Immortal after Dark 10 - Versprechen der Ewigkeit
könnte. Aber etwas anderes fiel ihr partout nicht ein!
»Deine Blitze spielen draußen verrückt.« Seine Brauen zogen sich zusammen. »Und deine Augen sind … ganz silbern. Warum zitterst du?«
»Ich warte … auf deinen … Kuss«, brachte sie mühsam heraus.
Er stieß einen verärgerten Seufzer aus und senkte die Hand.
»Du wirst es nicht tun?«
»Sobald ich mir einigermaßen sicher bin, dass du mich nicht beißt, Frau.«
Die Walküre presste die Lippen aufeinander, als ob sie sich am Reden hindern wollte.
Declan hatte diese wütende, abweisende Seite an ihr noch nie zu Gesicht bekommen. Wie er feststellen musste, gefiel es ihm gar nicht, wenn sie schwieg. Er hatte sich daran gewöhnt, dass sie ihm jederzeit freizügig mitteilte, was sie dachte.
Die Vorstellung, dass sie seinen Avancen gegenüber nicht aufgeschlossen sein könnte, war ihm nie gekommen. Und er hatte keinen blassen Schimmer, wie er nun weiter vorgehen sollte. Sie gehörten nicht mal zur selben Spezies – möge Gott mir beistehen –, und er hatte seit zwanzig Jahren niemanden mehr geküsst. »Was zur Hölle ist nur los mit dir?«
Endlich machte sie den Mund auf, und die Worte strömten nur so hinaus. »Was mit mir los ist, Chase? Ist das dein Ernst? Wir hatten eine Abmachung. Solange ich dir meine Geschichten erzähle, würden meine Freunde nicht gefoltert werden. Freunde wie Carrow.«
Darum ging es hier also?
»Du wusstest doch, dass ich es herausfinden würde. Du weißt, wie die Insassen reden!«
Er machte sich nicht die Mühe, es zu leugnen. »Ich erhalte täglich eine Mitschrift von allem, was in dieser Einrichtung geäußert wird.«
»Dann wusstest du es also, aber es war dir egal. Du musst einer niederen Kreatur wie mir gegenüber dein Wort wohl nicht halten, oder was?«
»Sie wurde nicht gefoltert, Walküre. Nicht von mir.«
»Du hast sie gezwungen, in eine Höllendimension zu reisen – und das zählt bei dir nicht als Folter?«
»Nicht im engsten Sinne des Wortes.«
»Hast du die Mutter der kleinen Hexe umgebracht?«
Er runzelte die Stirn. »Bei dem Job ist mir jemand anders zuvorgekommen. Ich war hier, als es passierte.«
»Meine Götter, du klingst enttäuscht.«
»Wie du bereits festgestellt hast, hält meine Arbeit hier mich von der Jagd ab.«
»Damit meinte ich nicht die Jagd auf Hexen!«, schrie sie.
»Es sind heimtückische, bösartige Wesen.«
»Ihren Feinden gegenüber, das mag schon sein.« Sie kämpfte sichtlich darum, ihre Wut zu unterdrücken, aber ihre Blitze zuckten weiter auf die Erde hinunter. »Und was ist mit Thad? Nur ein weiteres gebrochenes Versprechen?«
»Sie haben ihn ja kaum angerührt.«
»Er ist doch noch fast ein Kind .« Ihre Lippen entblößten die kleinen Fangzähne. »Und wie lange wird es dauern, ehe du mich wieder vergiftest? Wie lange, ehe du Dixon gestattest, mich aufzuschlitzen, worauf sie ja schon sehnsüchtig wartet?«
Obwohl er es geschafft hatte, Regins Untersuchung bis jetzt immer wieder aufzuschieben, konnte er das nicht bis in alle Ewigkeit tun.
Der Groll der Walküre verhieß für seine Ziele nichts Gutes, aber sie hatte immer entspannt gewirkt, wenn sie von der Vergangenheit gesprochen hatte. »Deine Erzählungen sind der Grund, warum ich dir die Untersuchung bisher erspart habe. Ich glaube, du schuldest mir noch eine.«
Als sie ihn nur ungläubig anstarrte, beschloss Declan, mit ihr zu handeln. Bei dem Vampir waren die Bedingungen immerhin relativ einfach zu erfüllen gewesen. »Du sagtest, du wolltest zwei Dinge von mir. Heute Abend bin ich bereit, dir eines davon anzubieten – möglicherweise sogar beides. Für eine Geschichte lasse ich dich baden.«
Er glaubte ein berechnendes Glitzern in ihren Augen zu entdecken. Doch als sie dann lächelte, verschwand es so rasch, dass er es sich wohl eingebildet haben musste. »Ich sehne mich wirklich danach, endlich ein Bad zu nehmen. Und du sehnst dich danach, mir dabei zuzusehen.«
Die schönste Frau, die ihm je begegnet war, wollte vor seinen Augen baden. Und er war erbärmlich genug, sofort zu dem versteckten Paneel zu gehen, hinter dem sich sein Zimmer befand, und zu sagen: »Dann folge mir.«
24
»Das ist also Declan Chases Schlupfwinkel«, murmelte Regin, als sie sich umblickte. Ich bin drin! Irgendwie war es ihr gelungen, ihr aufbrausendes Temperament zu bezähmen, und dies war die Belohnung dafür.
Sein Quartier ähnelte seinem Büro in vielerlei Hinsicht: bar jeglicher Persönlichkeit, düster und abartig
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