Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
Schlüssel wird sowieso nicht so funktionieren, wie behauptet wurde. Also ist es einfach bloß der Sieg in diesem Wettstreit? Fürs Ego oder für die Nachwelt?“
„Die Nachwelt?“, hatte sie mit einer erhobenen Augenbraue gefragt. „Meinst du das im Sinne von Nachkommen oder Berühmtheit nach dem Tode? Denn keins von beiden wird für mich eintreten.“
Er zuckte zusammen und wünschte sich, er könnte ihr die Schmerzen abnehmen. Als er einen Lappen befeuchtete und sie damit säuberte, stöhnte sie wieder. Dunkle, hässliche Prellungen bedeckten ihren ganzen Körper. Er biss vor Wut die Zähne zusammen, zog ihr sein Hemd an und legte sie ins Bett. Dann setzte er sich auf den einzigen Stuhl, den es im Zimmer gab.
Er fühlte sich, als ob er bereits verheiratet wäre. Er wusste nicht, ob das ein Symptom der Erweckung war, aber er dachte an sie als seine Ehefrau. Eine, die ihn verabscheute, nicht das Bett mit ihm teilen wollte und, schlimmer noch, ihm nicht gestatten wollte, sie zu beschützen.
Und er träumte nach wie vor jede Nacht von ihr; überwältigend lebendige, anschauliche Träume.
In vielen dieser Träume sprach Kaderin eine alte Sprache, die er nicht kannte. Trotzdem verstand er sie. Er hörte ihre Gedanken, fühlte ihre Ängste. Einmal hatte er geträumt, dass sie sich auf einem Schlachtfeld befand und geistesabwesend die abgetrennten Köpfe der Vampire, die sie erschlagen hatte, markierte, indem sie ihnen mit ihrem Schwert ein X einritzte. Er wusste inzwischen, dass sie sie deshalb kennzeichnete, um ihnen später ihre Fangzähne zu nehmen.
Je mehr von ihren Erinnerungen an die Horde er miterlebte, umso sicherer wusste er, dass er sich ihnen niemals anschließen würde. Seit er Kaderins Blut direkt aus ihrem Körper getrunken hatte, hatte er nicht ein einziges Mal auch nur das leiseste Verlangen verspürt, von jemand anderem zu trinken. Er hatte sich seitdem häufig in der Nähe von Menschen aufgehalten und niemals daran gedacht.
Gegen Sonnenaufgang, als er sah, dass sie tief und fest schlief, nickte auch er endlich ein, nur um rasch in eine Szene aus ihrer Vergangenheit einzutauchen.
Anhand von Kaderins Kleidung konnte er erkennen, dass es sich um das frühe zwanzigste Jahrhundert handelte. Sie rannte einer schwarzhaarigen Frau namens Furie hinterhe r – ihre Königin, die halb Walküre und halb Furie war. Furie war aufgebrochen, um gegen den König der Horde anzutreten, da ihr die Hellseherin unter den Walküren, Nïx, geweissagt hatte, dass dies ihr Schicksal sei.
„Nïx sagte mir, du willst gegen Demestriu kämpfen“, sagte Kaderin hinter ihrem Rücken. „Aber alles, was sie weiß, ist, dass du nicht zurückkehren wirst. Ich will mit dir kommen, um für deine Heimkehr zu sorgen.“
Furie wandte sich um. Oberflächlich gesehen ähnelte sie Kaderins Ar t – zart gebaut mit feenhaften Züge n – , aber Furie hatte auffälligere Reißzähne und Klauen. Ihre Augen waren seltsam und sehr auffällig, mit dunklen Ringen um die Iriden in leuchtendem Violett. Sie hätte nie wie Kaderin als Mensch durchgehen können.
„Du kannst nicht fühlen, mein Kind“, hatte Furie mit klingender Stimme erwidert. „Wie willst du mir helfen?“
Sie konnte nicht fühlen? Ja, er hatte geträumt, dass Kaderin ein tief sitzendes, herzzerreißendes Unglück durchgemacht hatte, aber es war nicht von langer Dauer gewesen. Eines Morgens war sie aufgewacht, vollkommen verändert.
„Es macht mich kalt“, sagte Kaderin ruhig. „Es macht mich gut.“
In Furies unheimlichen Augen flackerte etwas wie Zuneigung auf. „Es ist mir bestimmt, allein zu gehen“, sagte sie dann.
„Dann verändere dein Schicksal.“ Kaderin wusste, das Furie ihre Worte für frevlerisch halten würde. Die Walküren glaubten nicht an den Zufall. Für sie geschah alles aus einem bestimmten Grund.
„Hast du zusammen mit deinen Gefühlen auch deinen Glauben verloren?“ Furies Zorn wuchs. Kaderin konnte es spüren, so wie ein Tier den herannahenden Sturm spürt, aber das schreckte sie nicht ab. „Nur ein Feigling würde versuchen, seinem Schicksal zu entgehen. Vergiss das nicht, Kaderin.“ Sie setzte ihren Weg fort.
„Nein, ich komme mit dir.“ Kaderin eilte an ihre Seite.
Furie wandte sich um und legte den Kopf abrupt auf die Seite. „Um dich hier zu halten“, sie packte Kaderins Handgelenk und drehte ihr den Arm auf den Rücken, „und um sicherzustellen, dass du niemals vergisst, was ich dir gesagt hab e … “ Mit einem
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