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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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Prolog
    Kommt, setzt Euch zu mir, Freund und Pilgersmann, und lauscht meiner Mär, die den meisten noch unbekannt sein dürfte.
    Sie handelt von Ehre und Freundschaft, von Kraft und Stärke, von Loyalität und Tapferkeit. Es ist dies eine Mär von Knaben, die zu Männern wurden, nicht durch die Zahl der Jahre, sondern weil sie durchs Feuer gingen, durchs Feuer der Hölle, Arm in Arm, Schulter an Schulter, trotzig, kühn und mit nur einem Leitsatz:
    Alle oder keiner.
    Wir alle kehren heim.
    Wir sind Brüder bis in den Tod.
    Man sagt, der härteste Stahl werde im heißesten Feuer geschmiedet, dem Feuer der Hölle. Ich selbst bin Zeuge. Denn auch ich gehörte zur Bruderschaft. Gefangen in einem Lande, das vielen unter dem Namen Outremer oder auch als Heiliges Land bekannt sein mag. In der Gewalt meiner Feinde, gefangen im tiefsten Verlies, lernte ich diese erstaunlichen Männer kennen.
    Wir waren fünfzig in unserer kalten, engen, überfüllten Zelle. Zerschunden, zerschlagen, halb verhungert. Aber nicht besiegt. Nein, nicht besiegt.
    Nichts Irdisches konnte den Willen dieser Männer brechen.
    Obgleich junge Männer, manch einer kaum dem Knabenalter entwachsen, waren sie dennoch hager und abgehärmt wie Greise. Ihre Gesichter waren zerfurcht, in ihren Augen spiegelten sich nackter Hunger und das Entsetzen über ihr Martyrium. In zerfetzte Lumpen gehüllt, die Leiber vernarbt, aus alten und neuen Wunden blutend, fochten sie dennoch mit einem Willen und einer Kraft, die mir bis heute den Atem raubt.
    Wir waren fünfzig, und fünf davon wurden zu unseren Anführern: der Geist - ungesehen und ungehört erreichte er jeden Ort - war unser Verbindungsmann, unser Bote; der Schotte - er nahm die Strafe für andere, für Schwächere auf sich; der Witwenmacher - er wachte über uns und plante unsere Flucht; der Magier - wie durch Zauberhand beschaffte er uns alles, was wir benötigten; und schließlich der Abt, ein belesener, frommer Mann, dessen unverbrüchlicher Glaube uns nicht vergessen ließ, dass wir, trotz unseres elenden Daseins in Schmutz und Gefangenschaft, Menschen und keine Tiere waren.
    Wir nannten sie die Quinfortis, »die Macht der Fünf«. Dank ihnen verloren wir nie den Mut, verloren nie die Hoffnung, obwohl unsere Folterknechte danach trachteten, unseren Willen zu brechen. Ohne sie wären wir nie mehr heimgekehrt.
    Wir wären umgekommen.
    Ausnahmslos alle.
    Diese Ballade soll ihr Loblied singen.
    Der Witwenmacher.
    Ich traf den Mann, den die Bruderschaft den Witwenmacher nannte, am ersten Tag meiner Gefangenschaft. Sein Gesicht war durch Prügel derart entstellt, dass er mir wie ein Ungeheuer erschien. Doch den Blick seiner Augen werde ich nie vergessen.
    Intelligent, durchdringend, schaute er mir bis in die Seele. Er bot mir seine Hand, so wie all den anderen, die in Gefangenschaft geraten waren, er bot mir seine Hand und versprach mir, er werde mich bis zum letzten Atemzug verteidigen.
    Es war ein heiliger Schwur.
    In jener Nacht, als unsere Flucht gelang, hielten sieben die Stellung, um uns einen Vorsprung zu ermöglichen.
    Die Quinfortis, das Phantom und der Heide.
    Während wir ein Schiff Richtung Heimat bestiegen, blieben jene sieben Tapferen zurück, um gegen unsere Folterknechte mit nichts als den bloßen Händen zu kämpfen. Selbst jetzt noch, Jahre später, sehe ich sie klar und deutlich in jener sternenklaren Mondnacht vor mir: wie besessen fochten sie, während wir auf ihr Geheiß rannten, um unsere Freiheit wiederzuerlangen.
    Der Geist, der Schotte, der Witwenmacher, der Magier, der Abt, das Phantom und der Heide. Männer, die schworen, ihre christlichen Namen erst dann wieder zu tragen, wenn sie ihre Freiheit wiedererlangt hätten. Nicht hier, wo sie zu einer tierischen Existenz verurteilt waren, wo sie um Brot und Leben kämpfen mussten.
    Männer, die durch die Narben, die sie davontrugen, und durch die Eide, die sie einander schworen, zu Brüdern geworden waren. Durch das Brandzeichen auf der rechten Hand, das Symbol unserer Feinde, das uns nie die Zeit vergessen lässt, als wir wie wilde Tiere leben mussten.
    Aber in der Nacht unserer Flucht, da waren sie kein Vieh. Sie waren auch keine sterblichen Männer, keine bloßen Knaben.
    Sie waren Helden.
    Helden, deren Taten, deren Selbstlosigkeit, nie der Vergessenheit anheim fallen darf.
    Ich habe euch bereits die Geschichte des Geistes er-zählt, jenes Mannes mit Namen Simon von Ravenswood, und der vielen Segnungen, deren er später teilhaftig

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