Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
Sekunde translozierte er sich, sonst hätte sie ihn glatt in zwei Stücke geschlagen.
„ Es tut mir leid “, stieß er mit rauer Stimme hervor und verließ sie.
Zurück in seinem Schloss, ließ er sich aufs Bett sinken und starrte an die Decke. Er hatte ihr Blut getrunken, einen winzigen Tropfen nur, und ihr Geschmack hatte ihm eine solch tief gehende Wonne bereitet, dass er wusste, von nun an war er nicht mehr derselbe.
Hätte er bloß nicht von dem gekostet, was er nie wieder haben konnte.
Kaderin hatte rech t – es war mehr als bloß Blut. Aber wie kam sie darauf? Was hatte er ihr sonst noch genommen?
Es war ein Versehen gewesen, aber wie oft konnte er diese Ausrede noch benutzen? Absicht oder aber fehlende Absicht löschten ein Vergehen so oder so nur selten aus. Das wusste er nur zu genau.
Er hatte Blut direkt von einem Lebewesen genommen. Ein wahrer Vampir. Er erinnerte sich, was Murdoch ihm gesagt hatte: „Es kann gefährliche Nebenwirkungen haben, direkt aus einer Quelle zu trinken. Du könntest dich in etwas Böses verwandeln.“
„Und laufe ich dann vielleicht Gefahr, meine Seele zu verlieren?“, hatte Sebastian höhnisch erwidert.
Er konnte kein Deviant mehr sein, hätte er sich denn für diesen Weg entschieden.
Die Stunden vergingen, während er das Geschehene immer wieder überdachte. Er rief sich jedes Wort, jeden Blick noch einmal ins Gedächtnis und versuchte verzweifelt, einen Sinn in den Geschehnissen zu erkennen.
Als ihn schließlich die Erschöpfung übermannte und er einschlief, träumte Sebastian von einem fremden Land, das der Regen unter Wasser gesetzt hatte. Die Sonne schien auf diese Sintflut hinab, jenes strahlende, intensive Licht, das man in den nordischen Ländern findet. Kaderin war dort, blinzelte im Regen. Er sah alles wie durch ihre Augen, und er wusste, dass es schon sehr lange her war.
Sie und einige andere ihrer Art versuchten, auf einem Hügel auf der bloßen Erde zu schlafen. Nur an einem Hang würden Schlamm und Wasser hinunterfließen und sie nicht mehr belästigen als unbedingt nötig. Sie trugen Panze r – goldene Brustharnische, die mit Beulen und Dellen übersät waren.
Kaderins malträtierter Panzer drückte auf ihre Rippen, wenn sie auf dem Rücken schlief, und auf ihre Brüste, wenn sie auf der Seite schlief. Ameisen waren unter das Metall gekrochen und stachen erbarmungslos zu. Der Sand, der sich unter der Panzerung verfangen hatte, schmirgelte ihre Haut wie Sandpapier ab. Sie versuchte, diese Unbequemlichkeiten zu ignoriere n – ihre Einheit hatte seit sieben Tagen nicht mehr geschlafen, und sie brauchten die Sonne als Wache gegen die Vampire, die sie Nacht für Nacht bekämpften.
Als sie sich vom Rücken auf die Seite drehte, zog der Morast sie nach unten und erschwerte jede Bewegung.
„Ich schwöre bei den Göttern“, sagte Kaderin in einer fremden Sprache, wobei sie an ihrem Harnisch zerrte, „wenn wir das überleben, werde ich nie wieder so eingezwängt schlafen.“
Er hätte ihre Sprache, die nach einer Mischung von Altnordisch und Altenglisch klang, eigentlich nicht verstehen dürfen, aber er tat es.
„Spar dir deine Schwüre, Kader-ie “, sagte eine grinsende junge Frau neben ihr, die Kaderin ähnelte. „Wir wissen alle, dass du das hier nicht überlebst.“ Um sie herum wurde Lachen laut. Auch Kaderin lacht e – weil es wahrscheinlich der Wahrheit entsprach.
Und was konnte man sonst tun, wenn man wusste, dass der Tod unmittelbar bevorstand?
Der Traum wandelte sich zu einem Kampf, zu der Schlacht, die sie erwartet hatten. Sebastian hatte an zahlreichen Schlachten teilgenommen, aber so etwas Grauenhaftes hatte er noch nie gesehen. In einer von Blitzen hell erleuchteten Nacht traf Metall mit lautem Krachen auf Metall. Das Geschrei und der Donner waren ohrenbetäubend. Überall um Kaderin herum hieben Vampire nach Walküren, die nicht älter als junge Mädchen zu sein schienen, um ihnen den Kopf abzuschlagen. Kaderin kämpfte gegen drei von ihnen gleichzeitig; es gelang ihr einfach nicht, sich von ihnen zu befreien, selbst als direkt neben ihr ein Vampir den zarten Körper einer Walküre hochhob und auf sein erhobenes Knie schmetterte, um ihr das Rückgrat zu brechen. Kaderin war nahe genug, um die Knochen bersten zu hören, aber sie konnte ihrer Gefährtin nicht helfen.
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Kopf des Vampirs sich auf den Hals des Mädchens hinabsenkte und sich mit einem Ruck zur Seite drehte, um ihr wie ein wildes
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