Immortals after Dark 01 - Nacht des Begehrens
Haut ist auch an den Stellen glatt, wo sie es tun. Ich habe deine Sachen durchsucht und festgestellt, dass du auch nicht das andere Zubehör dabeihast, das sie mit sich führen.“
Ihre Augen weiteten sich, als ihr klar wurde, worauf er anspielte. Ihr Körper spannte sich an, um aus der Nische zu stürzen, als er sein Bein ausstreckte und einen schweren Stiefel neben ihr fallen ließ. Sie saß in der Falle.
„Es gab Gerüchte, dass Vampirfrauen unfruchtbar wurden. Wenn ein Vampirmann seine Braut gefunden hat, weicht er nicht mehr von ihrer Seite, darum nahm deine Art zahlenmäßig immer weiter ab. Ist das nicht der Grund, wieso Demestriu versuchte, alle Frauen der Horde umzubringen?“
Das hatte sie nicht gewusst. Sie senkte den Blick und starrte auf den Tisch, der vor ihren Augen verschwamm. Der Kellner hatte sich wacker bemüht, alles zu säubern, aber immer noch lagen überall Krümel. Ihre Krümel. Weil sie eine Missgeburt war, die nicht mit dem Besteck umgehen konnte. Und offenbar auch keine Kinder bekommen konnte.
Hatte sie deshalb noch nie ihre Tage bekommen, weil sie unfruchtbar war?
„Ist das wahr?“, fragte er.
„Wer weiß schon, was Demestriu sich so denkt“, murmelte sie.
„Dann bist du also doch nicht genauso wie sie“, sagte er mit weniger unnachsichtiger Stimme.
„Ich denke, nein.“ Sie straffte ihre Schultern. „Auf jeden Fall habe ich aber eine Frisur, deren Sitz ich gerne überprüfen möchte, und ich kann etwas über ein richtig mieses Rendezvous erzählen, und darum werde ich jetzt auf die Toilette gehen.“
„Danach kommst du auf direktem Weg zu mir zurück“, befahl er kurz angebunden.
Sie wagte es, ihm einen vielsagenden Blick zuzuwerfen, und machte, dass sie wegkam.
Die Toiletten wurden sowohl vom Restaurant als auch der Bar genutzt, deshalb musste sie sich ihren Weg durch einige Männergruppen hindurch suchen, die sich davor aufhielten. Es war wie in einem Videospiel, wo man ein Labyrinth voller Feinde durchqueren musst e – jeder Einzelne unter ihnen könnte ein Vampir sei n – , aber eine Pause von diesen Demütigungen schien das Risiko wert zu sein.
In der Zufluchtsstätte der Damentoilette angekommen, ging sie auf die Waschbecken an der gegenüberliegenden Wand zu, um sich die Hände zu waschen. Sie starrte in den Spiegel und erschrak von Neuem, wie blass sie geworden war. Ihre Wangenknochen stachen aus ihrem Gesicht hervor, da sie so rasch an Gewicht verloren hatte. Sie war einfach zu jung und generell zu schwach, als dass man ihr die unmittelbaren Konsequenzen ihres Durstes nicht sogleich ansehen konnte. Zum Teufel damit, sie war ein wandelndes Denkmal der Schwäche.
Sie hatte gewusst, dass sie schwach war, und hatte es akzeptiert. Und sie hatte die Tatsache akzeptiert, dass sie sich nicht einmal mit einer Waffe verteidigen konnte. Sie war kaum imstande, ein Schwert zu führen, ihre Bogenkünste waren lachhaf t – als Beleg dafür mochte gelten, dass jeder, der sie üben sah, zu lachen began n. Und ihre Qualitäten im Kampf Mann gegen Mann? Bisher hatten sich noch keine verborgenen Talente manifestiert.
Aber sie hatte nicht gewusst, dass sie keine Kinder haben konnte.
Als Emma zurückkam, stand Lachlain auf und half ihr dabei, sich wieder zu setzen. Sie bemerkte, dass er seine Klauen in den Tisch geschlagen hatte, als sie weg war. Nicht annähernd so schlimm wie im Hotel, nur fünf tiefe, deutlich sichtbare Einkerbungen, die dieselbe Hitze auszustrahlen schienen wie seine Handfläche, die sie soeben berührt hatte.
Er ließ sich wieder in ihrer Nische nieder, seine Brauen waren eng zusammengezogen, als ob er tief in Gedanken wäre. Er schien etwas sagen zu wollen, es sich dann aber anders zu überlegen. Sie würde diese bedrückende Stille jedenfalls nicht unterbrechen.
Als ihr Blick unverwandt bei den Kerben im Tisch verweilte, legte er schließlich seine Hand darauf. Offensichtlich gefiel es ihm gar nicht, dass sie so darauf starrte; ohne jeden Zweifel glaubte er, sie erinnere sich bei diesem Anblick an die Tag e – oder, genauer gesagt, den vergangenen Aben d – seiner Zerstörungswut.
Sie fragte sich, was wohl geschehen sein mochte, um ihn dazu zu bringen. Na, wahrscheinlich hatte er dieses Partygirl mit der durchsichtigen Bluse und den deutlich sichtbaren Brustwarzenpiercings entdeckt und den Ruf der Wildnis vernommen.
Oder war es möglich, dass er seine erniedrigenden Fragen bedauerte? So sehr, dass er, ohne es zu merken, seine Klauen in die
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