Immortals after Dark 02 - Kuss der Finsternis
du?“, fragte sie.
„Hörst du das denn nicht?“ Noch so eine Erschütterung, und das Schloss würde einstürzen. Er musste sie von hier fortbringen, auch wenn das bedeutete, sich in das morgendliche Tageslicht draußen zu begeben. Der Drang, sie zu beschützen, war mit einem Mal das einzig Wichtige; es war entscheidend geworden, er konnte sich nicht dagegen wehren.
„Nein!“ Ihre Augen weiteten sich; sie wirkte fassungslos. „Das kann nicht sein!“ Sie wich langsam vor ihm zurück, mit behutsamen Bewegungen, als ob er eine Schlange wäre, die jeden Augenblick zuschnappen könnte.
Eine weitere Explosion. Er translozierte sich direkt vor sie. Ihr Schwert schoss mit einer rasend schnellen Bewegung nach oben. Er packte ihr Handgelenk, aber sie wehrte sich. Wie stark sie war! Aber er schien sogar noch stärker als sonst zu sein, kräftiger, als er es sich je hätte vorstellen können.
„Ich will dir nicht wehtun.“ Er entwand ihr die Waffe und warf sie auf sein niedriges Bett. „Wehr dich nicht gegen mich. Das Dach wird einstürze n … “
„Nei n … nein!“ Sie starrte entsetzt auf seine Brus t – auf sein Herz. „Ich bin kein e … Braut.“
Braut? Ihm blieb der Mund offen stehen. Er erinnerte sich, dass seine Brüder ihm erklärt hatten, dass, wenn er seine Braut gefunden hatte, seine Frau für die Ewigkeit, sie sein Blut zum Fließen bringen würde. Durch diese Erweckung würde sein Körper zu neuem Leben erwachen. Er hatte immer geglaubt, dies sei bloß eine Lüge gewesen, um seinen Schmerz darüber, was sie aus ihm gemacht hatten, zu lindern.
Und doch war es die reine Wahrheit. Das Geräusch, das er gehört hatte, war das Rauschen seines eigenen Herzens, das zum ersten Mal, seit er zum Vampir gewandelt worden war, wieder schlug. Er schwankte, als er tief Luft holte und nach dreihundert Jahren endlich wieder atmete.
Sein Herzschlag wurde stärker, schneller, und dann spürte er plötzlich sein erigiertes Glied, hart und pochend pulsierte es mit jedem Schlag seines Herzens. Reine Wonne schien durch seine Adern zu fließen. Er hatte seine Braut gefunde n – die eine Frau, die für ihn bestimmt war, mit der er für alle Zeit zusammen sein würd e –, und es war dieses quälend zarte Wesen.
Sein Körper war für sie erwacht.
„Du weißt, was gerade mit mir geschieht?“, fragte er.
Sie schluckte und wich weiter zurück. „Du veränderst dich.“ Ihre blonden Augenbrauen zogen sich zusammen, und mit einem kaum hörbaren Flüstern fügte sie hinzu: „Wege n … wegen mir .“
„Ja. Wegen dir.“ Er ging zu ihr hinüber und trat so nahe an sie heran, dass sie zu ihm hochschauen musste. „Vergib mir. Wenn ich gewusst hätte, dass die Geschichten wahr sind, hätte ich nach dir gesucht. Ich hätte dich irgendwie gefunde n … “
„Nei n … “ Sie begann zu schwanken, und er legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu stützen. Sie zuckte zusammen, ließ die Berührung jedoch zu.
In dieser Sekunde wurde ihm klar, dass sie, genau wie er, eine Verwandlung durchmachte. Er glaubte, ein silbernes Aufblitzen in ihren schimmernden Augen zu erkennen. Dann rann ihr eine Träne über die Wange.
„Warum weinst du?“ Die Tränen einer Frau hatten ihn schon als Sterblichen immer zutiefst erschüttert, aber ihre Tränen gaben ihm das Gefühl, als ob sich tausend Messer in seinen Leib bohrten. Als er ihr Haar zurückstrich, sog er mit einem scharfen, wenn auch ungeübten Atemzug Luft ein. Ihr Ohr lief oben spitz zu. So dicht bei ihr, entdeckte er außerdem winzig kleine Fangzähne.
Sebastian hatte keine Ahnung, was sie war, und es war ihm auch egal. „Bitte weine nicht.“
„Ich weine nie“, flüsterte sie. Sie runzelte verwirrt die Stirn und fuhr sich mit dem Handrücken über die Wange, um zu entdecken, dass sie tränenfeucht war. Ihre Lippen öffneten sich, und sie starrte erst die Tränenspur und dann ihre sich biegenden Fingernägel an, die eher eleganten Klauen glichen. Ihr Blick zuckte zu ihm zurück, und sie schluckte, als hätte sie Angst.
„Erzähl mir, was dich bedrückt.“ Endlich hatte er eine Aufgabe: sie zu beschützen, für sie zu sorgen, alles zu vernichten, was sie bedrohte. „Sag mir, wie ich dir helfen kann, Braut.“
„Ich bin keine Braut für jemanden von deiner Art. Niemals!“
„Aber du hast mein Herz zum Schlagen gebracht.“
Sie zischte ihre Antwort heraus. „Und du bist schuld, dass ich wieder fühle .“ Er verstand den Sinn ihrer Worte nicht, genauso
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