Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
Hausecke glühten ihre Augen, von Dächern hinab, aus den Häusern … Dutzende von ihnen.
Ich brauche eine Waffe … ganz egal, was.
Da! Hinter einem der Häuser. Ihr Blick fiel auf eine ganz gewöhnliche Holzaxt, die in einem Baumstumpf steckte. Sie hinkte dorthin und zog die Axt aus dem Holz. Dann packte sie den Griff und schwang sie ein paarmal durch die Luft, um sich an die Waffe zu gewöhnen, während sie ihre Feinde fixierte.
Die Wendigos kamen näher.
Monströs . Von Nahem sah sie die Fänge, von denen Geifer triefte, und sie roch den Gestank verfaulenden Fleisches.
Es kam nicht infrage, mit der Axt zuzuhacken – sie konnte es nicht riskieren, dass die Klinge in einem der Körper stecken blieb.
Nein, sie würde die Axt mit voller Wucht um sich schwingen lassen und ihnen so die Köpfe abrasieren.
Gerade als die Größeren von ihnen sich bereit machten, um sich auf sie zu stürzen, verwandelte sich die Nacht zum Tag. Der letzte mächtige Turm explodierte in einer Feuersäule, die das gesamte Tal in gleißendes Licht tauchte.
Die nachtaktiven Wendigos hielten sich schützend die Klauen vor die Augen. Während sie sich sabbernd und zischend zusammenkauerten, rannte Holly einfach an ihnen vorbei.
Sie warf einen Blick zurück. Ich bin schneller als sie! Sie konnten sie nicht mehr einholen.
Als sie sich dem Rand des Dorfes näherte, hatte sie sie weit hinter sich gelassen. Frei! Immer noch rennend, passierte sie das Schild.
Und wurde langsamer …
Prosperity.
Dreihundertdreiunddreißig Dorfbewohner hatten versucht, hier ein Auskommen zu finden. Aber es war nicht Wohlstand – Prosperity –, der sie hier erwartet hatte, sondern nur grauenvolle Angst und ein qualvoller Tod. Sie waren durch ein Versprechen hierher gelockt worden, das nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatte. Genau wie sie.
Verlockt durch die Hoffnung auf ein besseres Leben oder durch die Liebe eines Dämons – wo war der Unterschied?
Sie blieb stehen, und ihr Atem bildete in der zunehmenden Kälte kleine Dampfwolken. Die Wendigos glaubten, hier warte eine schmackhafte Mahlzeit auf sie. Durchdringende Wut erfüllte sie. Wie es ihnen wohl gefallen würde, selbst einmal die Beute zu sein?
Furien sind Raubtiere. Walküren sind Kriegerinnen. Ich bin beides.
Irgendetwas in ihr machte klick . Alles wurde auf einmal ganz klar.
Sie wandte sich um und musterte das Dorf. Nachdem die Hitze der Schmiede jetzt nicht mehr allgegenwärtig war, hatte ein leichtes Schneetreiben eingesetzt.
Die alte Holly hätte aufgeschrien, dass sie nicht rational denke. Aber sie war nicht die alte Holly.
Sie setzte die Axt kurz ab, wrang ihre Kleidung und ihre Haare aus und schlug das Eis von einem Kiefernzweig. Dann rieb sie sich von oben bis unten mit den Kiefernnadeln ein, um ihren Duft zu verbergen.
Anschließend schlich sie zurück, suchte sich ihren Weg zwischen den Häusern hindurch bis zur Kapelle. Dort angekommen, stahl sie sich hinein, und ihr berechnender Blick wanderte über die zugenagelten Fenster.
Die Axt in der Hand, sprang sie auf einen der Querbalken über ihr. Dort hockte sie sich hin und wartete darauf, dass sich ihre Atmung und ihr Herzschlag beruhigten. Warte .
Und dann kamen sie, einer nach dem anderen. Sie witterten sie, jagten sie. Sie neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihre Opfer unbewegt, so wie ihre Ahninnen es vor ihr getan hatten.
Als die Kapelle voll war, zuckte ein Blitz über das Tal hinweg. Der größte der Wendigos hob endlich den Kopf.
Mit lautem Kreischen ließ sie sich fallen und befand sich nun zwischen ihnen und dem einzigen Ausgang.
Sie lebt.
Cade zwang sich wieder einmal, die Augen aufzuschlagen. Sie hatte geschrien, aber nicht vor Angst, sondern vor Zorn.
Die Explosion hatte ihn bis ins Tal hinunter geschleudert. Der Aufprall hatte seinen Körper übel zugerichtet, zersplitterte Knochen ragten ihm aus Armen und Schenkeln.
Aber sie lebt. Und sie war wieder in Gefahr. Er biss die Zähne zusammen und begann damit, die Knochen zurück unter die Haut zu drücken, während er seine Umgebung nicht aus den Augen ließ, auf der Hut vor seinen Feinden.
Warum hatten die Wendigos ihn bisher noch nicht angegriffen? Warum wurden sie vom Geruch seines Bluts nicht angezogen?
Obwohl er nicht mal stehen konnte, musste er irgendwie zu ihr gelangen. Sie hat an mich geglaubt.
Verdammte Scheiße, er würde zu ihr kriechen, wenn es nötig war.
Gerade als er dabei war, seinen Oberschenkelknochen wieder in die richtige Lage
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