Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
Haut möchte ich nicht stecken“, sagte Nïx, als sie mit einem Satz auf die Motorhaube des Veyron sprang.
„Das ist doch wohl nichts Neues, oder?“
„Du weißt, dass Holly dir nicht traut?“
„Das sollte sie auch nicht! Und dir offensichtlich auch nicht. Warum hast du sie belogen?“
„Ich wollte sehen, was du damit bezweckst.“
„Ich führe einfach nur den Plan aus.“ Er öffnete den Kofferraum und seine Tasche, die sich darin befand. Er suchte seinen Flachmann, und als er ihn endlich entdeckt hatte, nahm er einen tiefen Zug von dem Dämonenbräu. Leider würde die Wirkung erst später einsetzen, aber er würde eben jetzt schon den Boden für seinen späteren Rausch bereiten.
„Du glaubst, du kannst Holly einem bösen Hexenmeister überlassen, wo du doch jetzt endlich deinen Anspruch auf sie erheben könntest? Du hast neun Jahrhunderte auf sie gewartet.“
„Ich muss es tun. Nicht dass ich es wollte. Ihr Götter, ich will es nicht. Aber jetzt hat dieses Miststück Sabine auch noch meinen Bruder, und ich schulde ihm schon so viel. Das ist die einzige Möglichkeit, für meine früheren Taten zu büßen. Das Königreich und unser Volk hängen jetzt von mir ab, ganz allein von mir.“
Die Wahrheit dieser Feststellung traf ihn wie ein Schlag mit dem Hammer. Leck mich am Arsch! Das Schicksal aller Bewohner Rothkalinas lastete auf den Schultern des schwarzen Schafes, des Taugenichts.
Wo wir gerade davon reden … „Du hast Rydstrom gesagt, dass diese Sterbliche, Néomi, tot ist. Bist du sicher?“
„Absolutamente.“
Cade war nicht klar gewesen, wie sehr er sich immer noch an die Hoffnung geklammert hatte, sie hätte es vielleicht doch überlebt. Alles verdrängen …
Nïx musterte ihn. „Ich frage mich, ob ich mich deinem kleinen Täuschungsmanöver nicht anschließen sollte. Vor allem aus dem Grund, weil ich nicht glaube, dass du in der Lage bist, sie aufzugeben. Und: Nein, ich kann nicht vorhersehen, wie es ausgeht. Es ist nur so eine Ahnung. Und außerdem weil ich glaube, dass es einer gewissen Grausamkeit bedarf, um einem anderen wirklich gutzutun. Holly muss alles über diese Welt lernen, schnell und unverblümt, und für diesen Job wäre niemand besser geeignet als du.“
„Was meinst du damit, dass sie lernen muss? Sie ist so ziemlich der gelehrteste Mensch, den ich kenne.“
„Ich will, dass Holly das Leben kennenlernt. Ich will ihr die Scheuklappen nehmen, auf die sie sich bisher immer verlassen hat. Und ich denke, dass du genau der Richtige dafür bist, ihr zu zeigen, was sie nicht kennt und auch gar nicht kennen will. Meine Nichte ist auf so vielfältige Weise unschuldig und im Leben einer jeden Frau kommt die Zeit, wenn Unschuld nur ein Euphemismus für Unwissenheit ist.“
„Wie unschuldig kann sie heutzutage überhaupt noch sein?“
„Sie ist stets allem aus dem Weg gegangen, was die Walküre in ihr zum Ausbruch hätte bringen können. Sie hat alles gemieden, was Erregung oder Wut hervorbringen könnte. Ihren Computer hat sie so eingestellt, dass bestimmte Seiten und Inhalte zensiert werden. Sie hat kein Kabelfernsehen. Sie führt praktisch das Leben eines behüteten Kindes. Alle Neigungen, die dem entgegenlaufen, hat sie so hartnäckig unterdrückt, dass sie darüber krank geworden ist.“
„Daher die Sache mit der ständigen Zählerei?“
Nïx nickte. „Und alles, was sie nicht unterdrücken konnte, hat sie mit Pillen behandelt.“
„Sie will unbedingt ihre Medikamente haben.“
„Nun ja, als ihr Tantchen bestimme ich, dass sie sie nicht bekommen darf. So! Andere Walküren werden ihre Energie ebenfalls gespürt haben. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie nach ihr suchen.“
„Dann musst du sie aufhalten.“
Nach einer ganzen Weile sagte Nïx: „Das mach ich. Wenn du schwörst, dass du keine Etappe der Reise überspringst.“
„Das willst du doch nur deshalb, weil ich so gezwungen bin, mehr Zeit mit ihr zu verbringen, und Gefühle für sie entwickeln werde. Dann würde sich nämlich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ich alles zum Teufel jage und sie für mich behalte.“
„Genau.“
„Verdammte Scheiße, die Reise könnte Wochen dauern. Groots Versteck könnte überall liegen, sogar in Alaska.“ Cade nahm noch einen Schluck aus der Flasche. „Und Rydstrom sagte, der Stichtag ist der nächste Vollmond. Was ist, wenn wir es bis dahin nicht schaffen?“
„So lautet nun mal meine Bedingung.“
„Umso größer wird die Gefahr, in der sie sich
Weitere Kostenlose Bücher