Immortal after Dark 10 - Versprechen der Ewigkeit
Magister«, sagte Lothaire, sobald ihn die Wachen in Chases Büro abgeliefert hatten. »Versuch doch wenigstens, sie zu kontrollieren.«
»Was?«, fragte der Magister ernst von seinem Platz hinter dem Schreibtisch aus.
Lothaires gefesselte Hände ballten sich hinter seinem Rücken zu Fäusten. »Diese rasende, wilde Energie, die von dir ausgeht.« Sie lenkte ihn nämlich von seinem brennenden Verlangen ab, dem Mann die Eingeweide rauszureißen.
In Chases Augen lag ein seltsamer Ausdruck, ein beinahe schon wahnsinniges Leuchten. Der Mann stand kurz davor, komplett durchzudrehen. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Vampir.« Sein Gesicht war bleich, seine Narben stachen noch mehr hervor als sonst.
Ich hasse Narben. Mein Körper ist makellos – warum ist nicht jeder so? Wohin Lothaire auch ging, blieben die Leute stehen und starrten ihn an. Natürlich nur, um gleich darauf in wilder Flucht davonzurennen. »Ach nein? Wenn ich nur auch mit solcher Leichtigkeit lügen könnte.«
Der Magister ging nicht darauf ein, sondern bemerkte nur: »Du erscheinst mir heute … weniger verrückt als sonst.«
»Zu meinem Bedauern kann ich dieses Kompliment ganz und gar nicht erwidern.« Wahnsinnig und nicht vollständig sterblich. Was war er? Lothaire dachte schon seit Tagen darüber nach. »Wie mir scheint, treffen wir uns in der Mitte.« Ich habe keine Zeit, mich wieder dem Wahnsinn zu ergeben – deinetwegen.
»Doch deine körperliche Genesung schreitet nicht so rasch voran, wie ich erwartet hatte«, bemerkte Chase.
Lothaire wirkte seit der Folter ausgemergelt und erschöpft. »Das liegt daran, dass Magister Chases Gastfreundschaft sehr zu wünschen übrig lässt.«
Der Orden versorgte die Vampire nicht mit Blut. Lothaire hatte sich also schon seit Wochen nicht mehr genährt, und ohne Blut verlief seine Regeneration quälend langsam.
Unter seinem Hemd war immer noch Asche, wo Fleisch sein sollte. In der Haut über seinen Rippen klafften Lücken.
Ich bin so hungrig, dass ich meine Rippen zählen kann. Beinahe hätte er gelacht. Im Moment bin ich wohl alles andere als makellos. Aber Chase würde seine Narben bis ins Grab tragen. Ich werde heilen, sobald ich Nahrung zu mir nehme.
Wenn Lothaire sich doch einfach Chase schnappen und von ihm trinken könnte. Bei dem Gedanken begannen seine Fänge zu pochen, und sein Blick hing andächtig an Chases Hals.
Es entging dem Magister nicht. »Du kranker Mistkerl. Denkst du etwa daran, mein Blut zu trinken?«
»Du wirst es wissen, wenn ich das wirklich will. Denn dann werden meine Fänge tief in deinem Hals stecken.« Lothaire zuckte die Achseln, wandte sich um und musterte Chases Büro.
Der einzige erkennbare Hinweis auf seine Persönlichkeit war, dass es keinerlei Hinweis auf seine Persönlichkeit gab. Lothaire schlenderte zu einem der Fenster und starrte in die regnerische Landschaft hinaus. Irgendwo in der Welt da draußen war sie . Sein Verhängnis und seine Rettung. Er fragte sich, wie stark wohl das Glas war. Sauge Chase aus, zerbrich das Fenster …
Aber er konnte diesen Ort nicht ohne den Ring verlassen. »Was willst du, Magister?«
»Du bist der älteste Unsterbliche hier, und es heißt, dass du mehr Geheimnisse der Mythenwelt kennst als sonst jemand.«
»Richtig und wieder richtig.« Lothaire schlich schon seit sehr langer Zeit durch die Nacht, um seine Feinde auszusaugen. Und mit jedem Tropfen Blut, den er aus einem lebenden Körper zu sich nahm, vermehrte er sein Wissen.
Seine Opfer waren eine Heerschar.
»Was noch wichtiger ist: Du bist ein gebürtiger Vampir, daher kannst du nicht lügen. Und ich brauche Informationen.«
»Warum sollte ich dir helfen?«
»Wenn nicht, werde ich dich foltern«, gab Chase unbekümmert zurück. Er hielt sich immer noch für den Herrscher seiner kleinen Domäne mit allem, was sich darin befand. Aber nicht mehr lange.
»Vielleicht lass ich dich das Ganze einfach noch einmal durchexerzieren«, sagte Lothaire. »Ich habe deine Frustration sehr genossen, weil du mich das letzte Mal nicht zum Sprechen bringen konntest.« Selbst als diese Lampen ihm das Fleisch von den Knochen gebrannt hatten.
»Dann sei es so.«
Töricht! , mahnte ihn das Endspiel in seinen Gedanken. Wenn du die Vergoldete nicht überlebst, befindet sich deine Frau in höchster Gefahr. Und um zu überleben, brauchte Lothaire gewisse Dinge von dem Magister. »Ich frage mich schon, warum du nicht versucht hast, mit mir zu verhandeln. Unsterbliche wissen ein
Weitere Kostenlose Bücher