Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
brüllte er sie an. Seine Worte hallten von den Felswänden wider.
Plötzlich erklang ein unheimliches Gelächter, das Lachen einer Frau, ohne erkennbare Quelle.
Cadeon zerrte Holly hinter sich, während sie sich in dem dichten Nebel umsahen. „Wir gehen wieder zurück. Auf der Stelle.“
„Sind das die Geis…“
Mit einem Mal wurde sein Körper durch die Luft gewirbelt. Sie schrie, als eine unsichtbare Kraft ihn gegen einen der Pfeiler schleuderte, sodass die ganze Brücke bei dem Aufprall bebte. Sein Rücken verformte den Eisenträger, gegen den er geschmettert worden war, eins seiner Hörner bohrte sich sogar hinein. Mit einem lauten Schmerzensschrei warf er den Kopf nach vorn, um es aus dem Metall zu befreien, und fiel auf die Füße.
Erneut ertönte Gelächter.
„Cadeon!“ Die Geister. Es mussten die Geister sein. „Oh Gott, sie sind real.“
„Bleib unten!“, brüllte er.
Sie kauerte sich zusammen, aber sie war gar nicht angegriffen worden. Warum nicht?
Als er versuchte, zu ihr zu gelangen, hagelte es von allen Seiten unsichtbare Hiebe auf ihn, bis er schließlich die ganze weite Strecke bis ans Ende der Brücke geschleudert wurde. Wütend sprang er wieder auf die Füße.
Wieder und wieder bemühte er sich, zu ihr zu gelangen, wurde jedoch jedes Mal zurückgetrieben. „Lauf zum Auto! Fahr weg!“
Als sie ihn noch einmal hochhoben, versuchte er verzweifelt, sich gegen sie zu wehren, aber es war vergeblich. Seine Gegner waren körperlos.
Mit einem Mal wurde ihr alles klar. Sie schoss auf die Füße und rannte durch den Nebel auf ihn zu.
Mit weit aufgerissenen Augen sah er sie auf sich zukommen. „ Holly, nein! Hau sofort ab, verdammt noch m…“
„Wartet!“, schrie sie in die Nacht hinaus. „Er tut mir nicht weh.“
Endlich ließ die unsichtbare Kraft ihn zu Boden fallen.
Holly kniete sich neben ihn und half ihm, sich aufzusetzen. Sie spürte, dass sie von allen Seiten umzingelt waren, überall um sie herum gärte es bedrohlich. „Er gehört zu mir!“ Sie nahm Cadeons Hand und legte sie auf ihr Gesicht. Er umfasste es zärtlich, so wie sie es vorhergesehen hatte.
Der Angriff hörte unvermittelt auf.
„Was zum Teufel ist denn hier los?“, krächzte er. Er fuhr sich mit dem Ärmel über die blutende Lippe. In seiner Wange klaffte ein tiefer Riss, und sein Hemd bestand nur noch aus Fetzen.
„Ich glaube, sie dachten, du tust mir weh oder zwingst mich, auf die Brücke zu kommen“, sagte sie. „Vermutlich reagieren sie sehr empfindlich auf aggressive Männer, die Frauen durch die Gegend zerren.“
Misstrauisch beäugte er seine Umgebung. „Vielen Dank für die Rettung, Kleines.“ Als er versuchte aufzustehen, biss er die Zähne vor Schmerz zusammen und hielt sich mit der Hand die Rippen. „Aber hättest du das mit deinem Riesenhirn nicht schon ein bisschen früher herausfinden können? Vorzugsweise, bevor sie mir die Rippen zertrümmerten?“
„Ooooh! Ich hätte dich den Geistern – den weiblichen Geistern – überlassen sollen, damit sie dich noch ein bisschen durchprügeln!“
Ein Pfeil bohrte sich mit einem lauten Schwirren in das Eisen zwischen ihnen und blieb vibrierend stecken. Ihre Köpfe wirbelten herum, in Richtung Wagen, aber sie konnte nicht erkennen, wer ihn abgeschossen hatte.
„Lauf! In den Nebel!“ Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte Cadeon sie hochgezogen und rannte mit ihr in die entgegengesetzte Richtung, wobei er sich zwischen sie und den Feind positionierte.
„Ich dachte, dass es noch ein paar andere Faktionen gäbe, die sich mit mir fortpflanzen wollen!“, rief sie, während sie rannte. „Wo sind sie, Cadeon? Häh? Für mich sieht es eher danach aus, dass mich nur alle umbringen wollen!“
„Wenn sie dich hätten umbringen wollen, hätten sie nicht vorbeigeschossen!“ Eine ganze Wolke von Pfeilen flog auf sie zu. Zwei davon bohrten sich in seinen Rücken.
„Cadeon!“
„Lauf – weiter!“
Kurz bevor sie das andere Ende der Brücke erreichten, wurde er von zwei weiteren Pfeilen getroffen. Er stieß Holly hinter einen Felsbrocken am Straßenrand und duckte sich mit ihr dahinter.
Sofort drehte er ihr den Rücken zu. „Zieh sie raus!“
„Oh Gott.“ Sie saßen so tief. Sie packte einen der Schäfte so weit unten, wie es nur ging. Dann schluckte sie und zog daran, bis er sich löste. Aus der Wunde tropfte Blut, und einen Augenblick lang glaubte sie ein bläuliches Schimmern wahrzunehmen. Doch als sie kurz blinzelte, war es schon
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