Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
wusste, dass sie wusste, dass das die Unwahrheit war.
Ohne ein weiteres Wort schlenderte Nïx zu ihrem Wagen zurück und ließ ihnen keine andere Wahl, als ihr zu folgen. „Also, ich war so frei, deiner von Vampiren verpesteten Wohnung einen Besuch abzustatten und eine Tasche für dich zu packen. Ich vermute mal, du möchtest dich bestimmt umziehen.“
Nïx öffnete den Kofferraum, in dem eine riesige Reisetasche auf einem weiteren Sandhaufen lag. Sie hob das überaus schwer aussehende Gepäckstück mit einem Finger heraus und stellte es auf den Boden. „Oh, und hier ist deine Ersatzbrille.“ Sie zog sie aus ihrer Jacke und gab sie Holly. „Marke Smitten Kitten – Verliebtes Kätzchen – gefällt mir.“
Cade wiederholte „ Verliebtes Kätzchen“ , wobei er jede Silbe überdeutlich aussprach.
Holly setzte die Brille auf und warf ihm einen verunsicherten Blick zu.
Nïx fuhr fort: „Die Brille wird natürlich bald überflüssig sein, da dein Sehvermögen sich ab sofort von Tag zu Tag verbessert. Und hier sind deine Perlen.“ Sie reichte ihr eine Kette, die haargenau so wie die aussah, die Holly jeden Tag trug. Natürlich hatte sie auch dafür Ersatz. „Diese Gegenstände sind deine Talismane.“
„Talismane?“
„Fühlst du dich stärker, wenn du sie trägst?“
Holly biss sich auf die Lippe und nickte.
„Also, wie gesagt, Talismane. Diese Perlen wurden mit einem Zauber versehen. Wenn du sie trägst, bist du für Augen, die Magie einsetzen, unsichtbar.“
Holly sah Cade an, als ob sie von ihm eine Übersetzung erwartete.
„Das heißt, nimm sie nicht ab.“ Er nahm Holly die Kette aus der Hand, packte sie bei den Schultern und drehte sie um. „Nimm deine Haare hoch.“
Als sie ihre rotgoldenen Locken hochnahm, konnte er nur mit Mühe dem Drang widerstehen, ihren grazilen Nacken zu küssen.
Er schüttelte sich und hakte den Verschluss schnell ein.
„Du musst erst noch trocken hinter den Ohren werden“, ermahnte Nïx Holly. „Noch bist du eine kleine, verwundbare Sterbliche. Ups – das hab ich glatt vergessen. Genauso willst du es ja haben.“ Sie kicherte hinter vorgehaltenen Fingerspitzen, als ob dieser Wunsch so töricht wäre, dass er schon wieder niedlich war.
Holly, die verstört aussah, nahm die Tasche und wollte sich auf den Weg zum Waschraum der Tankstelle machen.
„Was glaubst du eigentlich, was du hier tust?“, fuhr Cade sie an.
Er wühlte in der Tasche, zog das erste Paar Schuhe heraus, das ihm in die Hände fiel, und steckte sie ihr an die Füße. Dann nahm er die Tasche und begleitete sie zur Toilette.
Sie stöhnte auf, als er sie hineinbegleitete und erst einmal sämtliche Kabinen überprüfte. Bevor er ging, kniff er ihr ins Kinn. „Also, Kleines, wenn dir hier drin irgendwer komisch kommt, dann mach einfach genau dasselbe, was du mit den Dämonen gemacht hast.“
Immer wenn jemand Holly fragte, was sie am vergangenen Abend getan habe, antwortete sie: „Ich hab noch gearbeitet, war in der Bücherei, und dann bin ich geschwommen.“
Gelegentlich variierte sie die ersten beiden Punkte, indem sie sie gemeinsam mit Tim erledigte.
Und was war mit diesem Abend? „Ach, ich hab nur ein paar Dämonen in einem grauenhaften Blutbad abgeschlachtet, dann haben Vampire mit Maschinengewehren auf mich geschossen, und es gab eine total verrückte Verfolgungsjagd durch den Sumpf. Dann hab ich noch rausgefunden, wer – und was – meine biologische Mutter war. Außerdem habe ich von der Existenz einer geheimen Welt erfahren, die Seite an Seite mit unserer eigenen existiert …“
Einfach viel zu viel. Selbst unter idealen Umständen reagierte sie gar nicht gut auf Veränderungen. Und jetzt war sie einfach nur … starr, fühlte sich von den nicht enden wollenden Schockmomenten wie betäubt.
Zumindest hoffte sie, dass es so war. Andernfalls würde es bedeuten, dass ihr Massenmord ihr kein großes Kopfzerbrechen bereitete.
Ja, diese Männer waren Ungeheuer, und ja, Holly glaubte, dass sie bekommen hatten, was sie verdienten, aber sollte sie nicht wenigstens einen Anflug von irgendetwas verspüren, dass ausgerechnet sie es gewesen war, die es ihnen gegeben hatte? Abscheu? Furcht?
Sie stand vor dem Spiegel und starrte in ihre Augen. Die Ringe, die ihre Iris schon immer umgeben hatten, waren jetzt sehr viel auffälliger. Denn – wer hätte das gedacht – ich stamme von einer Furie ab.
Was auch immer das war.
Nïx’ Augen waren ebenfalls ungewöhnlich, aber deren goldene
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