.
Ich, Klarheit, Frieden.
Sie würde nicht zulassen, dass ihre idiotische Eifersucht die Vision zerstörte.
Thurisaz. Hagalaz.
Konfl ikt. Vernichtung.
Sie konnte nicht lügen. Sie wollte ihn für sich. Ihr
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