Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
ihr die Antworten zu allen möglichen Dingen – privaten Dingen – entlockt hatte. Seine Stimme war so einlullend gewesen, seine Haltung so entspannt.
Jetzt erst wurde ihr klar, dass er sie reingelegt hatte.
Ihr Gesicht wurde knallrot, als sie sich an ihre Enthüllungen erinnerte. Sie berührte sich niemals selbst – weil sie nämlich immer ihre Bahnen schwamm, wenn ihr Verlangen zu groß wurde. Ansonsten bekäme sie nämlich überaus lebhafte Träume und würde mitten in einem Orgasmus – sie hatte das Wort doch tatsächlich ausgesprochen – aufwachen.
Beschämend, aber wahr. Sie hatte oft von leidenschaftlichem Sex geträumt, auf den sie auch körperlich reagierte …
Sie ballte die Hände. Wut kämpfte gegen ihre tiefe Scham. Und dann hatte sie ihm gegenüber zugegeben, dass sie sehr neugierig war, was Sex betraf, aber jede intime Situation, in der sie bisher gewesen war, immer damit geendet hatte, dass sie jemandem wehtat.
Sie schüttelte wild den Kopf. Sein Benehmen war wirklich allerunterste Schublade. Diesmal hatte er nicht mit ihrem Körper, sondern mit ihrem Geist Schindluder getrie…
Er begann, ihr die Decken herunterzuziehen. „Fein, Halbling, dann werde ich dir dabei helfen.“
Sie zog ihm mit einem Ruck das oberste Laken aus der Hand und wickelte sich darin ein, während sie sich mühsam hocharbeitete, bis sie auf wackeligen Beinen stand.
„Okay, also, du kannst jetzt wirklich mal damit aufhören, immerzu die errötende Jungfrau zu geben. Ich hatte stundenlang Zeit, in aller Ruhe deinen Körper anzustarren. Genau genommen hätte die Zeit gereicht, um dich zu malen, statt nur ein paar Fotos mit dem Handy zu machen.“ Er hielt sein Telefon hoch und zwinkerte ihr zu.
„Ich verachte dich“, sagte sie, während sie sich schwankend bückte, um ihre Kleider und Toilettenartikel aufzuheben. Auf dem Weg zum Bad warf sie ihm den bösesten Blick zu, den sie zustande brachte.
Eine lange, heiße Dusche spülte den Großteil der Spinnweben fort, die ihren Verstand umhüllten. Und ihrem Magen ging es auch wieder besser. Als sie aus dem Badezimmer zurückkam, fertig angezogen und für alles gerüstet, fühlte sie sich endlich wieder wie ein menschliches Wesen.
Sie seufzte. Oder auch nicht. Sie konnte es wirklich nicht sagen.
„Wie geht’s dir?“, fragte er.
„Es geht mir ausgezeichnet .“ Ich glaube, ich fange an, dich zu hassen. Und das ist gut. Darüber sollte ich glücklich sein. Das wird mir dabei helfen, mein Ziel nicht wieder aus den Augen zu verlieren.
„Du bist sauer wegen letzter Nacht.“
„Sollte ich das vielleicht nicht sein? Du hast meine Lage ausgenutzt.“
„Ich hab dich nicht angerührt!“
„Du weißt genau, was ich meine“, fuhr sie ihn an. „Du hast mich ausgefragt.“
„Du bist wütend, weil ich dir zufällig ein paar Fragen gestellt habe, als du zufällig gerade besoffen warst? Das glaub ich jetzt nicht. Aber das ist auch egal. Wenigstens bist du jetzt bereit fürs Training.“
„Was ist denn das für ein Training, von dem du dauernd redest?“
„Ich muss dir beibringen, wie man kämpft. Kampftraining. Selbstverteidigung.“ Als sie nicht das mindeste Anzeichen von Kooperation zeigte, sagte er: „Komm schon, das wird lustig.“
Sie hob die Brauen. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich es ganz allein mit zwölf Dämonen aufgenommen.“
„Du hast selbst gesagt, dass du eine Art Wutanfall hattest. Was ist, wenn du diesen Zustand nicht noch einmal erreichen kannst? Oder was ist, wenn du jemanden abwehren willst, ohne ihn gleich umzubringen? Solange dein Leben in Gefahr ist, musst du auf alles vorbereitet sein.“
Manchmal ertappte sie sich dabei, dass sie völlig vergessen hatte, dass da draußen Mörder herumliefen, die es auf sie abgesehen hatten. „Würde ich dich dabei schlagen?“
„Kann sein.“
In diesem Augenblick hätte nichts verlockender sein können. „Dann bin ich dabei. Was soll ich tun?“
„Zieh die Schuhe aus.“
Sobald sie ihre Schuhe abgelegt hatte, gab er ihr ein Zeichen, sie solle sich ihm gegenüber aufstellen. „Wenn du vielleicht auch sonst nichts von dem behältst, was ich dir gleich beibringe, es gibt zwei Dinge, die du dir unbedingt merken musst. Erstens: Zögere nie. Wenn dir dein Instinkt sagt, du sollst zuschlagen, dann tu es. Und zweitens: Du musst dich nicht schämen wegzurennen, wenn die anderen in der Überzahl sind. Aber nur, wenn du sicher bist, dass du entkommen kannst. Sonst verschwendest du nur Zeit und
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