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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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1. KAPITEL
    Sommer 1868 Echo Basin , Colorado
    Sie hat Angst.
    Ihr Gang ist geschmeidig wie Honig.
    Rafael Moran, genannt »Whip«, »die Peitsche«, hatte diese beiden Gedanken gleichzeitig. Whip wußte nicht, was ihn mehr zu dem jungen Mädchen hinzog, die Angst oder der Honig.
    Er hoffte, daß es die Angst war.
    Doch die Hitze in seinem Blut ließ ihm bewußt werden, daß die Hoffnung vergeblich war. Unter der fadenscheinigen Wolljacke und den Männerhosen, die die junge Frau trug, war ein sehr weiblicher Körper verborgen. Und hinter der aufrechten Haltung, dem erhobenen Kinn und der Entschlossenheit, mit der sie auftrat, verbarg sich eindeutig Angst.
    Whip wußte nicht, wovor sie Angst hatte oder warum ihm das so wichtig vorkam. Aber er wußte, daß er der Sache auf den Grund gehen würde.
    Einen Augenblick lang blieb er noch in dem kalten Schlamm vor dem einzigen Gemischtwarenladen von Holler Creek stehen. Die Kälte des Bergwindes schnitt durch seine dicke Wolljacke. Die junge Frau empfand es wohl ähnlich, denn sie fröstelte, als sie durch die schäbige Tür in den Laden ging.
    Mit den elastischen Bewegungen eines Mannes, der voller gesunder Kraft steckt und seinen Körper beherrscht, folgte Whip dem jungen Mädchen. Der Wind schlug mit einem lauten Knall die Tür hinter ihm zu. Er bemerkte es kaum. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf die Frau mit dem schwingenden, verführerischen Gang konzentriert.
    Sie blieb in dem Lichtschein stehen, der durch das einzige Fenster fiel, das nicht zerbrochen und mit Brettern vernagelt war. Hungrig schweifte ihr Blick über die verstreuten Stapel von Gemischtwaren, Werkzeug und Kleidung. Die Finger einer ihrer schlanken Hände waren fest um etwas in ihrer Handfläche geschlossen.
    Als spürte es Whips eindringliches Interesse, drehte sich das junge Mädchen plötzlich zu ihm um. Er bekam einen lebhaften Eindruck von ihren Augen, die die Farbe des Herbsthimmels in den Bergen hatten, ein so klares und tiefes Blau, daß man bis in alle Ewigkeit hineinschauen und sich dennoch niemals an ihrer Schönheit satt sehen konnte. Was er von ihrem Haar unter dem Hut hervorschauen sah, war wie die Farbe des Herbstes in Reinform - glänzendes Kastanienbraun mit rötlichen und goldenen Lichtern darin wie von Flammen.
    Ich habe sie irgendwo schon einmal gesehen, dachte er verwirrt. Aber wo?
    Beim nächsten Atemzug traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag.
    Mein Traum. Sie ist die junge Frau in der Tür der Hütte, die wartet, immer wartet...
    Auf mich.
    Regungslos starrte Whip die Frau an. Eine gelockte Haarsträhne war unter der Krempe ihres abgewetzten Stetson hervorgerutscht. Sie glänzte wie Seide vor ihrer blassen Wange.
    Ohne nachzudenken trat Whip näher und hob die Hand, um die Strähne wieder hinter ihr Ohr zu streichen. Als ihm klar wurde, was er tat, hielt er abrupt inne, trat einen Schritt zurück und faßte sich statt dessen an den Hut.
    »Guten Morgen, Ma’am«, sagte er und nickte ihr zu.
    Das junge Mädchen blinzelte und betrachtete seine große Hand. Whip wußte, warum. Er hatte sich so schnell bewegt, daß sie nicht sicher sein konnte, ob er sie hatte berühren wollen, anstatt höflich an seine Hutkrempe zu tippen.
    Ihr Blick wanderte von seinen schlanken Fingern zu der langen Rindlederpeitsche, die zusammengerollt über seiner rechten Schulter hing. Ihre Augen weiteten sich.
    Männer mit Peitschen waren in Colorado kein allzu ungewöhnlicher Anblick, ganz sicher nicht so sehr, daß jemand davor erschrecken würde. Die unfreiwillige Reaktion des jungen Mädchens zeigte ihm, daß es ihn wahrscheinlich kannte.
    Oder von ihm gehört hatte, um genauer zu sein.
    Mit einer kurzen, etwas verkrampften Bewegung des Kopfes erwiderte sie Whips höflichen Gruß. Dann wandte sie sich mit kühler Endgültigkeit von ihm ab.
    »Mr. Murphy?« rief sie mit rauchiger Stimme.
    Whip spürte, wie sich sein Körper anspannte, als hätte sie ihn von der Stirn bis zu den Füßen gestreichelt. Ihre Stimme war wie ihr Gang: reiner Sommerhonig.
    Ich hab’ schon lang keine Frau mehr gehabt.
    Doch schon als er den Gedanken dachte, wußte Whip, daß das nicht stimmte. Er hatte sich noch nie von seinen sexuellen Bedürfnissen beherrschen lassen. Er hatte zu viele Jahre in verschiedenen Kulturbereichen verbracht, wo Frauen für ausländische Männer tabu waren; auch für höfliche, sanfte Ausländer mit breiten Schultern und rauchgrauen Augen, deren Haar die Farbe des Sonnenlichts hat.
    »Mr.

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